Wenn gefragt wird, was von einem großen Werk des Geistes in Zukunft bleibt, dann hat sich mir eine kleine Begebenheit unauslöschlich eingeprägt, die ich bisher nur in kleinstem Kreise gelegentlich erzählte. Als ich 1959 auf das Geheiß des für mich zuständigen Erzbischofs von Freiburg i. Br. den Teil der philosophischen Studien in der Ausbildung zum Priester mit der Promotion abschließen sollte und über das Denken Martin Heideggers arbeiten wollte, hatte ich am 10. August, also vor bald 50 Jahren, eine einzigartige Gelegenheit dem großen Landsmann Martin Heidegger in seiner Heimat in Meßkirch begegnen zu dürfen. Es war sein Bruder Fritz Heidegger, der in Meßkirch das elterliche Haus bewohnte, der mir diese Gunst verschaffte. Als wir drei auf dem berühmten „Feldweg", der schon längst nicht mehr so ursprünglich ist und ziemlich verbaut wurde - nach ihm ist eine kleine Besinnung Martin Heideggers benannt1 -, einen kleinen Spaziergang machten, klagte Martin Heidegger über die Missverständnisse und eine gewisse Erfolgslosigkeit seines Denkens. Sein Bruder Fritz sagte daraufhin zu ihm in der ihm eigenen Offenheit und Direktheit, mit der sonst niemand Martin Heidegger begegnen konnte: „Du musst eben erst verwesen, bis dein Wesen kommt!" Martin Heidegger war wegen dieser Rede überrascht und schon auch ein bisschen bestürzt. „Du schreibst doch sonst so vieles über den Tod", sagte Fritz. „Wundert dich das?" Wir gingen schweigend weiter.
Ich war mit meinen 23 Jahren tief beeindruckt und musste eigentlich dem immer klugen Bruder Fritz Recht geben. Der Erfolg und der Ruhm zu Lebzeiten brechen oft im hohen Alter und erst Recht im Tod plötzlich ab. Dann zeigt sich, wie verräterisch selbst ein großes Echo sein kann. Manches zeigt sich sogar als recht oberflächlich, ja manchmal modisch. Vieles geht nicht so tief, wie wir meinen.
Manchmal kann dann ein ziemlich tiefer Graben kommen, wenn man endgültig Abschied genommen hat auch von einem großen Menschen, wenigstens in diesem Leben. Wenn ein großes Werk existiert, kann es nachher oft zwar künstlich weitergepflegt werden, aber es bleibt irgendwie tot, abgestorben wie im Museum und eigentümlich unfruchtbar.
Diese Erfahrung hat mich immer wieder betroffen gemacht. Manche, die während ihres Lebens verkannt waren und fast unbekannt blieben, wurden später regelrecht entdeckt. Wovon hängt es ab, dass einer im lebendigen Gedenken der Zeitgenossen und auch der kommenden Generationen überlebt?
Wenn ich mir diese Frage im Blick auf Karl Rahner stelle, so denke ich an vieles: an die zahlreichen Studenten aus aller Welt in Innsbruck2, München und Münster, die irgendwie sein Erbe weitertragen. Auch wenn Karl Rahner keine Schule im üblichen Sinne gebildet hat, so gibt es in aller Welt viele Botschafter seines Denkens. Dafür ist die Kirche wichtig. Er wusste sich immer im Dienst der Gemeinschaft der Glaubenden. Er stellte sich stets immer wieder neu in den lebendigen Strom kirchlicher Überlieferung. Er dachte immer wieder auch an die Zukunft des Glauben in einer anderen Zeit. Der größte Teil seiner Schriften wurde in der Zeit des Umbruchs vor und nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil in die großen Weltsprachen übersetzt und dort, gerade auch in den jungen Kirchen, vergegenwärtigt. Gerade weil Karl Rahner sich so vorbehaltlos und bescheiden in den Dienst der Verkündigung und der Theologie hinein gab und nicht einfach für sich allein sein wollte, ist er so fruchtbar geworden. Dies hat mich immer wieder an das Weizenkorn in Jesu Rede erinnert, das in die Erde fallen und sterben muss, damit es aufgeht und fruchtbar wird. Schließlich hat die Ordensgemeinschaft der Gesellschaft Jesu, zu der Karl Rahner mit Leib und Seele gehörte, nach seinem Tod sein Wirken voll Dankbarkeit, Ehrfurcht und Respekt begleitet, nicht zuletzt durch die Karl Rahner-Stiftung und die keineswegs selbstverständliche Förderung der Hausgabe Sämtlicher Werke, gewiss auch noch durch die regelmäßige Verleihung des Karl-Rahner-Preises für theologische Forschung.
Dies alles sind ungewöhnliche Bedingungen für die Frage nach dem Weiterleben eines geistigen Werkes überhaupt und des theologischen Wirkens von Karl Rahner im Besonderen. Es ist ein außerordentlicher Nährboden, der dieses Weiterleben begünstigt und trägt. So ist es auch erstaunlich und dankbar festzustellen, dass in letzter Zeit junge begabte Frauen und Männer herangewachsen sind, die Karl Rahner nicht mehr persönlich kannten, aber unter guter Anleitung und oft in neuer Perspektive sein Denken ursprünglich erschließen und damit auch fruchtbar machen für die Zukunft.3
Dies sind, so meine ich, ganz besonders günstige Voraussetzungen und Bedingungen, wenn wir nun genauer fragen, was von Karl Rahners Werk für die Zukunft gilt und warum sein Vermächtnis für uns auch morgen bedenkenswert bleibt.
II.
Es scheint mir zunächst wichtig zu sein, wie Karl Rahner sich selbst verstand. Darin kommt auch etwas vom schon genannten Paradox des Weizenkorns deutlicher ans Licht. Er hat sich nicht selbst gesucht, ist aber gerade deshalb durch die Weggabe seiner selbst so fruchtbar geworden.
