ORDEN WIDER DEN TIERISCHEN ERNST 2006

Laudatio von Ritter Karl Kardinal Lehmann auf Friedrich Merz

Datum:
Montag, 20. Februar 2006

Laudatio von Ritter Karl Kardinal Lehmann auf Friedrich Merz

Ihr Narrenschwestern, Narrenbrüder!
Ich steh’ mit Freude hier jetzt wieder
und hab’ als Knappe anzumelden
euch einen klugen, tapf’ren Helden,
der hier, so will’s das Protokoll,
den Ritterschlag erhalten soll.

Ich hab gedient ihm viele Jahr,
obwohl’s für mich nicht einfach war,
wenn er trotz guter Worte Macht
manch neuen Streit hat angefacht.

Doch will ich hier vor allen Dingen
ein Lob auf meinen Herren singen.
Er ist, ihr seht es nach ’ner Weil,
rein körperlich mein Gegenteil.
Und dennoch, da gibt’s keine Frag’,
geeignet für den Ritterschlag.

Das zeigt schon – Leute merket auf –
das Zahlenspiel im Lebenslauf:
Am 11.11. war er da,
dazu im 5 mal 11. Jahr.
Mit 4 mal 11 hat unvermessen
er der Fraktion schon vorgesessen

Mit diesen Elfern, dass ihr’s wisst,
obwohl er Sauerländer ist,
wär er in Mainz mit Sicherheit
Prinz Carneval auf Lebenszeit.

Die Disziplin als höchste Tugend
erlernt er schon in früher Jugend,
wobei auch er, wie ich entdeckt,
so manchen Streich hat ausgeheckt.

Mit Vollgas auf des Mopeds Rücken
wusst’ er die Damen zu entzücken,
fand sich in Nietenhosen schick,
die Haare lang bis in’s Genick.
Und in der Schule voller Witz,
saß er schon auf dem Schleudersitz.

Jedoch am End’ hat er beherzt
die eignen Fehler ausgemerzt.
Nicht jeder, der auf Mopeds düst,
hat den Verstand schon eingebüsst.

Betrachtet man ihn heutzutage,
sieht man empor ganz ohne Frage
erstaunt zu einem Grossen, Langen,
der auch mal klein hat angefangen,
und der trotz mancher schnöden List
noch lang nicht ausgemerkelt ist.

Sehr oft erfuhr er auch die schwere
und hinterrücks kreierte Lehre:
„Stellt dir der Gegner mal ein Bein,
dann kann’s auch ein Parteifreund sein“.

Er galt auch in der Jugend schon
in seiner christlichen Union
als Spitzenmann, höchst eloquent,
wie kaum man einen zweiten kennt.

In seiner Mannschaft wie ein Turm!
Der beste Mann im schwarzen Sturm!
Beim Kopfball zählt er zur Elite!
Angreifer-Typ von höchster Güte!

Ich nenne ihn ganz legitim:
„Podolski in dem Merkel-Team“,
und frag’, warum er abgeblitzt
dort nur auf der Ersatzbank sitzt?

Ich denk’, dass Friedrich unbeirrt
in Zukunft Ängies Joker wird,
der in der zweiten Halbzeit prompt
noch garantiert zum Einsatz kommt.

Man weiss: er ging auch dann und wann
scharfzüngig seine Gegner an.
Hat die Blockierer ungeniert
mit bess’rem Wissen attackiert,

hat Zauderer und Kritiker
als kluger Analytiker
selbst in den eig’nen Reih’n zerpflückt,
gesenkelt und zurechtgerückt.

Kein Wunder, Freunde, denn ein jeder
weiß längst schon aus dem Struwwelpeter:
„Der Friederich, der Friederich,
das ist ein arger Wüterich“.

Als er die Leitkultur erwähnte,
als Deutschtümler man ihn verhöhnte.
Doch wollt’ er zu bedenken geben:
wo viele miteinander leben,
braucht’s eine Richtschnur, die allein
kann allen Bürgern nützlich sein.

