Weihbischof Guballa am Tag seiner Ernennung (20. Februar 2003) (c) Öffentlichkeitsarbeit / Bistum Mainz (Ersteller: Öffentlichkeitsarbeit / Bistum Mainz)

Geistlich tief gegründet in großer Offenheit

Datum:
Sonntag, 4. März 2012

Eine erste Würdigung des verstorbenen Weihbischofs Dr. Werner Guballa

Weihbischof und Bischofsvikar Dr. Werner Guballa ist am frühen Nachmittag des 27. Februar 2012 nach längerem Leiden an Lungenversagen gestorben. Viele im ganzen Bistum Mainz haben in den fast neun Monaten, in denen er mit der heimtückischen Krebskrankheit vorbildlich kämpfte, an seiner Seite und in großer Solidarität mit ihm gebangt und ihn vor allem durch ihr Gebet unterstützt. Der in vielen Diensten und Ämtern bewährte Bischof, der im 68. Lebensjahr stand, war in der ganzen Diözese geschätzt und anerkannt.

Werner Guballa ist am 30. Oktober 1944 in Marienborn, heute zu Mainz gehörend, geboren. Er hatte vier Geschwister, von denen eine Schwester und ein Bruder noch leben. Nach dem Besuch der Volksschule wechselte Werner Guballa auf das bekannte Rhabanus Maurus-Gymnasium in Mainz, an dem er auch die Reifeprüfung ablegte. Unmittelbar danach wurde er als Priesteramtskandidat des Bistums Mainz angenommen und begann im Priesterseminar und an der Theologischen Fakultät das Studium der Philosophie und der Theologie. Zum Wintersemester 1966/67 wurde er zum Weiterstudium nach Rom an das Päpstliche Collegium Germanicum-Hungaricum geschickt. Dort absolvierte er seine Studien mit gutem Erfolg an der Päpstlichen Universität Gregoriana. Am 10. Oktober 1970 wurde er in Rom vom niederländischen Kardinal Willebrands zum Priester geweiht. Das Bistum Mainz beurlaubte ihn nach Abschluss der Studien zur Promotion. Den insgesamt neunjährigen Studienaufenthalt in Rom schloss er am 10. Juni 1975 durch den Erwerb des Dr. theol. ab. Die Doktorarbeit über den großen Theologen Melchior Cano OP, der eine wichtige Rolle im 16. Jahrhundert spielte, fertigte er an unter der Leitung von Prof. Dr. Karl Becker SJ, der nicht zuletzt aufgrund seiner jahrzehntelangen loyalen Mitarbeit an der Kurie vor einigen Tagen von Benedikt XVI. mit der Kardinalswürde ausgezeichnet wurde.

Unmittelbar nach der Rückkehr aus Rom wurde Werner Guballa 1975 Kaplan an der großen Gemeinde St. Georg in Bensheim an der Bergstraße, wo er unter Leitung eines ausgezeichneten Pfarrers mit allen Grundfragen und Aufgaben der Seelsorge vertraut wurde. Die Arbeit im Weinberg des Herrn machte ihm sichtlich große Freude. Nach zwei Jahren übernahm er zum 1. September 1977 das Amt des Subregens am Bischöflichen Priesterseminar, das er fast sieben Jahre lang sehr gut verwaltete. Er hat aus dieser Zeit heute noch bei vielen Priestern eine sehr positive Einschätzung und hat viel zur Festigung des Ansehens des Priesterseminars beigetragen. Anfang 1982 wurde Dr. Guballa Pfarrer an St. Albertus in Mainz, einer Pfarrei, die identisch ist mit der Katholischen Hochschulgemeinde an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Er hatte eine ungewöhnlich schwierige Situation zu bewältigen und hat in mühsamer und zäher Arbeit unter großer Anerkennung die Situation weitgehend sanieren können und sich dadurch hohes Ansehen verschafft. Bis zur Erschöpfung hat er diese Aufgabe neun Jahre lang ausgeübt. Heute noch danken ihm viele für die qualitätvollen Gottesdienste mit den tiefen Predigten und für die sehr einfühlsame Seelsorge für Einzelne.

Mit Wirkung zum 1. Mai 1991 wurde Dr. Guballa zum Pfarrer von St. Ludwig in Darmstadt ernannt. Diese Pfarrei gehört zu den wichtigsten Gemeinden im Bistum. Der Pfarrer von St. Ludwig vertritt in Darmstadt, das sehr durch die Evangelische Kirche von Hessen und Nassau geprägt ist, die katholische Kirche mit ihren vielen Einrichtungen. So wurde er zugleich zum Vorsitzenden des Caritasverbandes Darmstadt ernannt und hat mit Caritasdirektor Wilhelm Schulze den Caritasverband in Darmstadt und darüber hinaus im Blick auf die Zusammenarbeit mit den Gemeinden und die Beratungsdienste eindrucksvoll aufgebaut. Bald wurde Werner Guballa auch zum Dekan gewählt.

