Sport in der Kirche

Zum Bundessportfest der DJK an Pfingsten in Mainz

Datum:
Sonntag, 1. Juni 2014

Zum Bundessportfest der DJK an Pfingsten in Mainz

Gastkolumne von Kardinal Lehmann in der Kirchenzeitung "Glaube und Leben"

Seit bald 100 Jahren gibt es einen diözesanübergreifenden katholischen Sportbund, die - etwas seltsamer Name - Deutsche Jugendkraft. Vom 6. bis 9. Juni 2014 kommt das 17. Bundessportfest des Verbandes nach Mainz, das alle vier Jahre stattfindet.

Viele wissen wenig von diesem großen Verein. Er zählt jedoch innerhalb Deutschlands eine halbe Million Mitglieder in 1.200 Vereinen. Er ist in 60 Sportarten tätig. Um näher auch auf Mainz zu blicken: Der Mainzer Diözesanverein wurde schon vor der Bundesebene im Jahr 1911 gegründet. Er hat heute in 24 Vereinen 14.000 Mitglieder und übt den Sport in 36 Arten aus.

Die DJK - wie die Abkürzung für Deutsche Jugendkraft heißt - dient dem Sport im Ganzen, sicher mehr dem Breiten- als dem Spitzen-Leistungssport, der natürlich mehr Aufmerksamkeit in den Medien findet. Aber die DJK hat auf diesem Weg schon viele Spitzensportler gefördert, die natürlich ab einer bestimmten Qualitätsstufe bei anderen Vereinen in Obhut genommen worden sind und dort speziell trainieren konnten. Aber sie haben ihre Verbundenheit und Anhänglichkeit an den DJK nicht vergessen. So schreibt die Silbermedaillengewinnerin der Olympischen Sommerspiele 2012, Lilli Schwarzkopf: „Bei der DJK Andernach habe ich das ideale Umfeld für mich gefunden. Meine Silbermedaille bei den Olympischen Sommerspielen in London 2012 habe ich nicht zuletzt auch dieser Tatsache zu verdanken." Viele andere Beispiel  ließen sich anführen, z.B. auch im Tischtennis.

Die DJK wurde von einem großen Jugendseelsorger der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gegründet, dem die Jugendarbeit der Kirche bis heute viel verdankt: Carl Mosterts. Der Verein hat trotz des enormen Wachstums viele manchmal auch schwierige Phasen durchgemacht: 1920 gegründet, 1935 durch die Nazis aufgelöst, 1947 neu gegründet, 1970 mit der Frauensportgemeinschaft vereinigt, also schon früh.

Drei Säulen bestimmen die DJK: Gemeinschaft - Sport - Glaube. Die Kirche verteidigt von Anfang an die Schönheit und Leistungskraft des menschlichen Leibes, auch wenn im Lauf der Geschichte da und dort, jedenfalls am Rande, auch Verächter der Schöpfung bis zur Leibfeindlichkeit gingen. Man hat sich nie auf Leistung allein eingeengt. Immer ging es darum, ein altes Leitwort zu verwirklichen: „Ein gesunder Geist in einem gesunden Leib." Auch wenn man persönlich durchaus ehrgeizige große Ziele hat, ruft die Gemeinschaft immer wieder zu Solidarität und Rücksichtnahme auf. Der Glaube braucht, wie der hl. Paulus in seinen Briefen zeigt, immer wieder auch die Sprache des Sports, indem er z.B. das Ringen dessen, der sich um den Glauben bemüht, mit dem Läufer in der Rennbahn vergleicht.

Deswegen nimmt sich die DJK auch um den ganzen Menschen an. Ihre Freizeiten und Lager sind seit vielen Jahrzehnten bekannt. Man darf z.B. auch die Kletter- und Segelfreizeiten nicht vergessen. Mit Dank denken wir hier auch an die vielen Sponsoren, die ein solches Engagement partnerschaftlich mittragen.

Ganz auf dieser Linie liegt auch das Hauptthema des Mainzer Bundessportfestes, nämlich die Sorge um gute Möglichkeiten sportlicher Betätigung auch für Behinderte. Wir erleben zurzeit ja eine intensive gesellschaftliche Debatte um die „Inklusion". Dies bleibt leider oft schönes Gerede. Aber es ist eine große Chance, wo immer sich die Möglichkeit bietet, Behinderte in Wettkämpfe zu integrieren. Wir haben gelernt, dass Behinderte, wenn man ihnen eine Chance gibt, viel mehr leisten können, als man oft denkt. Wir werden dabei auch auf schädliche Abirrungen aufmerksam machen müssen, denn wir wollen keine üble Gleichmacherei, wo sie nicht angezeigt ist. Jedem an der richtigen Stelle seine Chance. Die „Normalität", die Behinderte zusammen mit gesunden Gleichaltrigen genießen, kann ein sehr wirksames Heilmittel sein. Der Sport kann dazu manches auflockern und möglich machen, wie auch - ein anderes Thema - das Miteinander von Fremden in unserem Sport zeigt.

Wir sollten in unserem Bistum die Chance nutzen, am Bundessportfest in Mainz teilzunehmen. Dabei gibt es nicht nur faire und spannende Wettkämpfe, sondern am Pfingstfest selbst auch einen zentralen Gottesdienst im 1000jährigen Mainzer Dom. Pfingsten hat durchaus etwas mit dem gesunden Sport zu tun, denn Gottes schöpferischer Geist fördert Lebensfreude und weckt Begeisterung.

(c) Karl Kardinal Lehmann, Bischof von Mainz

Diesen Beitrag lesen Sie auch in der gedruckten Ausgabe von "Glaube und Leben" vom 1. Juni 2014

von Karl Kardinal Lehmann, Bischof em. von Mainz

Copyright: Karl Kardinal Lehmann, Mainz