Die Wahl zu den Pfarrgemeinderäten ist ein Ausdruck dafür, dass die Kirche heute die Mitverantwortung der Frauen und Männer als Zeugen Jesu Christi in der Kirche und in der Welt hoch schätzt. Das Zweite Vatikanische Konzil hatte diese Form der Beteiligung am Leben der Kirche weltweit verbindlich gemacht.
Am vergangenen Sonntag haben wir mehr als 40 Jahre nach der Einführung dieser Wahl zum zwölften Mal gewählt. Einige Gemeinden wählen aus verschiedenen Gründen (z. B. Pfarrerwechsel, Fusionsprozess, zu wenige Kandidaten usw.) zu Beginn des kommenden Jahres.
Obgleich noch nicht alle Gemeinden erfasst sind, gibt es doch schon eine ausreichende Einsicht in die Wahlergebnisse. Wir werden natürlich die Wahlergebnisse genauer analysieren und auch Schlüsse ziehen.
Von den 3300 Kandidatinnen und Kandidaten wurden über 2000 Frauen und Männer in die neuen Pfarrgemeinderäte gewählt. Der Frauenanteil ist wie auch bisher bei den Gewählten ebenso wie bei den Wählern höher als der Männeranteil. Wir haben eine Wahlbeteiligung von ca. 18 Prozent (ca. 1,3 Prozent weniger als vor vier Jahren). Damit können wir sehr zufrieden sein. Ich komme noch darauf zurück.
Es gibt jedoch auch neue Erkenntnisse:
Was mich am meisten freut, ist die sicher noch zu verbessernde, aber auch bei geringfügigem Schwund relativ konstante Wahlbeteiligung. Dies ist gerade in der jetzigen Situation nicht selbstverständlich. Im gesellschaftlich-politischen Bereich geht die Wahlbeteiligung seit Jahren bedenklich zurück. Man hat auch befürchtet, dass die krisenhaften Ereignisse der letzten Jahre in der Kirche zu mehr Desinteresse führen würden. Heute dürfen wir dankbar feststellen, dass dies alles - jedenfalls bei den Wahlen - keine größeren Spuren hinterlassen hat. Ich sage dies allerdings vorsichtig und nachdenklich: Ich weiß, dass diese Ereignisse Schaden angerichtet haben, der viel wiegt und nicht so leicht behoben werden kann. Auch in diesem Licht werden wir die Ergebnisse noch nüchtern betrachten.
Vor allem aber möchte ich auf Bistums- und Gemeindeebene allen von Herzen danken, die bei der Vorbereitung und der Durchführung der Wahlen beteiligt waren. Viele haben sich bis zu den Informationen über die Kandidaten sehr große und auch schöpferische Mühe gegeben. Ich nenne stellvertretend für alle vor allem Herrn Pastoralreferenten Ulrich Janson, den Referenten für die Pfarrgemeinde-, Seelsorge- und Dekanatsräte in unserem Bistum. Mit ihm danke ich allen Damen und Herren, die sich im Bischöflichen Ordinariat und in den Pfarrgemeinden für eine gute Gestaltung der Wahlen eingesetzt haben.
Insgesamt sind die Wahlen ein verlässliches Zeichen der Hoffnung und der Treue zur Kirche. Dies kann allen Mut geben.
(c) Karl Kardinal Lehmann, Bischof von Mainz
von Karl Kardinal Lehmann, Bischof em. von Mainz
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