Laudatio zur Verabschiedung von Chefarzt Prof. Dr. Peter Kirschner sowie zur Einführung des neuen Chefarztes Prof. Dr. Dr. Michael Wagner im Katholischen Klinikum Mainz

am 13. August 2008

Datum:
Mittwoch, 13. August 2008

am 13. August 2008

ehr verehrter Herr Prof. Kirschner mit verehrter Frau,

sehr verehrter Herr Prof. Wagner mit Ihrer verehrten Frau und Ihren Familien,

verehrte Herren Ärztliche Direktoren und Professoren des Klinikums der Johannes Gutenberg-Universität, besonders Herr Dekan Prof. Urban,

verehrte Herren Chefärzte und Oberärzte im Hause, Herr Ärztlicher Direktor Prof. Heintz,

liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Katholischen Klinikum, Ärzte, Schwestern, Pfleger und alle in Verwaltung, Technik, Küche, Sozialberatung und Seelsorge!

Verehrte Gäste, Partner und Freunde des Katholischen Klinikums, für die ich stellvertretend Herrn Prof. Dr. Fritz Kümmerle begrüßen möchte, den Lehrer von Prof. Kirschner und von vielen, die hier sind, verehrte Damen und Herren!

Gerne mache ich mir die Worte von Herrn Domkapitular Hans-Jürgen Eberhardt, dem Vorsitzenden des Aufsichtsrates Caritaswerk St. Martin (zu dem das Katholische Klinikum gehört), zu eigen und heiße auch von meiner Seite aus Sie alle herzlich willkommen.

Der Wechsel der Chefärzte ist ein wichtiges Ereignis in einem Klinikum. Die einzelnen Abteilungen sind ja die Säulen des Hauses und beleben das Ganze wie die Kräfte der Seele den ganzen Leib. In der Person von Herrn Prof. Dr. Peter Kirschner gilt dies ganz besonders, nicht zuletzt auch für Herrn Prof. Dr. Dieter Brackertz. Sie haben am selben Tag, nämlich am 1. Januar 1982 den Dienst in diesem Haus angetreten. Es gibt wohl im ärztlichen Dienst kaum jemand, der auf eine so lange Zeit der verantwortlichen Leitung zurückblicken kann. Seit fast 27 Jahren ist Prof. Kirschner also Chefarzt der Hauptfachabteilung Unfall- und Wiederherstellungschirurgie. Sie kennen, verehrter Herr Prof. Kirschner, das alte Haus, haben den Umzug im Jahr 1982 in den Neubau mitgemacht und haben in der Folge davon nicht zuletzt auch Ihre Abteilung neu strukturiert, immer wieder erweitert und vergrößert. So sind Sie wie wenige in der Lage, diesen großen Wandel persönlich erfahren zu haben. Sie haben bis heute auch maßgebend an dem Auf- und Ausbau durch alle Phasen hindurch mitgewirkt.

Es kann nicht meine Aufgabe sein, Ihre Leistungen und Verdienste aus medizinischer Sicht und in der organisatorischen, ja auch ökonomischen Perspektive des Katholischen Klinikums darzustellen. Hier werden wir gewiss nachher von dem kfm. Geschäftsführer, Herrn Ludger Meier, und ganz besonders von Ihnen selbst im Rückblick etwas hören, aber auch von den fünf Herren, die in den Grußworten gewiss vieles entfalten werden.

Aber ich kann etwas darüber sagen, wie Sie dies alles vollbracht haben. Dazu gehörte die herausragende Vorbereitung für diesen Dienst, auf die ich nachher eingehen werde. Zuerst ist aber auch ein Blick auf Ihr Leben wichtig. Sie sind am 22. April 1941 in St. Joachimsthal im Erzgebirge geboren. Ihr Vater war Mediziner, sodass Sie von Kind auf Berührung hatten mit dem Leben und Dienst eines Arztes. Schließlich kamen Sie in jungen Jahren in unsere Gegend und sind in Gernsheim am Rhein aufgewachsen, wo Sie die Volksschule und schließlich auch das Gymnasium mit dem Abitur im Jahr 1961 besuchten.