Karl Rahner sprach nur ungern und ziemlich selten von sich selbst. Später ließ er sich eher das eine oder andere entlocken. Es ist typisch, wie eine der wenigen kurzen autobiografischen Äußerungen lautet: „In aller Reflexion und in aller Planung ist jeder der Geführte, der sich nie einholt. Und wenn ich so sage: Ich bin am 5. März 1904 in Freiburg geboren, war Sohn eines Gymnasialprofessors, wuchs in einem überzeugten, christlichen, katholischen (ohne Enge) Elternhaus auf, dem eine tapfere Mutter mit sieben Kindern das Gepräge gab, empfing die übliche Schulausbildung bis zum Abitur 1922 mit gutem, aber durchaus normalem Erfolg - was weiß ich dann eigentlich selbst von meinen 'Anfängen'? Wenig. Und das Wenige schwindet immer mehr in eine schweigende Vergangenheit hinein, verstellt von der Mühe des Alltags. 1922 trat ich in den Jesuitenorden ein. Nach 44 Jahren [im Jahre 1966 geschrieben] weiß man von diesem Anfang auch nur mehr, dass er gut war, dass er mir blieb und ich ihm treu sein durfte."4 Karl Rahners älterer Bruder Hugo, schon 1968 verstorben, konnte immer wieder mit tiefem Humor und köstlicher Hintergründigkeit von den herzerfrischenden Streichen der Rahner-Buben erzählen. Hugo Rahner, schon einige Jahre früher Jesuit geworden, später ein hervorragender Kenner und Deuter der Väter-Theologie, Neuentdecker des Ignatius von Loyola und feinsinniger Humanist, war sicher nicht ganz ohne Einfluss, als der jüngere Bruder Karl nach seinem Abitur im Jahre 1922 in den Jesuitenorden eintrat. Das Verhältnis der beiden grundverschiedenen, aber einander in Herzlichkeit zugekehrten Brüder hat P. Neufeld näher erhellt.5
Zuerst ging es im Noviziat in Tisis bei Feldkirch in Österreich an die zweijährige geistliche Einübung in die Lebensform eines künftigen Jesuiten. Durch sein ganzes Leben hindurch war Karl Rahner von den Grundelementen ignatianischer Spiritualität geprägt: Gott suchen in allen Dingen, die Erfahrung des immer größeren Gottes („Deus semper maior"), die Wahl in den Exerzitien und überhaupt die „Geistlichen Übungen" des Ignatius von Loyola. Von 1924 bis 1927 studierte er Philosophie, zunächst in Feldkirch, dann in Pullach bei München. Nach einer im Orden üblichen, zweijährigen Unterbrechung, in der Karl Rahner Latein und Griechisch lehrte, folgte von 1929 bis 1933 das Theologiestudium in Valkenburg (Holland), wo Rahner Lehrer wie den späteren Kardinal Bea und Theologen wie Hürth, Lange und Prümm hatte. Im Juli 1932 wurde Karl Rahner in St. Michael in München von Kardinal Faulhaber zum Priester geweiht. In den elf Jahren „ordensüblichen Studiums", wie er selbst gerne abkürzend diese Zeit nennt, erfolgte eine unermüdliche Beschäftigung mit den großen Quellen der klassischen Philosophie und Theologie. Zunächst studierte er freilich gründlich und genau wie wenige andere die Philosophie und Theologie der Schule aus ihren sehr trockenen Handbüchern. Wenn er später gegen diese oft steril und schal gewordene „Schultheologie" polemisierte, so setzt er ihre genaue Kenntnis doch ganz selbstverständlich voraus, was nicht wenige Prüfungskandidaten immer wieder überraschte. Es macht nicht zuletzt das Lebenswerk Karl Rahners aus, dass er die verborgene Dynamik und die innere Kraft aufspürte, die in der Schultheologie als einem gleichsam eingetrockneten Sammelbecken ursprünglich durchaus großer Einzeltraditionen steckte. In diesen verborgenen Jahren hat sich Karl Rahner, wie schon erwähnt, den wirklich großen Quellen der Väter und der Theologen des Mittelalters sowie der großen Mystiker zugewandt. Die ersten Veröffentlichungen zeigen dies ganz deutlich.
Schon früh war Karl Rahner dazu bestimmt worden, in seinem Orden Geschichte der Philosophie in Pullach bei München zu lehren. Darum wurde er nach Abschluss seiner theologischen Studien mit P. Johannes B. Lotz SJ in seine Heimatstadt Freiburg geschickt, wo er das Glück hatte, Martin Heidegger als anregenden Lehrer zu finden. Entscheidend dabei waren weniger zu lernende Einzelinhalte als vielmehr die Einübung in das strenge Denken und nicht zuletzt in das sorgfältige Bedenken großer Texte. Neben Martin Heideggers Denken war schon längst Joseph Maréchal wichtig geworden, der belgische Jesuitenphilosoph, der in einem großen fünfbändigen Hauptwerk eine Begegnung der Philosophie des Thomas von Aquin vor allem mit Kant und Fichte eröffnete. Frucht der mehrjährigen Auseinandersetzung Rahners war das 1936 abgeschlossene, erst im Jahr 1939 veröffentlichte und in vielen Sprachen übersetzte Werk „Geist in Welt. Zur Metaphysik der endlichen Erkenntnis bei Thomas von Aquin"6. Es klingt heute wie ein Treppenwitz der neueren Philosophie-Geschichte, 1936 war es jedoch bittere Wahrheit, dass der damalige Inhaber des Freiburger Konkordats-Lehrstuhls für Philosophie, Martin Honecker, diese Arbeit nicht zuletzt wegen ihres überwiegend systematischen, nach seiner Ansicht zu wenig historischen Charakters der Thomas-Interpretation und möglicherweise auch wegen der vermuteten Nähe zu Heideggers Denken nicht als Dissertation angenommen hat. Karl Rahner interessierte sich in der Tat weniger für die einzelnen Verästelungen des thomanischen Denkens in historischer Absicht, sondern überließ sich ganz dem Gewicht und der Dynamik der Grundgedanken des Thomas, die er frisch und relativ unbekümmert sachlich weiterentwickelte.
Nicht aus diesem Grund, sondern vielmehr wegen Personalschwierigkeiten wurde Karl Rahner von seinen Ordensoberen für Lehraufgaben in der dogmatischen Theologie bestimmt und noch im selben Jahr an der Universität Innsbruck mit einer Abhandlung über die Ekklesiologie der Kirchenväter zum Doktor der Theologie promoviert. Die nicht sehr umfangreiche Abhandlung (135 Seiten) ist eine exegesegeschichtliche Arbeit zu Joh 19,34: Der Ursprung der Kirche als zweiter Eva aus der Seite Christi, des zweiten Adam. Die Arbeit ist früher nie gedruckt worden.7 Mit Untersuchungen aus der Geschichte der patristischen Theologie, der Frömmigkeitsgeschichte und der mittelalterlichen Mystik, besonders über Bonaventura, wurde Karl Rahner ein halbes Jahr später für das Fach Dogmatik habilitiert. Die jahrelangen Einzelstudien wurden zu einem Ganzen verbunden. Leider existiert kein Exemplar der auf diese Weise eingereichten Habilitationsschrift, auch nicht im Rahner-Archiv oder in der dortigen Theologischen Fakultät.
Von 1937 an wirkte Karl Rahner neben seinem Bruder Hugo bis 1964 als Dogmatiker an der Theologischen Fakultät in Innsbruck. Doch war ihm keineswegs eine kontinuierliche Arbeit vergönnt. Die Innsbrucker Theologische Fakultät wurde 1938 nach der deutschen Besetzung Österreichs geschlossen. Von 1939 bis 1944 lebte Karl Rahner in Wien, wo er am Seelsorgeinstitut mitarbeitete: Predigten, Vorträge, Exerzitien, Gutachten. Nach einem kurzen Einsatz in der Seelsorge für Einheimische und Flüchtlinge in Niederbayern lehrte Karl Rahner in Pullach bei München und ab 1949 wieder in Innsbruck. Hier hat er die längste Zeit seines Lebens kontinuierlich gelehrt, immer wieder zu erneuten Vertiefungen angesetzt, in Seminaren mit seinen Studenten neue Wege erprobt und über das schon Bekannte hinausgedacht. Lange waren die Innsbrucker dogmatischen Seminare seine theologische Werkstatt, in der mancher später veröffentlichte Gedankengang laut vorgedacht und erprobt wurde, z.B. über den Tod und über das Verhältnis von Weltgeschichte und Heilsgeschichte.
