Grußwort im Pontifikalgottesdienst am Ostermontag, 12. April 2004, anlässlich der Feier des 70. Geburtstages von Herrn Apost. Nuntius Erzbischof Karl-Josef Rauber

im Hohen Dom zu Mainz

Datum:
Montag, 12. April 2004

im Hohen Dom zu Mainz

Verehrter Herr Jubilar, lieber Mitbruder Karl-Josef Rauber!

Verehrte, liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

 

Mit den Weihbischöfen und dem Herrn Generalvikar, dem Domdekan mit Domkapitel und Domstift heiße ich Sie alle am Ostermontag herzlich willkommen. Ganz besonders gilt dies für den Hauptzelebranten dieses Gottesdienstes, Herrn Apostolischen Nuntius Erzbischof Dr. Karl-Josef Rauber, der unsere Einladung angenommen hat, seinen 70. Geburtstag, den er gestern feiern konnte, mit uns heute gemeinsam zu begehen. Nuntius Rauber ist Priester unseres Bistums und wurde vor 45 Jahren hier im Dom durch Bischof Dr. Stohr geweiht, am 28.2. unter anderem zusammen mit Pfarrer Werner Bone, im selben Jahr wurden noch weitere Mitbrüder zum Priester geweiht, unter ihnen am 26.7. Herr Domkapitular Prälat Günter Emig. Karl-Josef Rauber feierte seine Primiz in seiner Heimatgemeinde St. Josef in der Mainzer Neustadt.

Wir freuen uns, dass unter unseren Mitbrüdern und aus dem Bistum nicht wenige Ordensfrauen, Ordenspriester und Diözesangeistliche, im Einzelfall auch Diakone und Schwestern sowie Brüder aus den Berufen des Pastoralreferenten und der Gemeindereferentin, in der ganzen Welt und in vielen Ortskirchen aller Kontinente tätig sind. Wir unterhalten regelmäßig Beziehungen mit ihnen und freuen uns, wenn wir auch konkrete Kontakte während des Heimaturlaubes pflegen können.

Es ist uns aber eine große Freude, dass einer von uns auch in besonderer Weise im Dienst des Hl. Vaters für die Weltkirche steht. Erzbischof Rauber ist nach der Kaplanszeit in Nidda (1959-1962), wo Hermann Kardinal Volk während des Zweiten Weltkrieges Pfarrer war, zum Studium beurlaubt worden. Im Jahr 1966 wurde er nach der Ausbildung in Rom (ab 1962) und im Zug der Internationalisierung der Kurie nach dem Konzil Nuntiatur-Sekretär im Staatssekretariat. Hier ist besonders die Zeit zu erwähnen, in der er engster Mitarbeiter des späteren Kardinals Giovanni Benelli wurde (ab 1967 Substitut im Staatssekretariat bis 1977). Die enge Zusammenarbeit mit Kardinal Benelli, dem Erzbischof Rauber immer ein hohes ehrendes Andenken bewahrt hat, hat ihn tief geprägt und ihn auch über ein Jahrzehnt in einer wichtigen Zeit, nämlich der Kurienreform, mit dem Vatikan und allen Behörden vertraut gemacht.

Nach der Ernennung von Benelli zum Erzbischof von Florenz beginnt die intensive Zeit in zahlreichen Nuntiaturen der Weltkirche: 1977-1981 an der Nuntiatur in Belgien, an der er nun wieder ist, fortgesetzt in Griechenland. Ab 1982 kommt die achtjährige Tätigkeit in Uganda, eine in vieler Hinsicht herausfordernde Mission, nicht zuletzt wegen der kriegerischen Auseinandersetzungen im Lande und der AIDS-Katastrophe. An Dreikönig 1983 wurde Karl-Josef Rauber zum Bischof geweiht und zum Titular-Erzbischof von Jubaltiana (Nordafrika) ernannt. Sein Wahlspruch lautet: Die Liebe Christi drängt uns (2 Kor 5,14). Sein aktiver Dienst in der Weltkirche wurde dadurch gleichsam unterbrochen, dass er von 1990 bis 1993 zum Präsidenten der Päpstlichen Diplomaten-Akademie in Rom ernannt wurde, wo seit 1701 die Anwärter für das Nuntiaturpersonal für ihren Dienst geschult und vorbereitet werden. Die Betrauung Karl-Josef Raubers mit dieser für die Kirche sehr wichtigen Aufgabe der Leitung dieser Akademie bei der Kirche S. Maria sopra Minerva zeigt, wie hoch seine Persönlichkeit und sein Dienst geschätzt wurden.

Vor etwas mehr als zehn Jahren nahm Erzbischof Rauber wieder den Dienst außerhalb von Rom auf. Die äußerst schwierige Situation in der Schweiz, die auch dem Nuntius, der hier leicht zwischen die Stühle kommen konnte, alles abverlangt hat, sollte von ihm einer Lösung entgegengeführt werden, was schließlich mit der Schaffung des neuen Erzbistums Liechtenstein auch gelang. Danach sammelte Erzbischof Rauber ab 1997 in Ungarn Erfahrungen im Umgang mit einer Kirche, die nach dem Fall des Eisernen Vorhangs ihre Freiheit wiedergewonnen hatte und mit ihrer richtigen Verwirklichung ringen musste. Seit einem guten Jahr ist er Apostolischer Nuntius in Belgien und Luxemburg mit Sitz in Brüssel. Es bedarf nicht vieler Worte, wie wichtig das Zentrum der Länder der Europäischen Union, in wenigen Wochen auf 25 Staaten erweitert, für die Kirche geworden ist. Auch wenn es seit fünf Jahren einen eigenen Apostolischen Nuntius bei der Europäischen Union gibt, so bleiben den beiden Nuntien in Brüssel, die ausgezeichnet zusammenarbeiten, viele Aufgaben.