Es folgte ein sehr zügiges Studium der Medizin an den Universitäten Frankfurt, Freiburg i. Br. und Gießen. Kurz nach dem Staatsexamen im Jahr 1967 wurden Sie zum Doktor der Medizin promoviert (1968). Es folgten wichtige Lehrjahre in der Universitätsklinik Gießen, am St. Marienkrankenhaus in Siegen und schließlich ab 1971 in der Chirurgischen Universitätsklinik Mainz als Mitarbeiter von Herrn Prof. Dr. Fritz Kümmerle, der Sie wohl entscheidend geprägt hat. Sie haben den Facharzt erworben für Chirurgie (1974), ergänzt durch die Teilgebietsanerkennung der Unfallchirurgie, in der Sie sich vor allem bei Herrn Prof. Carl-Heinrich Schweickert aus- und fortgebildet haben. So wurden Sie 1977 Oberarzt in der Unfallchirurgischen Universitätsklinik Mainz und wurden nach der Habilitation im Jahre 1978 zum Professor ernannt. Auf diese Weise kamen Sie mit vielen Erfahrungen an der Jahreswende 1981/82 als Chefarzt an das St. Vincenz- und Elisabeth-Hospital.

Sie haben deshalb wie eine Reihe anderer Kollegen bei aller Eigenverantwortlichkeit hier im Hause viele Beziehungen sachlicher und menschlicher Art zur Universitätsklinik aufrechterhalten, wie wir dankbar auch an dem reichen Besuch vieler namhafter Professoren der Johannes Gutenberg-Universität heute erkennen dürfen. Dies ist uns bis zum heutigen Tag immer nützlich gewesen, nicht zuletzt auch seitdem wir Lehrkrankenhaus für die Universitätsklinik sind. Sie haben aus diesem Aufenthalt an mehreren Universitäten und besonders hier in Mainz vieles inspirierend und erneuernd mitgebracht und besonders eben auch dann den Neuanfang im Hause schwungvoll und erfolgreich belebt. Sie haben sich immer wieder für notwendige Investitionen eingesetzt und haben konsequent auch neue Operationstechniken eingeführt. Dafür haben Sie sehr viele abteilungsinterne Veranstaltungen zur ständigen Weiterbildung angesetzt, vor allem aber haben Sie in mustergültiger Weise Ihr Team zusammengeführt und ihm - so darf man wohl sagen - einen ganz eigenen „Geist" verliehen. Es hat Sie ganz besonders ausgezeichnet, dass Sie Ihre Informationen und Erfahrung selbstlos weitergegeben haben und andere daran teilnehmen ließen. Sie haben Ihren Wissensvorsprung nicht eifersüchtig für sich behalten, sondern ihn allen zugute kommen lassen. Gerade so blieben Sie auf einzigartige Weise mitten in aller Kollegialität der „Chef". Deshalb waren Sie auch nicht nur in den Operationssälen ein so erfolgreiches und anerkanntes Team, sondern Ihre früheren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben - als sie in Deutschland weit verstreut eine eigene und andere Verantwortung übernommen haben - zusammengehalten und immer wieder die Verbindung mit Ihnen und untereinander gesucht. Ich durfte zweimal bei den verschiedenen Treffen dafür ein eindrucksvoller Zeuge sein.

Dies darf aber nicht nur - so wichtig dies ist und bleibt - unter rein funktionalen Gesichtspunkten verstanden werden. Dieser einzigartige „Teamgeist" wurzelte auch in der tiefen Menschlichkeit, die Sie für alle hatten: für das Wohlergehen aller, für die jeweiligen Ehepartner und die Familien, das Fortkommen und die verschiedenen Erfolge aller. So kannten Sie Ihre Leute und konnten sich hervorragend auf sie verlassen. Sprichwörtlich ist Ihr beliebter Satz vor dem Urlaub an das Team: „Macht´s wie immer Leute, keine Experimente!"

