Grußwort beim Benefiz-Konzert zur Eröffnung der St. Martinus-Schulstiftung des Bistums Mainz

am Sonntag, 19. März 2006, im Hohen Dom zu Mainz

Datum:
Sonntag, 19. März 2006

am Sonntag, 19. März 2006, im Hohen Dom zu Mainz

Kirche und Stiftungen gehören seit alter Zeit eng zusammen. So geht die älteste Stiftung des Bistums Mainz, soweit wir dies feststellen können, auf das 11. Jahrhundert zurück. Wir blicken also um ein ganzes Jahrtausend zurück. Ohne die Stiftungen wäre die Sorge für die Alten und Kranken, mithin auch der Ausbau des christlichen Krankenhauses, nicht denkbar. Aber auch die Kulturstiftungen, die gewiss erst in späterer Zeit größeres Gewicht erhalten, dürfen nicht einfach übergangen werden.

In den letzten Jahren und Jahrzehnten gibt es nicht nur in der Gesellschaft, zum Teil auch stärker angestoßen vor allem von den Vereinigten Staaten von Amerika, eine wirkliche Renaissance des Stiftungswesens. Wir haben uns im Bistum Mainz schon früh daran beteiligt, nicht zuletzt durch das Zentralinstitut für Kirchliche Stiftungen, wofür unser früherer Stiftungsbeauftragter, Herr Prof. Dr. iur. Dr. h. c. Josef Schäfers, große Verdienste hat, heute geleitet durch den Justitiar des Bistums, Prof. Dr. Michael Ling. Ich denke aber auch an die Banken, die uns dabei befördert haben.

So sind in den letzten Jahren neben der Hilfe, die wir auch anderen Bistümern, kirchlichen Verbänden und außerdeutschen Institutionen zugute kommen ließen, auch bei uns selbst gewichtige Stiftungen neu gegründet worden, wie zum Beispiel die Dom-Stiftung, die Bonifatius-Stiftung und die Ketteler-Stiftung, um aus jüngster Zeit nur diese drei zu nennen. Nun wollen wir eine weitere größere Stiftung heute aus der Taufe heben, eben die St. Martinus-Schulstiftung.

Die Errichtung dieser Stiftung fügt sich gut in das kirchliche Gesamtkonzept des Bistums Mainz ein. Die Förderung von Kindern und Jugendlichen gehörte immer schon ganz zentral zum Grundauftrag von Kirche überhaupt. Heute bewegt uns hauptsächlich eine große Sorge um eine gute, ganzheitliche Bildung. Wir haben den Eltern viel zu danken, dass sie in Hessen und Rheinland-Pfalz unsere Schulen in vieler Hinsicht großzügig mittragen und unterstützen. Überhaupt ist es die Erziehungsgemeinschaft von Eltern, Lehrern und Schülerinnen bzw. Schülern, die ein wesentliches Grundelement der katholischen Schulen darstellt. Dies hat gerade auch die Erklärung des Zweiten Vatikanischen Konzils über die christliche Erziehung (Gravissimum educationis) betont, deren Verabschiedung vor 40 Jahren wir im letzten Jahr – auch durch manche Kongresse – dankbar in Erinnerung gebracht haben. Die nachkonziliare Weiterentwicklung der Grundgedanken ist dabei überaus hilfreich und noch nicht abgeschlossen.

Das Bistum Mainz hat, schon auch mit einem gewissen Unterschied zu manchen anderen Bistümern, eine lange Tradition im Unterhalt von Schulen. Dabei gab es durchaus auch Krisen, denn manche bisherigen Schulträger, wie hoch verdiente Ordensgemeinschaften, konnten nicht mehr mit ihren Kräften diese Schulen in eigener Verantwortung führen. Wir verdanken es weitsichtigen Männern der Bistumsleitung, wie besonders Domdekan Dr. Hermann Berg und Domkapitular Ernst Kalb, dass das Bistum in verschiedenen Formen die Weiterexistenz der bestehenden Schulen sichern konnte. Ich freue mich, dass die heutige Dezernentin, Frau Ordinariatsdirektorin Dr. Gertrud Pollak, diese Aufgabe gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kraftvoll fortführt, wie auch bisher schon grundlegend unterstützt vom Generalvikar und vom Finanzdirektor des Bistums.