Im Jahr 1964 geht Karl Rahner als Nachfolger Romano Guardinis an die Universität München, übernimmt den Lehrstuhl für Religionsphilosophie und christliche Weltanschauung und baut hier in der Kaulbachstr. 33 ein neues Institut auf. Die Übernahme dieses Auftrags, im Rahmen einer Philosophischen Fakultät den Grundsinn des christlichen Glaubens im Horizont neuzeitlichen Denkens zu vermitteln, entsprach einer tiefen Absicht seiner Auffassung von Theologie, die er eigentlich nie allein um der theologischen Wissenschaft willen betreiben wollte. Der Neubeginn und der ganze Aufenthalt in München waren von der intensiven Mitarbeit am Zweiten Vatikanischen Konzil bestimmt, in gewisser Weise auch durch die starke Inanspruchnahme belastet. Die Zeit der großen fakultätsübergreifenden Veranstaltungen im Sinne eines „studium generale" schien dem Ende entgegenzugehen. Karl Rahner las hier zunächst und vor allem den später veröffentlichten „Grundkurs".
Karl Rahner fühlte sich bei diesem Auftrag angesichts der nach dem Konzil entstandenen innerkirchlichen Situation nicht so recht wohl. Er spürte immer mehr, dass nach dem Abschluss des Konzils eine neue Phase theologischer Arbeit beginnen würde. Seine Wirkmöglichkeiten inmitten einer Theologischen Fakultät waren - ganz abgesehen von der Möglichkeit zur theologischen Ausbildung von Schülern - viel größer. Darum nahm er im Frühjahr 1967, also mit 63 Jahren, den ungewöhnlichen Ruf an die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Münster an, die ihm drei Jahre vorher den Ehrendoktor verliehen hatte, und an der er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1971 wirken sollte.
An dieser Stelle möchte ich diesen lebensgeschichtlichen Rückblick abbrechen. Dieses Leben und diese Theologie gehören in Einheit und Differenz zusammen. Beides ergänzt und korrigiert sich. In den letzten Jahrzehnten haben wir gelernt, dass Biografie und Theologie eng miteinander verbunden sind. Wir können dieses Leben und auch diese Theologie nicht einfach kopieren, sondern müssen jeweils die heute notwendige Synthese suchen und finden. Dabei können wir von Karl Rahner lernen.
III.
Um so schärfer und dringender wird die Frage: Was bleibt von Karl Rahner?
Fragen wir zuerst, was anders sein wird, damit wir Karl Rahner nicht unangemessen imitieren. Ich will dabei nur wenige Stichworte skizzieren.
Dies gilt gewiss zuerst von den philosophischen Voraussetzungen, die Karl Rahner von Anfang an in die Theologie hinein mit sich bringt. Aber auch hier muss man unterscheiden, denn das, was er in „Geist in Welt" und in „Hörer des Wortes" entfaltet hat, wird ja später in mancher Hinsicht weitergedacht. Es ist aber keine der Theologie gleichsam vorgegebene oder vorgeschaltete Philosophie. Die philosophischen Elemente werden sehr stark von ihrer theologischen Nützlichkeit und Brauchbarkeit her in Dienst gestellt. Dann gibt es gewiss einzelne Elemente und Begriffe, die - mindestens von philosophischer Warte - etwas unbestimmt und vielleicht auch vieldeutig bleiben. Ich denke z.B. an die Begriffe „transzendental" und „existenzial", wenngleich diese Begriffe durchaus zufriedenstellend geklärt werden können, wie ja eine ganze Reihe von Untersuchungen gezeigt hat. Karl Rahner hat jedoch bei verschiedenen philosophischen Entwürfen Anleihen gemacht, wenn ihm dies theologisch nützlich schien. Am meisten haben wir eine solche Synthese noch im „Grundkurs des Glaubens" verfügbar. Es gibt aber auch andere Ausführungen, wie etwa im „Handbuch der Pastoraltheologie", die diese Sicht ergänzen. Es ist klar, dass man diese geschichtlich gewordene und fragmentarisch bleibende Synthese nicht einfach in dieser Form unverändert weitergeben kann, sondern man muss sie unter späteren Bedingungen und neuen Erkenntnissen konstruktiv weiterbedenken.
Es gibt auch zweifellos Epochen und Zeitabschnitte, in denen sich gelegentlich ein unterschiedliches Temperament Karl Rahners in der kirchlichen Auseinandersetzung bekundet. So sind z.B. seine Einlassungen während der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland (1971-1975) wirklich, besonders etwa in der Reaktion auf Äußerungen von Kardinal Höffner, scharf und emotional. Dies gilt auch für andere Konflikte, z.B. die Münchener Rede bei der Verleihung des Romano Guardini-Preises „Freiheit und Manipulation in der Kirche" im Jahr 1970.8 Man wird bei diesen und anderen Äußerungen - sicher sind sie relativ rar und vereinzelt - die konkrete Situation viel mehr in Rechnung stellen müssen, als es gewöhnlich geschieht.
Um so herausfordernder wird die Frage: Was bleibt? Darauf kann man gewiss nicht ausreichend mit einem Hinweis auf die imponierende Zahl der Veröffentlichungen antworten, auch wenn diese eindrucksvoll ist. Es dürfte nach Abzug von erneuten Abdrucken und Übersetzungen 2000 Einzeltitel geben (über 4000 Publikationen insgesamt). Die „Sämtlichen Werke" sind auf 32 Bände hin geplant, 23 davon sind seit 1995 erschienen. Man muss die Frage anders angehen. Dies kann man nach meiner Meinung nicht im Sinne einer positiven und negativen Bilanz prognostizieren. Es kommt auch nicht so sehr auf die Wiederholung einzelner Theologoumena an. Vieles muss ja konstruktiv weitergegeben und entfaltet werden. Gewiss kommt es in der Theologie immer auch auf die Gehalte an. Aber die Motive, Denkstrukturen und Denkstile prägen, ohne sich im reflexiven hermeneutischen oder gar ausschließlich persönlichen Bereich zu erschöpfen, die theologische Stoßkraft auch heute und morgen.
Im Folgenden sollen nun einige grundlegende und charakteristische Züge der Theologie Karl Rahners hervorgehoben werden, die wie ein roter Faden seine Werke durchziehen.
1. Karl Rahners Theologie hat nicht zuletzt darum soviel Aufnahme und Anerkennung gefunden, weil sie radikal und unbestechlich aus einer großen Glaubenserfahrung lebt. Am Ursprung dieses theologischen Denkens steht bei aller - manchmal von ihm ironisch apostrophierten - „Gelehrsamkeit" und einer ganz ungewöhnlichen philosophischen Begabung eine tiefe Gläubigkeit, die mit einer seltenen Leidenschaft für den unbegreiflichen Gott und einer zwar verhaltenen, aber dafür umso treueren menschlichen Nähe und Güte einhergeht. Aus diesem lebendigen Quellgrund der Erfahrung des immer größeren Gottes schöpft Rahners Theologie stets wieder ihre ganze Dynamik, zerbricht sie immer neu die Käfige unserer Begriffe und findet wieder zurück in eine sie verjüngende Unerschöpflichkeit des Denkens, der Meditation und oft auch der Sprache. Fruchtbar ergänzt sich die philosophische Erfahrung des in den Fernen schweigenden und unnahbaren Gottes mit der christlichen Erfahrung der unsagbaren Nähe seines Geheimnisses in der vergebenden und bergenden Gnade Jesu Christi.