Nuntius Karl-Josef Rauber hat in Rom bei vielen Kollegen, auch vielen Nuntien in aller Welt, einen guten Namen. Viele schätzen seine hohe Kompetenz und seine Klugheit, nicht minder aber auch seine Gradlinigkeit und seinen Gerechtigkeitssinn. Dies hat ihn, zusammen mit dem stets unabhängigen Eintreten für das Evangelium Jesu Christi und für alle Menschen, zu einem echten Diplomaten gemacht, der eine klare Entschiedenheit in den Grundsätzen mit einem nüchternen Sinn für die vielfältige Wirklichkeit verbindet. Man darf ja nicht vergessen, dass der Heilige Stuhl die Nuntiaturen eingerichtet hatte, als die allermeisten Staaten von heute noch längst nicht existierten. Der Bischof von Rom hatte sich schon seit dem 4. Jahrhundert, zunächst für eine jeweils kurze Zeit, in entfernten Gebieten und auf Konzilien vertreten lassen, für längere Zeit auch am Hof in Konstantinopel.

Wir haben allen Grund, mit dem Jubilar für diese intensive Tätigkeit im Dienst Jesu Christi für die Weltkirche von Herzen zu danken, ihm Gottes reichen Segen zum 70. Geburtstag zu wünschen und auch für die Zukunft alles für ihn zu erbitten, was er für die Fortsetzung dieses Dienstes braucht. Lassen Sie mich dies mit den Worten von Angelo Kardinal Sodano, Staatssekretär Seiner Heiligkeit, sagen, der uns am 10. April zu unserem Fest folgendes Telegramm geschickt hat.

( Wird danach verlesen)

(c) Karl Kardinal Lehmann

 

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TELEGRAMM

 

SEINER EMINENZ DEM HOCHWÜRDIGSTEN HERRN

KARDINAL KARL LEHMANN, BISCHOF VON MAINZ

 

EMINENZ, SIE HATTEN DIE FREUNDLICHKEIT, DEN HEILIGEN STUHL ÜBER DIE FEIERLICHKEITEN ZU INFORMIEREN, DIE AM OSTERMONTAG AUS ANLASS DES 70. GEBURTSTAGS DES VERDIENTEN APOSTOLISCHEN NUNTIUS IN BELGIEN UND IM GROSSHERZOGTUM LUXEMBURG, S.E. ERZBISCHOF DR. KARL-JOSEF RAUBER, IN IHRER DIÖZESE STATTFINDEN.

DER HEILIGE VATER PAPST JOHANNES PAUL Il. VERBINDET SICH IN HERZLICHER MITFREUDE UND IM GEBET MIT DEN BISCHÖFEN, DEM KLERUS UND DEN GLÄUBIGEN, DIE SICH IM HOBEN DOM ZU MAINZ VERSAMMELT HABEN, UM IM EUCHARISTISCHEN OPFER DEM GÜTIGEN GOTT FÜR DAS ERFOLGTE LEBEN DES JUBILARS DANK ZU SAGEN. IN DEN LANGEN JAHREN SEINER DIPLOMATISCHEN TÄTIGKEIT IN ROM UND IN VERSCHIEDENEN LÄNDERN DER ERDE HAT ERZBISCHOF RAUBER EINEN GROSSEN ERFAHRUNGSSCHATZ GESAMMELT. DER RÜCKBLICK AUF SIEBEN LEBENSJAHRZEHNTE LÄSST IHN ALS EINEN MANN GOTTES UND DER KIRCHE ERSCHEINEN, DER SICH ALS MENSCH, PRIESTER UND BISCHOF GANZ DEM DIENST AM EVANGELIUM IN DER MISSION DES HEILIGEN STUHLS VERPFLICHTET WEISS. MIT DER GEBETSBITTE, DASS DER VON DEN TOTEN ERSTANDENE ERLÖSER JESUS CHRISTUS DAS LEBEN UND WIRKEN VON ERZBISCHOF RAUBER WEITERHIN MIT SEINER GNADE BEGLEITEN MÖGE, ERTEILT SEINE HEILIGKEIT PAPST JOHANNES PAUL II. IHM UND ALLEN, DIE SEINEN EHRENTAG MIT IHM BEGEHEN UND FÜR IHN BETEN, VON HERZEN DEN APOSTOLISCHEN SEGEN.

MIT DEM VERSPRECHEN MEINES BESONDEREN GEBETSGEDENKENS VEREINE ICH MICH MIT DEN SEGENSWÜNSCHEN DES HEILIGEN VATERS UND ENTBIETE DEM VEREHRTEN JUBILAR SOWIE IHNEN, HERR KARDINAL, UND ALLEN MITFEIERNDEN MEINE PERSÖNLICHEN GRÜSSE.

VATIKAN, 10. APRIL 2004

ANGELO KARDINAL SODANO

STAATSSEKRETÄR SEINER HEILIGKEIT

 

Es gilt das gesprochene Wort

von Karl Kardinal Lehmann, Bischof em. von Mainz

Copyright: Karl Kardinal Lehmann, Mainz