So haben Sie auch den Patienten in seiner leib-seelischen Ganzheit gesehen. Darum wussten Sie auch um die Notwendigkeit der Hilfe nach chirurgischen Eingriffen. Die Notwendigkeit der Physiotherapie und der Krankengymnastik im besonderen, der sozialen und auch seelsorglichen Begleitung. Dies alles hat dazu beigetragen, dass die Abteilung Unfallchirurgie in der Mainzer Bevölkerung, in der ganzen Umgebung und besonders auch in Rheinland-Pfalz sowie in den angrenzenden Teilen Hessens eine so hohe Anerkennung gefunden hat. Es gab lange OP-Wartezeiten, vor allem im Bereich Endoprothetik der Hüfte und des Knies. Aber unentwegt haben viele Menschen immer wieder Ihre Hilfe gesucht und das Vertrauen ganz auf Sie gestützt. Gerade durch Ihre Fähigkeit zu Delegation von Verantwortung und zur Anerkennung der Qualitäten anderer haben Sie neben Ihrer eigenen Kompetenz zu diesem großen Renommee beigetragen.

Hier darf ich ganz besonders Ihre Oberärzte und heute vor allem Herrn Ltd. Oberarzt und Ihren Vertreter Dr. Heinrich Römer nennen, der ähnlich hohe Verdienste hat. Er ist nämlich jemand, der schon seit dem 1. Februar 1973, also seit 35 Jahren, hier im Haus seinen Dienst erfüllt hat. Auch wenn Sie, verehrter und lieber Herr Dr. Römer, an anderer Stelle verabschiedet worden sind, möchte ich auch heute Ihnen einen ganz besonderen Dank sagen. Wir wissen alle, wie unermüdlich Sie um Patienten und Mitarbeiterinnen sowie Mitarbeiter besorgt waren. Ihre Belange waren Ihnen noch wichtiger als die eigenen Interessen. Sie haben nicht nur im Hintergrund viel zum inneren Frieden beigetragen, sondern kümmerten sich auch um die praktischen Umsetzungen von theoretischen Neuerungen. Sie waren gleichsam der personifizierte „Teamgeist". Auch die Bevölkerung kennt Sie als einen herausragenden Chirurgen. Wenn wir Ihnen Dank sagen, gilt das auch für Ihre verehrte Frau und Ihre beiden Töchter. Ich könnte nichts Schöneres über Sie sagen als ein Wort von Ihnen selbst zu zitieren, das ich immer wieder auch von vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hier im Hause ähnlich höre: „Ich bin jeden Morgen aufgestanden und gerne zur Arbeit gegangen." Menschen mit dieser Einstellung sind der wahre Schatz und das eigentliche Kapital des Katholischen Klinikums. Bei dieser Gelegenheit danke ich von ganzem Herzen allen, die hier im Hause sich so eindrucksvoll einsetzen.

Ich komme wieder auf Sie, verehrter Herr Prof. Kirschner, zurück. Die vorher erwähnten Eigenschaften und die eben genannten Mitarbeiter waren auch eine ideale Voraussetzung für Ihre mehrfache Tätigkeit als Ärztlicher Direktor im Hause. Sie haben vor der engeren Zusammenarbeit mit dem Hildegardis-Krankenhaus im St. Vincenz- und Elisabeth-Hospital zweimal und nachher nochmals diese wichtige Funktion für das neue Katholische Klinikum übernommen. Ihr hohes vielfältiges Interesse für die anderen Abteilungen, mit denen Sie ja ohnehin vielfach zusammengearbeitet haben, Ihre kollegiale Art der Kooperation, Ihre Fähigkeiten, andere mit ihren Qualifikationen gelten zu lassen und zu fördern, haben dem Haus gut getan.