Hier ist so etwas wie die verborgene Mitte von Rahners theologischem Denken. Obgleich diese Theologie zutiefst vom Schicksal menschlicher Endlichkeit, vom Scheitern in dieser Welt und von der Not des Kreuzes weiß, ist sie niemals weltflüchtig geworden. Überall, in allen Situationen des Lebens und auch noch in der Stunde des Todes, ist ein Ort, wo man der unverbrüchlich gültigen Heilszusage Gottes begegnen und sie annehmen kann. Am Grunde dieser Theologie steht die fast unbesiegbare Hoffnung, der Mensch werde und könne sich dieser Einladung Gottes kaum versagen; der bittere Ernst ewigen Heilsverlusts braucht deshalb nicht geleugnet zu werden, sondern unterstreicht nur die Dringlichkeit und Kraft dieser Heilshoffnung. Aus diesem Grunde hat Karl Rahner, ohne je die radikale Mitte entschiedenen Christentums zu verkennen, ein neues Verhältnis zu den Menschen außerhalb der Kirche gewonnen, ja auch zu denen gesucht, die man „Atheisten" nennt. Gerade durch seine Offenheit und Aufrichtigkeit im Glauben ist Rahner ein so zuverlässiger, brüderlich-geschwisterlicher Zeuge und für viele ein unaufdringlicher Begleiter zur Erfüllung ihres Lebenssinnes in Gott geworden. Für unzählige Menschen spricht in seinen Gebeten und Meditationen einer, dem man deshalb Glauben schenken darf, weil er das, wovon er spricht, wirklich erfahren hat und mit seiner eigenen Existenz verbürgt. Unverkrampft und ohne irgendeinen Anflug von Ideologie wird überzeugend dargetan, dass man Gott in allen Dingen finden kann. Dieser Glaube erweist sich darum als im besten Sinne brüderlich-geschwisterlich, weil er alle Fragen des Menschen mutig aufzugreifen bereit ist, sie aufrichtig teilt, wie ein Anwalt vertritt, geduldig durchträgt und keiner wirklichen Not durch Ausflüchte aus dem Weg geht.
2. Diese Brüderlichkeit des Glaubens beschränkt sich also nicht auf die Nestwärme derer, die sich immer schon kennen. Sie ist das Gegenteil irgendeiner introvertierten oder exklusiven Frömmigkeit, weil zu ihr im selben Ausmaß das leidenschaftliche Fragen als ein Grundakt dieser Theologie gehört. Weil die Antwort Gottes unser Fragenkönnen stets übersteigt und das harte, nüchterne Bohren dem geistig wachen Christen und dem Menschen als solchem eigen sein muss, darum gibt es auch keine Frageverbote und keinen falschen Stolz auf irgendeinen unantastbaren und endgültigen „Besitz" an Erkenntnissen. Dabei geht es freilich nie um ein Denken, das sich am Ende bloß selber sucht oder in sich kreist, um die Attitüde eines leeren „Hinterfragens" oder um eitle Besserwisserei.
Rahners Denken ist nie in sich versponnen, sondern öffnet sich immer wieder auf Erfahrung und Verbindlichkeit der Erkenntnis. Keine Frage ist zu „dumm". Alles wird nach möglichen freien Ausblicken abgetastet. Keine Abhandlung entlässt zwar den Leser bei beruhigten Antworten, aber es gibt wohl auch keine, die sich am Ende nur in hohlen, blasierten Fragen erschöpfte. Auch wenn bei manchen Anläufen viel Geröll im Bergwerk der Theologie und ihrer Geschichte in Bewegung gebracht werden muss, immer sind - oft in wenigen kraftvollen Sätzen formuliert - einige Goldkörner an bleibender Einsicht und spiritueller Kraft zu finden. Manchmal muss eine Erkenntnis mühsam erst noch den harten Boden durchstoßen und sich eine Bahn brechen, was sich in langen, verzwickten und immer wieder differenzierenden Sätzen niederschlägt. Nur durch die Leidenschaft dieses substanziellen Fragens lässt sich bei einem Denken von dieser inneren Kraft die Gefahr einer vorschnellen Systematisierung verhüten.
Unnachahmlich hat es der Rahner bei allen Unterschieden nahestehende Hans Urs von Balthasar im Jahre 1955 zur Sprache gebracht: „Er ist kühn, indem er stets gemessen und vorsichtig bleibt. Jede Aussage wird geschützt, abgeschirmt, eingegrenzt: Um zu zeigen, dass er den Einwand schon kennt, alles vorgesehen hat, und um in diesen Eingrenzungen zu zeigen, wie vieles andere außerdem noch zu bedenken wäre, wo das jetzt zu Bedenkende dem Leser schon so viel Mühe macht. Und so blitzt es dauernd auch von verborgenem Humor: Er kennt seine Pappenheimer, er ist über ihre Faulheit empört [gemeint sind die Vertreter der Schultheologie] und dann doch wieder nachsichtig mit ihrer Unfähigkeit. Aber keinen Augenblick wird seine Haltung überheblich; sie ist vielmehr von der Unerheblichkeit des Gebotenen überzeugt."9 Man kann und soll keine Vergleiche wagen, wie z.B. ein „zweiter Paulus", sagt der Heilige Ignatius, aber wird man nicht immer wieder an die umfassende schöpferische Vermittlungskraft eines Augustinus, des Thomas von Aquin und nicht zuletzt auch Hegels erinnert?
3. Eine solche Kühnheit grenzenlosen Fragens kann sich nur leisten, wer zugleich weiß, dass er nicht die Wahrheit hervorbringt, sondern diese bei allem schöpferischen Suchen ihm geschenkt wird. Theologie kann nur das immer neu fragende Bedenken des Wortes sein, das als Bekenntnis und Entscheidung in der Kirche gegeben ist. Insofern ist das, was die Theologie immer neu sucht, immer auch das schon Gefundene, weil die Wahrheit des Menschen als Ganze - im Unterschied zu Teilfragen und partikulären Antworten - immer schon gegeben sein muss. Andernfalls würde sie immer neu in Frage gestellt und müsste immer neu gefunden werden. Gerade wo die Wahrheit ganz und umfassend ist, kann sie am allerwenigsten bloß subjektiv sein. Solche Wahrheit des Glaubens ist damit bei aller personaler Grundstruktur im Letzten der Sphäre des rein Privaten und Beliebigen entzogen und braucht die gemeinschaftliche Kommunikation. Sie braucht darum lebensnotwendig den Dialog. Aber sie bleibt gerade als so verstandene Wahrheit an so etwas wie Institutionalität gebunden. Karl Rahner fürchtet nicht diese enge Zusammengehörigkeit von Wahrheit und Institution, weil er einerseits nicht die wahre Freiheit des Einzelnen scheut, wohl aber der Beliebigkeit der Subjektivität wehrt, anderseits um das Wohltuende der Andersheit und das Rettende der Fremdheit der Wahrheit weiß, welche jedoch nicht bare Unverständlichkeit und reine Faktizität werden dürfen, auf die man sich bloß autoritativ beruft. Dieser unaufhebbare Streit zwischen Wahrheit und Institution hat es Karl Rahner angetan, und dieses Ringen macht zutiefst die neue Kirchlichkeit des Theologen Karl Rahner aus. Hier ist viel Zukunftsträchtiges aufbewahrt und aufgegeben. Wir zerreißen immer wieder die Pole und damit auch die lebendigen Spannungen.
