In Deutschland gibt es zurzeit unter den katholischen (Erz-) Bischöfen vier Kardinäle mit den beiden klassischen Kardinalssitzen in Köln und München, später kam für Breslau Berlin hinzu. Wenn man vom Heilgen Vater als ehemaligen deutschen Kardinal absieht, gibt es nun in Rom drei deutsche Kardinäle, Kardinal Kasper als Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, der hochbetagte Benediktiner Paul Augustin Kardinal Mayer im 96. Lebensjahr und nun durch die jüngste Ernennung von Papst Benedikt XVI. der Präsident des Päpstlichen Rates „Cor unum“ Erzbischof Dr. Paul-Josef Cordes, der im Konsistorium am 24. November 2007 vom Papst mit der Kardinalswürde ausgezeichnet wird.
Es war bestimmt für Benedikt XVI. nicht leicht, den im Vergleich zu früher überdurchschnittlich vielen Kardinälen aus Deutschland einen weiteren, besonders auch in Rom, hinzuzufügen. Um so tiefer sind gewiss die Gründe für diesen Schritt.
Paul-Josef Cordes ist am 5. September 1934 in Kirchhundem im Sauerland (Erzdiözese Paderborn) geboren und wurde nach dem Studium in Paderborn und Lyon 1961 zum Priester geweiht. Nach den Kaplansjahren sollte Paul-Josef Cordes in Münster bei Karl Rahner eine theologische Doktorarbeit schreiben. Als ich 1968 als Professor für Dogmatik und theologische Propädeutik an die Mainzer Universität kam, ging Paul-Josef Cordes mit mir nach Mainz. Damit beginnt die Verbindung des neuen Kardinals mit Mainz. Er wohnte wie ich drei Jahre im Priesterseminar und half auch in dieser Zeit in nicht wenigen Mainzer Pfarreien bei den Gottesdiensten aus. Schließlich war er der einzige meiner Doktoranden, der während meines dreijährigen Aufenthaltes an der Mainzer Universität seine Doktorarbeit im Jahr 1971 abschließen konnte, bevor ich nach Freiburg in meine Heimatdiözese ging.
Paul-Josef Cordes hat in diesen Jahren eine außerordentlich gründliche wissenschaftliche Untersuchung zum Priesterbild des Zweiten Vatikanischen Konzils, besonders zum Konzilsdekret „Vom Dienst und Leben der Priester“, geschrieben (Sendung zum Dienst, Frankfurt 1972). Dies war damals viel schwieriger als heute, denn es gab keinen leichten Zugang zu den Dokumenten der Vorbereitung dieses Konzilstextes und nur wenige Kommentare. Paul-Josef Cordes hat in intensivem Einsatz eine Arbeit geschrieben, die auch nach 35 Jahren und vielen Veröffentlichungen zur Sache noch lesenswert ist.
Mainz war eine wichtige Station auf dem Weg von Paul-Josef Cordes. Nach Abschluss seiner mit der höchsten Note ausgezeichneten Doktorarbeit übernahm Cordes die Aufgabe eines theologischen Referenten im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz. 1975 wurde er zum Weihbischof in Paderborn ernannt. Im Jahr 1980 wurde er nach Rom berufen und arbeitete 15 Jahre als Vizepräsident im Päpstlichen Rat für die Laien. Er hat in dieser Zeit außerordentlich viel getan für die Anerkennung haupt- und ehrenamtlicher Laienarbeit. Dabei hat er vor allem auch die geistlichen Bewegungen, die damals eine solche Hilfe brauchten, gestützt und gestärkt. Paul-Josef Cordes ist auch einer der Schöpfer und Förderer der Weltjugendtage. Papst Johannes Paul II. schätzte Paul-Josef Cordes nicht weniger als der jetzige Papst, der in seiner Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation Paul-Josef Cordes auch als Berater in die von ihm geleitete Behörde berief. Beide sind ungefähr gleich lange in Rom.
Schließlich hat Papst Johannes Paul II. den deutschen Erzbischof zum Präsidenten des Päpstlichen Rates „Cor unum“ ernannt, der für so etwas wie die Not- und Katastrophenhilfe in aller Welt und auch für die „Caritas internationalis“ zuständig ist. Der Päpstliche Rat ist vergleichbar einem Dachverband aller Caritasverbände in der katholischen Kirche. Paul-Josef Cordes reiste in viele Katastrophengebiete der Welt und brachte durch seine Gegenwart für die oft sehr bedrängten Menschen ein Stück Hoffnung in eine nicht selten trostlos zerstörte Welt. Im persönlichen Auftrag des Papstes setzte er konkrete Zeichen der Anteilnahme. Er kennt Krieg, Not und Katastrophen in vielen Winkeln und Krisengebieten der Welt. Dabei ging es vor allem auch um die Koordination der Hilfsbemühungen.
Diese Aufgabe hat er nun zwölf Jahre mit hohem Einsatz erfüllt. Dennoch hat er nie die Veröffentlichung vieler wertvoller Texte zur Spiritualität von heute aufgegeben und hat mehrere Bücher dazu veröffentlicht, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden. Dabei hat er durch sein Studium in Frankreich und seine Zugehörigkeit zur Priestergemeinschaft des Charles de Foucauld viele Anregungen gerade aus der französischen Welt erhalten und ist mit ihr eng verbunden.
Wir freuen uns deshalb in Mainz mit der Erzdiözese Paderborn und vielen Freunden von Paul-Josef Cordes in Rom über diese hohe Anerkennung und Auszeichnung durch Papst Benedikt XVI. Mainz war eine wichtige Station seines Lebens, an die er sich gerne erinnert. Wir grüßen darum den neuen Kardinal in Rom und wünschen ihm Gottes reichen Segen.
(c) Karl Kardinal Lehmann
von Karl Kardinal Lehmann, Bischof em. von Mainz
Copyright: Karl Kardinal Lehmann, Mainz