Wir haben auch heute den festen Willen, in dieser Priorität der Förderung katholischer Schulen nicht nachzulassen. Dies ist bei sinkenden Einnahmen vor allem der Kirchensteuern nicht leicht. Ich danke vor allem auch dem Kirchensteuerrat des Bistums und den Verantwortlichen für die Finanzverwaltung, dass wir in dieser Absicht eine hohe Einmütigkeit erreichen und halten konnten. Wir müssen aber dabei neue Wege gehen. Dazu gehören Stiftungen im eingangs erwähnten Sinne. Die Ansätze zu einer neuen Stiftungskultur, die sich in den letzten Jahrzehnten und Jahren bei uns gezeigt haben, bieten dafür wirklich neue Chancen.

Wir wollen mit der neuen St. Martinus-Schulstiftung zur langfristigen Sicherung eine Dachstiftung gründen, unter der einzelne Schulen Stiftungen gründen können, die präzis die Belange der Einzelschulen fördern. Dabei können wir sicher eine spezifische Hilfe vom Bistum her leisten, wenn es um die Konzeption und Förderung, die Beratung und die Werbung für die Schulen und die Stiftung bzw. Stiftungen geht.

Heute möchte ich mit Ihnen allen zusammen gerade auch durch das Benefizkonzert die St. Martinus-Schulstiftung eröffnen. Die Genehmigung zur Stiftung ist erteilt, die Stiftung ist mit Wirkung vom 21. Februar 2006 errichtet. Wir haben soeben die konstituierende Sitzung des Kuratoriums vorgenommen. Ich danke allen Damen und Herren, die Mitglieder des Kuratoriums und des Vorstandes sind. Es war eine besondere Freude zu sehen, wie positiv die angesprochenen Damen und Herren reagiert haben. Besonders danke ich der Vorsitzenden des Kuratoriums, Frau Staatsministerin im Bundeskanzleramt Prof. Dr. Maria Böhmer, MdB, Direktor Dr. Opp (Deutsche Bank) und Herrn Dr. h.c. Johannes Gerster, der nach seinem langen Dienst in Israel wieder in seiner Mainzer Heimat ist.

Die Schulstiftung ist mit dem Namen des hl. Martinus verbunden. Er ist ja der Patron des Bistums und auch der erste Patron dieses altehrwürdigen Domes. Über 30 Bilder und Statuen vom mächtigen Reiterstandbild auf dem Dach bis zum Goldenen Schrein in der Ostkrypta sind Zeugen des Beistandes und des Vertrauens der Menschen über viele Jahrhunderte. Martinus hat durch die Teilung des Mantels am Stadttor von Amiens die Zuwendung der Christen zu den Bedrängten unauslöschlich in unser europäisches kulturelles Gedächtnis eingeprägt. Aber mit der Caritas gingen immer auch viele leibliche und geistliche Werke der Barmherzigkeit einher. Zu diesen Werken gehört es nicht nur, Almosen zu geben, Hungrige zu speisen, Obdachlose zu beherbergen, Nackte zu bekleiden, Kranke und Gefangene zu besuchen und Tote zu begraben, sondern auch die Unwissenden zu lehren, den Zweifelnden Recht raten, die Betrübten trösten. Nicht zuletzt darum gehören unsere Sorge für Schulen aus diesem Geist und die Schulstiftung in das Zentrum gerade des heutigen christlichen und kirchlichen Auftrags. Gott segne unser Vorhaben auf die Fürsprache des hl. Martinus!

© Karl Kardinal Lehmann

Es gilt das gesprochene Wort

von Karl Kardinal Lehmann, Bischof em. von Mainz

Copyright: Karl Kardinal Lehmann, Mainz