4. Karl Rahner scheint für manche ein freischwebender Spekulant zu sein, der sich leicht in unnachvollziehbaren Reflexionsspiralen versteigt. So aber kann nur urteilen, wer nicht den biblischen Wurzelboden, die bleibende Nähe der Menschenwelt und die geschichtsgesättigte Erfahrung Karl Rahners kennt. Er weiß von den Quellen des christlichen Glaubens unendlich viel, aber er blendet nicht in eitler Wissensprahlerei mit einem stets prallen Sack von Gelehrsamkeit. Über 20 Jahre - was oft vergessen wird - hat er unermüdlich über den großen Meistern der christlichen Überlieferung gesessen und gearbeitet. Vieles ist ihm aus der großen Überlieferung des Glaubens zu einem festen Fundus und zu einer beinahe „selbstverständlichen" theologischen Erfahrungssumme geworden. Aber diese oft tief verborgenen, dennoch rasch abrufbaren Erfahrungen und Kenntnisse werden nie zu bloßer Demonstration herangezogen. Dennoch bleibt ihm stets lichthell gegenwärtig, was die theologische Reflexion vor unserer Zeit bereits an gedanklichen Einsichten gefunden hat, die man nicht ungestraft übergeht. Manches ist wie auf dem ruhigeren Meeresgrund dieses Wissens abgelagert und wartet dort, aber blitzschnell ist es bereit, wenn es von irgendwelchen Fragen aufgeweckt, abgerufen und zur Bewährung gestellt wird. Dann tauchen sie auf: Irenaeus, Origenes, die Kappadozier, Augustinus, Thomas von Aquin, Bonaventura, Suarez und nicht zuletzt die großen Mystiker. „Einer der sehr viel historisch und systematisch weiß, aber dem das Wissen höchstens als Wünschelrute dient, um nach den Quellen zu spüren. Oft ist es ein langer, langsam umkreisender Gang, scheinbar unfruchtbar; aber plötzlich zuckt sie, die Rute und sie zuckt unfehlbar. Rahner redet nur, wenn er etwas entdeckt hat." So nochmals Hans Urs von Balthasar.10
5. Wer die Theologie auf unbegrenzte Brüderlichkeit bzw. Geschwisterlichkeit im Glauben und auf die konkrete Universalität des Denkens baut, mag eine wahre Einsicht auch nicht für sich und einen elitären Kreis bloß von „Gelehrten" behalten. Das pastorale und praktische Element gehört nicht zu den sekundären Konsequenzen oder „nur" zur nachfolgenden „Anwendung" dieser Theologie, sondern zu ihren elementaren Triebkräften. Sie will auch noch der schlichtesten Gemeinde am Rand des Dschungels und dem einsamen Missionar helfen. Wohl nicht zuletzt darum hat Karl Rahner auf seine Pläne und Möglichkeiten verzichtet, mit seiner enormen Schaffenskraft eine große systematische theologische Summe - vielleicht vergleichbar Karl Barths „Kirchlicher Dogmatik" - zu schreiben, sondern sich der schrecklichen Kärrner-Arbeit gestellt, das theologische Wissen der Zeit für eine größere Öffentlichkeit aufzubereiten. Deswegen steigt Karl Rahner immer wieder gleichsam vom theologischen Olymp herunter, schreibt Briefe an junge Menschen, auch wenn er nicht ihren Jargon spricht, und stellt sich jeder Herausforderung. Auch wenn manches begrifflich schwierig erscheint, so ist es doch eine ganz unelitäre, freilich durchaus anspruchsvolle Theologie des Volkes Gottes. Karl Rahner spürte als Theologe eine hohe soziale Verpflichtung, andere an der Kraft des Glaubens teilnehmen zu lassen. Ich denke an die von ihm herausgegebenen Handbücher und Lexika, die eine enorme Öffentlichkeitswirkung der Theologie schufen.11
6. Karl Rahner hatte schon früh, wie bereits erwähnt, ein grundlegendes Interesse für Fragen der Praktischen Theologie. Fundamentale Bedingung für das Gelingen jeder theologischen Anstrengung ist eine sorgfältige Analyse der geschichtlichen Situation von Kirche und Theologie im Rahmen des gegenwärtigen gesellschaftlichen Lebens. So wurden Lebenserfahrung und Glaubensaussage inspirierend, sich gegenseitig befruchtend und kritisch in Beziehung gesetzt. Zwischen Gottes- und Nächstenliebe erblickte Rahner eine zwar unterscheidbare, aber dennoch unauflösliche Interdependenz. In die Mitte von Rahners Denken traten mehr und mehr die Reflexionen und die Verteidigung konkreter menschlicher Freiheit, die er stets auch mit ihren individuell und kollektiv gegebenen Bedrohungen erfasste. Ein Hauptzweck des gesellschaftlichen Dialogs und der Kooperation mit Andersdenkenden sollte die Verständigung über einen gemeinsamen „Humanismus" sein. Dabei hat Karl Rahner die Absolutheit und Einzigartigkeit sowie die universale Bedeutung des Christentums stets aufrechterhalten, wenn es auch - mitbedingt durch eine gelegentlich übersteigerte Form der sogenannten Transzendentaltheologie - einzelne Missverständnisse in Spitzenaussagen geben mag. Letztes Ziel aller Bemühungen war eine radikale Neuorientierung des gesamten menschlichen Verhaltens, die explizit oder implizit („anonym") von der Gnade Gottes angeregt, getragen und vollendet wird. Diese ganzheitliche Umkehr des Menschen erweist sich auch als unverzichtbare Quelle für jede Änderung unmenschlicher Strukturen.12
7. Um die Mitte der 60er Jahre hat sich Karl Rahner mit wachsender Intensität den politischen und gesellschaftskritischen Implikationen des Glaubens zugewandt. Dies ist einerseits in seiner eigenen Denkstruktur begründet, die schon im Erstlingswerk „Geist in Welt" um die geschichtlich-gesellschaftliche Verflechtung des Menschen weiß, wurde aber andererseits durch die Auseinandersetzung mit theologischen Entwürfen nach dem Konzil gefördert. Dies gilt z.B. für die Theologie der Befreiung. Vor allem in Münster hat er sich jedoch noch intensiver mit der „politischen Theologie" seines Schülers und Freundes Johann B. Metz auseinandergesetzt. So kam es - auch angeregt durch die säkularen Ereignisse der späten 60er und der frühen 70er Jahre - zur vertieften und wiederholten Beschäftigung u. a. mit folgenden Themen: Dialog und Toleranz in der pluralistischen Gesellschaft, Ideologie und gesellschaftskritische Funktionen der Kirche, Auseinandersetzung mit dem Atheismus/Marxismus. Viele Ansätze zur Förderung der politischen Kultur stecken in zahlreichen Beiträgen und Interviews der späten Jahre. Rahner scheute sich nicht vor herausfordernden „Einmischungen" in grundlegende Probleme im Zwischenfeld von Kirche und Gesellschaft, wie z.B. Kirche-Judentum-Nationalsozialismus, „Verjährungsfristen", Friedensauftrag, Atomwaffen oder Theologie der Revolution. Politik und Religion zeigten sich für Karl Rahner bei aller grundlegenden Andersartigkeit immer mehr in ihrer schwer auflösbaren Einheit und gegenseitigen Abhängigkeit. Immer wieder forderte Rahner Freiräume, in denen Menschen fähig werden und fähig bleiben zu wirklich freier Entscheidung, und zwar nicht nur im Blick auf Eliten und Privilegierte, sondern für alle. Mit der Konkretisierung dieser Postulate erscheinen auch einzelne alternative Modelle und Aufrufe im Sinne eines „Mutes zum Experiment", wie sie für die kirchliche Dimension z.B. in „Strukturwandel der Kirche als Aufgabe und Chance"13 formuliert wurde.