Denn die zitierte Leitkultur
meint doch am Ende eines nur:
dass Toleranz nur existiert
wenn man das Grundrecht akzeptiert!

Von Recht versteht mein Ritter viel.
Da bringt man auch den Spruch in’s Spiel:
„Ein Rechtsanwalt ist hochverehrlich,
obwohl die Kosten oft beschwerlich“.
Als Wilhelm Busch den Vers gemacht
hat er wohl kaum an Merz gedacht.

Mein Ritter, wie ihr alle wisst,
im Christentum verwurzelt ist.
Und deshalb bin ich unumwunden
im Herzen tief mit im verbunden.

Vor jeglichem Polit-Theater
ist Friedrich Merz Familienvater.
Was ich gar nicht verschweigen könnt,
drei Kinder er sein eigen nennt.

Man sieht, es geht der gute Mann
mit gutem Beispiel hier voran.
Er ist, so wird von ihm erzählt,
in erster Ehe noch vermählt

und lebt nach Treue und Gebot.
Kurzum: mein Herr ist ein Exot.
Weil dies bisweilen, wie ihr wisst,
in seinen Kreisen selten ist.

Man fragt sich oft, wie er das schafft
und strahlend glänzt in Manneskraft.
Ein schöner Kopf, so wie bekannt.
Sind die Dragees nach ihm benannt?

Dazu ist auch noch zu betonen:
mein Herr zählt zu den Sportskanonen.
Er reitet Kür und reitet Pflicht,
auf hohem Rosse aber nicht;

er jagt – und tut das unverdrossen,
schießt auch dabei nach manchen Bossen;
bringt seine Gegner oft in Trab,
rennt sich dabei die Hacken ab;

er ringt für Mann und Frau und Kind
und segelt auch im Gegenwind;
stemmt die Gewichte gleich zuhauf
und boxt auch noch beim Hürdenlauf;

doch niemals fährt er, weil’s ihm graut,
bei Ungemach aus seiner Haut.
Ab heute trägt der Ruhm ihn fort
als Friedrich – unser „Ritter Sport“.

Die Merz’sche Freude an Reformen
weit über hergebrachte Normen,
die zeigt auch dann sich, wenn er schlicht
von Dienstpflicht für die Frauen spricht.

Das Echo war zunächst verhalten.
Manch zarte Stirn legt sich in Falten,
weil man dahinter starr und still
an Pflichten gar nicht denken will.

Doch folgten Frauen ohne Grollen,
die ihm sonst gar nicht folgen wollen:
die Dienstpflicht war noch gar nicht „in“,
schon war Frau Merkel Kanzlerin.

Es kündigt unser Rittersmann
nun auch des Wohlstand’s Ende an,
sperrt in Gedanken Saus und Braus
allmählich ’raus aus unserm Haus.

Die Knappen schliesst er sicher aus,
denn die sind eh der Zeit voraus
und arm wie eine Kirchenmaus.

Er weiß als Fachmann für Bilanzen,
für Marktverlauf und Staatsfinanzen,
dass Misskredit ein arger Fluch.
Liest man davon in seinem Buch,
so kann man mit ihm einig gehen:
„Nur wer sich ändert, wird bestehen“.

Ich hoff’, ihr alle applaudiert,
wenn er zum Ritter wird gekürt,
und komm’ zum Schluss mit dem Laudieren.

Mein Herr, er mög’ hereinmarschieren,
wenn Ordensträger ihn begleiten,
Fanfaren ihm den Weg bereiten!

Ich trete ab als Knappe brav
und grüß' mit dreifachem „ A l a a f !

 

Kardinal Lehmann während der Fastnachtssitzung 2005 mit Verleihung des "Orden wider den tierischen Ernst":

von Karl Kardinal Lehmann, Bischof em. von Mainz

Copyright: Karl Kardinal Lehmann, Mainz