So ist es sicher auch keine Überraschung, dass Sie nicht nur Mitglied in vielen Fachgremien waren, sondern dass Sie auch in nicht wenigen entweder durch Teilnahme an der Gründung oder durch Übernahme der Präsidentschaft hohen Anteil am Ansehen und Gelingen dieser Vereinigungen hatten und haben. Ich nenne nur die Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen (Sie haben dafür schon 1978 einen wissenschaftlichen Preis erhalten), die Deutschen Arbeitsgemeinschaften zur Endoprothetik  und für Unfallchirurgie. In beiden Gesellschaften, nämlich für Unfallchirurgie und für Endoprothetik, waren Sie auch jeweils Präsident. Sie hatten auch bei den Landesverbänden der gewerblichen Berufsgenossenschaften Hessen, Mittelrhein und Thüringen eine Vertrauensstellung als beratender Arzt. Wir werden sicher in den Grußworten Ihrer Kollegen, nicht zuletzt aber der Generalsekretäre der Arbeitsgemeinschaften, noch Näheres darüber hören, wie Sie geschätzt sind.

Wenn Sie nun nach 40 Jahren Tätigkeit im medizinischen Dienst für die Menschen und nach fast 27 Jahren der Verantwortung in unserem Haus Ihre aktive Zeit beenden, so sind wir überaus dankbar, dass wir in Ihrem Nachfolger, Herrn Chefarzt Prof. Dr. Dr. Michael Wagner, einen ausgezeichneten Fachmann und einen Chirurgen gefunden haben, der eine riesige Erfahrung mitbringt und ein breites Feld als Chirurg in der Orthopädie und in der Traumatologie, ebenso auch bei der Wiederherstellung besitzt und viele Erfahrungen - zuletzt besonders von Chemnitz - zu uns nach Mainz bringt. Auch er ist für diese Aufgabe bestens vorbereitet. Auch er kommt aus einem Elternhaus, wo Vater und Mutter Ärzte waren. Seinem Vater Prof. Dr. Heinrich Wagner verdankt die Unfallchirurgie bahnbrechende neue Wege. Sie haben von Chemnitz her auch vielfache Erfahrung mit einem kirchlichen Krankenhaus. Schon der gute Übergang seit dem 1. Juni 2008 von Herrn Prof. Kirschner auf Sie, Herr Prof. Wagner, zeigt, wie Sie diese große Aufgabe, gewiss auf Ihre Weise, übernommen haben und fortsetzen werden. Ich bin gewiss, dass die Bevölkerung auch Ihnen darum großes Vertrauen entgegenbringen wird und Sie so auch das große öffentliche Ansehen dieser Abteilung weiter begründen und rechtfertigen. Wir hoffen, dass Sie und später einmal auch Ihre Familie sich in Mainz wohl und bald zu Hause fühlen werden. Herr Dr. Hans-Jürgen Hennes, Medizinischer Geschäftsführer des Caritaswerkes St. Martin, wird dies nachher ausführlicher und kompetenter begründen.

So danken wir Ihnen, hochverehrter Herr Prof. Kirschner, für diesen großen Einsatz zugunsten der Menschen und unseres Hauses. Nicht zuletzt aber auch für die Art des Umgang mit Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wir danken aber auch Ihrer verehrten Frau Hanna und Ihren beiden Töchtern Annette und Nina, denn sie haben den Ehemann und Vater in herausragender Weise in seinem großen Dienst unterstützt, ihn gewähren lassen und ihn gestützt. Ich wünsche Ihnen nun den mehr als verdienten Ruhestand, damit Sie auch einigen Lieblingsbeschäftigungen nachgehen können, die Sie sonst immer wieder zurückstellen mussten. Dazu gehören auch liebenswerte und liebenswürdige Dinge, die man in Mainz besonders schätzt: Sie sind Fan von Mainz 05; Sie sind ein aktiver Fastnachter und Sie gelten als vorzüglicher Weinkenner. Dann werden wir uns auch immer wieder begegnen, mit Ihnen uns freuen, aber auch stets dankbar sein und bleiben. Gottes Segen für Leib und Seele und auf allen Wegen!

(c) Karl Kardinal Lehmann

von Karl Kardinal Lehmann, Bischof em. von Mainz

Copyright: Karl Kardinal Lehmann, Mainz