Karl Rahner hat auf fast allen Gebieten seiner Kirche und der Theologie sehr große Dienste geleistet. Für viele Bereiche ist dies noch nicht ausreichend bearbeitet worden, z.B. für die Ökumene14, für das Gespräch mit den Naturwissenschaften15, für die Theologie der nichtchristlichen Religionen16 und vieles mehr. Wir werden noch lange davon großen Nutzen haben.
Die schon genannte, mit zunehmendem Alter deutlicher werdende Dimension des „Politischen" im weiteren Sinne in Rahners Denken geht einher mit einer zuweilen radikalen Kritik der „bürgerlichen" Gesellschaft und erst recht einer „verbürgerlichten" Religion sowie der „etablierten Parteien". Eine genauere Verhältnisbestimmung dieser Äußerungen ist bis jetzt noch nicht in Angriff genommen, wie überhaupt die Erforschung und Bewertung der sozialethischen, gesellschaftstheoretischen und politischen Dimension von Rahners Denken mit seinen Quellen und seiner Wirkungsgeschichte noch nicht einmal begonnen hat. Es ist selbstverständlich, dass diese Optionen sich etwas mehr von der Mitte der Rahnerschen Theologie entfernen, auch wenn durchaus Verbindungslinien gegeben sind. Ihre Konsequenz ist in der vorgelegten Ausprägung nicht immer zwingend. Karl Rahner wusste, dass es hier legitime Alternativen gibt. Er hat im übrigen in den letzten Lebensjahren durch solche Äußerungen gewiss neue, vor allem auch junge Freunde gewonnen, aber auch alte verloren.
Karl Rahner ist und bleibt unbeschadet solcher Entwicklungen ein Mann der Kirche.17 Dies war für ihn als Angehöriger der Gesellschaft Jesu nie fraglich, auch wenn er Anfechtungen ausgesetzt war und selbst das kritische Wort in der Kirche ergriff. Ich habe mehrfach dazu Stellung genommen.18 Man muss mit Karl Rahners „Zwischenrufen" zur Situation der Kirche nicht immer einverstanden sein, aber niemand kann ihm eine tiefe Liebe zur Kirche absprechen. Überhaupt ist es manchmal beschämend, wie einem der größten Theologen unseres Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet gelegentlich schon der gute Wille abgesprochen wird. Man kann und muss über solche unqualifizierten Äußerungen zur Tagesordnung übergehen. Am meisten widerlegt werden sie durch das Zeugnis vieler Menschen, ja mehrerer Generationen, die auch heute noch Karl Rahner für all das, was er geleistet hat, ein herzliches Vergelt's Gott zurufen. Ich möchte nur ein Zeugnis anführen, nämlich das von Albert Görres: „Karl Rahner hat für unzählige strapazierte Köpfe und wunde Herzen, für Legionen von Kirchengeschädigten und Gottesenttäuschten die helfenden Worte gefunden, die ihnen den verschütteten Zugang zu dem verlorenen Gott, zu seiner Schöpfung voller Fürchterlichkeiten, zur blutigen Geschichte und zu seinem quälenden Evangelium, zu seiner lastenden Kirche wieder geöffnet und lieb gemacht haben. Er hat Traurige getröstet, Unwissende belehrt, Irrende zurechtgewiesen und Zweifelnden geraten. Er hat Friedlose auch versöhnt und in alledem das Höchste erreicht, was Psychotherapie nach Freuds Lehre überhaupt erreichen kann: Aussöhnung mit einer unerträglich scheinenden Wirklichkeit, Zustimmung zu allem, was der Zustimmung würdig ist; Auflehnung gegen alles, was nicht hingenommen werden darf."19
IV.
Wenn große Menschen von uns gehen, entsteht nach ihrem Heimgang zunächst eine eigentümliche Erfahrung der Leere. Es ist nicht nur die Erkenntnis, dass einer fehlt, der für viele ein Meister des Denkens und ein ungewöhnlicher Seelsorger war. Das Ausbleiben seiner Wegweisungen und Zwischenrufe, die für ein halbes Jahrhundert nicht wegzudenken waren, hat eine Lücke hinterlassen, die nicht geschlossen werden kann. In diesem Sinne ist Karl Rahner einmalig und unersetzlich. So sehr wir uns sonst scheuen, solche Worte in den Mund zu nehmen, hier sind sie am Platz. Dies ist uns 105 Jahre nach seiner Geburt und 25 Jahre nach seinem Tod noch viel deutlicher geworden.
Karl Rahner ist jedoch in seinem Werk gegenwärtig. Das Gesamtwerk erscheint nun wie ein riesiges Gebirge, das sich weit ausdehnt und viele Gipfel und Täler zeigt. Dieses Werk gibt Zeugnis vom unermüdlichen Schaffen eines Mannes, der mehr als 50 Jahre seine ganze Kraft der vielfältigen Vertiefung des Glaubens der Kirche nicht nur in fast allen Disziplinen der Theologie, sondern auch auf sehr vielen Handlungsfeldern des menschlichen und kirchlichen Lebens geschenkt hat. Dieses Werk wird neu und staunend erschlossen von jungen Menschen und künftigen Generationen, die es nun mit ihren eigenen Fragen entdecken.