Nach dem Ausscheiden von Generalvikar Prälat Martin Luley habe ich Pfr. Dr. Werner Guballa, inzwischen auch Monsignore, zum Generalvikar des Bistums Mainz mit den Aufgaben eines Moderators der Kurie und eines Ökonomen ernannt. Er wurde im selben Jahr 1996 Mitglied des Domkapitels. Zwei Jahre später zeichnete ihn Papst Johannes Paul II. mit der Würde eines Päpstlichen Ehrenprälaten aus. In dieser Zeit hat Werner Guballa im Bistum vieles wieder zusammengeführt, was sich da und dort auseinander entwickelt hatte. Die Räte im Bistum, die neueren pastoralen Berufe und das Ehrenamt vieler Laien wurden in dieser Zeit gewiss noch stärker geschätzt, und dies auch im Sinne einer amtlichen Anerkennung.

Nach sieben Jahren im Dienst als Generalvikar wurde Werner Guballa am 20. Februar 2003, also vor neun Jahren, von Papst Johannes Paul II. zusammen mit Dr. Ulrich Neymeyr zum Weihbischof ernannt. Ich habe ihm neben der Mitarbeit im ganzen Bistum zwei wichtige Aufgaben übertragen, nämlich die Leitung des Dezernates „Priester, Ständige Diakone und Orden" und die bischöfliche Mitverantwortung für die Caritas im Bistum. Für beide Bereiche war er Bischofsvikar und übernahm damit eine große Verantwortung im Bistum. In diesen neun Jahren hat sich Weihbischof Guballa in allen Regionen des Bistums und mit allen Kräften in Gemeindebesuchen und Firmungen engagiert und hat sich im Dienst für die ihm anvertrauten Aufgaben nicht geschont.

Dies gilt auch für unsere Bischofskonferenz. Er konnte aufgrund seiner Hochschulerfahrung vieles in die entsprechende Kommission einbringen, wo er vor allem das immer sensible Gebiet der Hochschulpastoral in besonderer Weise übernahm. Zugleich hat er in der Kommission für Ehe und Familie und in der großen und wichtigen Kommission Weltkirche mitgearbeitet, und hier besonders in der Sorge für die Unterstützung Lateinamerikas, d.h. für ADVENIAT.

Entscheidend war immer, wie Weihbischof Dr. Werner Guballa diese verschiedenen Ämter in großer Kontinuität und über Jahre ausgeübt hat. Immer war seine große Menschlichkeit zu spüren, die mit einer hohen Einfühlungsgabe in Menschen einher ging. Dies kommt besonders auch in der Geschwisterlichkeit zu den Priestern, aber auch zu den Ständigen Diakonen, Pastoralreferenten und Gemeindereferenten, nicht zuletzt aber auch zu den Ordensgemeinschaften zum Ausdruck. Er hatte Interesse nicht nur am vielfachen Dienst aller, sondern auch an ihrem konkreten Leben mit allen Belastungen. So schöpfte er alle Möglichkeiten aus, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, besonders in Notsituationen, zu helfen und war allen sehr nahe. Man spürt auch, wie sich dies positiv in der Caritas auswirkte und wie er selber von dieser Mitverantwortung Impulse für sein gesamtes pastorales Tun erhalten hat. Auch wenn er viel Sinn hatte für die menschliche Erdung unserer Tätigkeit, so war ihm in allem das spirituelle Fundament sehr wichtig. In allen Bereichen sorgte er für eine tiefe Spiritualität. Wir verdanken ihm auch den Ausbau des Instituts für Geistliche Begleitung von Hauptamtlichen in Seelsorge und Caritas. Werner Guballa war in allen Personalangelegenheiten diskret und verlässlich. Ich danke ihm auch für die Klugheit und Menschenkenntnis, die uns bei der Besetzung der Pfarreien besonders hilfreich waren. Für die Brüderlichkeit und die Kollegialität im Domkapitel und in der Dezernentenkonferenz bleiben wir ihm stets dankbar. Seine kirchliche Loyalität ohne alle Scheuklappen und mit großer Offenheit war für alle wohltuend. Ich persönlich möchte ihm auch, gerade im Blick auf die Zeit meiner Tätigkeit als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, von ganzem Herzen danken für die stets geschenkte Solidarität und für die hohe Bereitschaft, für mich selbst Aufgaben zu übernehmen.

In Dankbarkeit nehmen wir Abschied von Weihbischof und Bischofsvikar Dr. Werner Guballa. Mit seiner Familie und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern trauern wir um diesen harten Verlust für uns alle. Die sterbliche Hülle von Weihbischof Guballa beerdigen wir in der Bischofsgruft des Mainzer Domes mit einem Pontifikalrequiem am Mittwoch, 7. März 2012 um 10.30 Uhr. Sein Sarg wird am Tag zuvor, Dienstag, 6. März, ab 11 Uhr vormittags in der Memorie des Domes aufgebahrt. Dort können wir bis zum Trauergottesdienst von Werner Guballa Abschied nehmen. Ich bitte alle Schwestern und Brüder im Bistum Mainz um das Gebet für unseren verehrten Weihbischof.

(c) Karl Kardinal Lehmann, Bischof von Mainz

 

Beitrag für die Mainzer Kirchenzeitung "Glaube und Leben" vom 4. März 2012

von Karl Kardinal Lehmann, Bischof em. von Mainz

Copyright: Karl Kardinal Lehmann, Mainz