Es ist nicht wahr, dass Karl Rahner immer schwierig und schwer verständlich sei. Erfolgreiche Bücher wie „Von der Not und dem Segen des Gebetes" sowie „Gebete des Lebens" finden gerade wegen ihrer Einfachheit immer wieder begeisterte Leser. „Das große Kirchenjahr" zeigt neu die geistliche Fruchtbarkeit Karl Rahners auch für die Begleitung der erneuerten Liturgie. Viele, die in den vergangenen Jahrzehnten nicht zuletzt durch Karl Rahners direktes und indirektes Einwirken zu einem geistlichen Beruf und zur Theologie gefunden haben, greifen immer wieder in Stunden der Entmutigung und auf der Suche nach kräftiger geistlicher Nahrung zu Texten, die für sie über lange Zeit Stütze und Halt waren. Viele aus diesen Generationen verdanken ihm das Finden ihrer Berufung und die Treue zu ihr, gerade auch im Alltag des Lebens. Die ganze Kirche hat darum Grund genug, Karl Rahner für seinen Dienst als theologischer und geistlicher Lehrer auch heute noch von ganzem Herzen zu danken.
Karl Rahner hat nach wie vor etwas zu sagen und regt auch wie jeder großer Denker zur Gegenrede an. Es gibt - Gott sei Dank - keinen abwegigen Rahner-Kult, der sich mehr mit seiner Person als mit seinem Werk beschäftigt, so sehr viele Zeitzeugen das Leben und Wirken dieses selbstlos und eher verborgen arbeitenden Ordensmannes noch erhellen können. Karl Rahner ist auch keine Mumie geworden, die nur noch aus historischer Distanz betrachtet und nach allen Richtungen seziert wird. Dafür darf man freilich die Anstrengung des Begriffs und das strenge Denken nicht scheuen. Dieser Zugang über die zahlreichen Werke mit den unzähligen Verästelungen des Gedankens, die immer wieder einen neuen, freien Blick auf dieselbe Sache des Glaubens abgeben, ist unersetzlich und vereint auch wieder alle Freunde Karl Rahners, so verschieden sie auch sind.
Gewiss ist es notwendig, die Entstehung und den Verlauf von Rahners Denken durch minutiöse Untersuchungen genau zu verfolgen. Dies ist gerade auch in den letzten 25 Jahren seit seinem Tod gründlich geschehen und erfolgt immer noch. Viele Begriffe, die - nicht bei Rahner selbst - in der Theologie der letzten Jahrzehnte eher zum Jargon geworden sind, wie z.B. anthropologisch oder existential, werden sorgfältig untersucht. Dabei werden auch - wie sollte es anders sein - neben vielen kostbaren Einsichten Rahners einzelne Mehrdeutigkeiten und Brüche in seinen Gedanken festgestellt. Rahners Denken gibt im Einzelnen noch manche Rätsel auf, aber sein Denken selbst ist im Kern immer klar.
Das Gedenken an Karl Rahner erlaubt jedoch nicht nur einen Rückblick. Er steht lebendig in der Kirche und in der Gesellschaft von heute. Wenn man ihn - gewiss auch aus einem Abstand heraus - heute wieder liest, scheint er manchmal unserer Gegenwart noch näher zu sein als früher zu seiner Zeit. Es gibt gerade im Blick auf die Situation der Kirche heute in vielen Schriften Karl Rahners aus allen Jahrzehnten prophetische, ja geradezu visionäre Elemente, die der Orientierung heute dienen können. Damit ist nicht gesagt, dass man alles kritiklos übernehmen kann. Er hat jedoch z.B. die innere Not einer pluralistischen Gesellschaft, die Notwendigkeit des beständigen und ernsthaften Dialogs, die Situation der Christen in der wachsenden Diaspora und die Lage eines „Glaubens in winterlicher Zeit" tiefer erkannt als die meisten Analysen, die heute feilgeboten werden. Es lohnt sich, Karl Rahner als einen unabhängigen Beobachter unserer Situation zu hören, der zugleich ein unbestechlicher, nüchterner Diagnostiker und ein Seelsorger ist, der viel Mut und Zuversicht in einer oft dürftigen Situation ausstrahlt. Wer bei Karl Rahner in die Schule geht, bleibt nicht bei Wehleidigkeit, Selbstbespiegelung und Resignation stehen, sondern lässt sich immer wieder von „Sendung und Gnade" erfassen.
Karl Rahner bleibt darum ein Vorbild für die Theologie und das Leben des Glaubens, weil er immer wieder auf die letzten Grundfragen stößt. Wir haben im Betrieb von Kirche und Theologie so viele sich manchmal schrecklich aufspreizende Spezialisten, dass man fast nichts mehr von der Leidenschaft der Suche nach Gott erkennt, die überhaupt der Grund ist, dass Menschen von religiösen und theologischen Fragen umhergetrieben werden. Karl Rahner konnte gerade an dieser Stelle auch ein abgründiger Schelm sein. Aber es war keine Ironie, wenn er für sich nur den Anspruch des „Dilettanten" reklamierte. Er hatte Respekt vor der unübersehbaren Menge wissenschaftlicher Fachprobleme und fühlte sich manchmal - wie ich meine ganz zu Unrecht - ihnen gegenüber als ein Zwerg. Aber er wollte nicht auf die erste Aufgabe verzichten, die einen Theologen beschäftigt, nämlich das immer erneute Fragen und Suchen nach Gott, Jesus Christus und seiner Zusage des Heils für die Welt in den Sakramenten und in der Kirche. Von dieser Leidenschaft nach Gott her, die Karl Rahner auch als einen mystisch begabten Theologen auszeichnet, erscheinen manchmal die konkrete Geschichte und die sichtbare Institution wie aufgezehrt. Karl Rahner hat eine wachsende Sorge bewegt, dass diese nicht Gott selbst verdecken und verhüllen.
Ist dies einmal erkannt und angenommen, dann gibt es gewiss noch viele offene Fragen über das Verhältnis von Gott und Welt, Offenbarung und Geschichte, transzendentalem und kategorialem Moment der Wirklichkeit. Gerade hier wird philosophisch und theologisch neu angesetzt werden müssen. Karl Rahner wusste wohl um unvollendete Gedanken und auch um unaufgelöste Spannungen seines Denkens. Aber er hat sich gerade im Alter eher in diese Grenzen gefügt, vom Erreichten aus unermüdlich immer wieder überraschende Konsequenzen entfaltet und bewusst die bleibende Offenheit menschlichen Bemühens eingeräumt. Aber gerade darum hat er - auch außerhalb der dogmatischen Theologie - den Christen von heute und morgen, um die es ihm ganz entscheidend ging, unerhört viel zu sagen. Und dies gilt gerade für viele Themen, die heute weniger oder kaum mehr verhandelt, aber zweifellos eines Tages wiederentdeckt werden: von der guten Meinung, der Armut, dem Gehorsam, der Demut, dem Verzicht, dem Großmut, dem Gott-Suchen in allen Dingen, dem Risiko der Freiheit, der Gegenwart des Todes mitten im Leben, dem Fürbittgebet und der Notwendigkeit der Beichte. Hier gilt es, vieles wieder zu entdecken. Neue Generationen, die freilich eine erste Scheu des Zugangs überwinden müssen, werden hier manche Kostbarkeit finden, die in unserer Zeit verloren ging oder entstellt wurde. Karl Rahner ist ein Mann für morgen und auch für übermorgen.
Es gibt ein tiefes Geheimnis der Fruchtbarkeit eines geistig schöpferisch wirkenden Menschen nach seinem Tod. Wir haben es zu Beginn angesprochen. Eine Weile mag es so aussehen, als ob das meiste einer vergangenen Zeit angehört. Aber vielleicht ist dieser Rückzug vom bloß Aktuellen, das Karl Rahner nie gefangen nehmen konnte, der Anfang einer Verwandlung, die den wahren Rang sichtbar macht, dass nämlich das Werk eines Mannes weit über die Gegenwart hinaus denkwürdig bleibt und mitten in aller Endlichkeit etwas vom Glanz der Wahrheit leuchten lässt. Wir sind überzeugt, dass Karl Rahner dieses Licht der Wahrheit, das er ein Leben lang für andere und sich suchte, in Gott gefunden hat. Darin ist er als ein echter Lebe- und Lesemeister bleibendes Vorbild.
Es kommt mir immer wieder vor, dass Karl Rahner in den großen Lebensvollzügen und Aufgaben ein solches Vorbild ist. Er hat einen großen Mut zum Glauben und ist tief und leidenschaftlich davon überzeugt, dass dieser Glaube dem Menschen einen Reichtum schenkt, der durch nichts ersetzt werden kann. Gerade darum ist Karl Rahner auch überzeugt, dass das Denken immer wieder neu durch Suchen und Fragen die abgründigen Schätze von Glaube, Hoffnung und Liebe entdecken kann und heben hilft. Die Stätte, an der Gott alle Menschen zur Teilhabe an dieser seligmachenden Wahrheit einlädt, ist die Kirche, zu der Karl Rahner eine abgründige Liebe, aber auch ein sehr nüchternes Verhältnis hat. Er kennt die Größe der heiligen Kirche durch alle Jahrhunderte und zugleich das Elend, das wir selbst sind und schaffen. Zugleich ruft er immer wieder auf zur Sendung, die das Evangelium von der Versöhnung mit Gott und der Menschen untereinander unermüdlich und unablässig in unsere Welt hineinruft, bis wir ihn von Angesicht zu Angesicht schauen dürfen.
Was wünsche ich mir am meisten im Blick auf eine künftige Rezeption von Karl Rahners Theologie? Dies betrifft den inneren Zusammenhang von Suche Gottes, Erfahrung der Gnade und die Kirche als Ort der Gnade und der Sendung. Oft fallen diese drei Dimensionen im Verständnis Rahners etwas auseinander. Man hat oft nicht den langen Atem, um die leidenschaftliche Suche nach Gott als Urgrund, die Offenbarung Gottes in Jesus Christus mit ihrer Zuwendung zur ganzen Welt und allen Menschen sowie die Kirche als reales „Sakrament des Heils der Welt" in ihrer inneren Zusammengehörigkeit und Bewegung wahrzunehmen.20 Viele Einwände gegen Karl Rahners Theologie rühren davon her, dass man diese innere Synthese, die vor allem auch von der zentralen Stellung der Gnadenerfahrung21 bestimmt wird, nicht genügend in den Blick bekommt. Außerdem hat dies auch viele Konsequenzen für den theologischen Ort und den Sinn von Kirche.22
Eine solche Synthese ist die Aufgabe der Theologie und der Verkündigung zu allen Zeiten. Darum ist uns Karl Rahner so kostbar, weil er diese Wahrheit immer wieder in ihrer Tiefe und Schönheit ausgelotet hat. Darum hat er aber auch immer wieder den Menschen, uns selbst und die Abgründe unserer Gegenwart getroffen und zugleich Wege zur Heilung aufgezeigt.
Karl Kardinal Lehmann
Bischof von Mainz
Anmerkungen
Vgl. dazu ausführlicher K. Lehmann, Feldweg und Glockenturm. Martin Heideggers Denken aus der Erfahrung der Heimat, in: Feldweg und Glockenturm. Festschrift anlässlich des 30. Todestages von Martin Heidegger, hrsg. von der Stadt Meßkirch, Meßkirch 2007, 11-40, auch unter dem Titel: Heideggers Denken aus der Erfahrung der Heimat, in: Stimmen der Zeit, 132 (2007) 2, 75-88.
Vgl. dazu exemplarisch A. R. Batlogg, Karl Rahner in Innsbruck, in: Zeitschrift für katholische Theologie 129 (2007) 397-422 (Lit.).
Sehr viele Untersuchungen dieser Art sind Dank des Interesses der Theologischen Fakultät in der Reihe „Innsbrucker Theologische Studien" erschienen. Dankbar denke ich an die Förderung durch den allzu früh verstorbenen P. Lothar Lies SJ. Vgl. zuletzt U. Bentz, Jetzt ist noch Kirche. Grundlinien einer Theologie kirchlicher Existenz im Werk Karl Rahners, Bd. 80, Innsbruck 2008 (ausgezeichnet mit dem Karl Rahner-Preis 2008); vgl. insgesamt A. R. Batlogg u.a., Der Denkweg Karl Rahners. Quellen-Entwicklungs-Perspektiven, Mainz 2004 u.ö.; A. R. Batlogg, Die Autorität Karl Rahners, in: Stimmen der Zeit 134 (2009) 147-161 (Lit.).
Selbstzeugnis in: W. E. Böhm (Hg.), Forscher und Gelehrte, Stuttgart 1966, 21. Die alte Rechtschreibung wurde wegen des Zitatcharakters erhalten.
Vgl. A. P. Kustermann - K. H. Neufeld, Gemeinsame Arbeit in brüderlicher Liebe, Stuttgart 1993; K.H. Neufeld, Die Brüder Rahner. Eine Biografie, Freiburg i. Br. 1994.
Innsbruck 1939; die zweite Auflage, München 1957, wurde im Auftrag des Verfassers überarbeitet und ergänzt von Johannes Baptist Metz. Vgl. heute im Rahmen von „Karl Rahners Sämtliche Werke" die vorzügliche Neuausgabe von A. Raffelt, Freiburg i. Br. 1996 (Band 2 der Ausgabe); ebenso erschien auch neu herausgegeben und bearbeitet von A. Raffelt, als Band 4 der „Sämtliche Werke" die Neuausgabe von „Hörer des Wortes. Schriften zur Religionsphilosophie und zur Grundlegung der Theologie", Freiburg 1997.
Vgl. jetzt „E Latere Christi" (1036), in: Spiritualität und Theologie der Kirchenväter = Sämtliche Werke 3, Freiburg 1999, 3-84, 428-435, 449.
Vgl. K. Rahner, Toleranz in der Kirche, Freiburg i. Br. 1977, 67-103, bes. 100.
H. U. v. Balthasar, Größe und Last der Theologie heute. Einige grundsätzliche Gedanken zu zwei Aufsatzbänden Karl Rahners, in: Wort und Wahrheit 10 (1955) 531-533, hier 533. Die alte Rechtschreibung wurde wegen des Zitatcharakters erhalten. Soweit ich sehe, ist der Text später nicht wieder abgedruckt worden. Er behält jedoch seine Gültigkeit.
Ebd.
Hier ist noch vieles aufzubereiten. Dies gilt z.B. auch für die Konzeption des „Handbuches der Pastoraltheologie", dazu K. Lehmann, Karl Rahner und die praktische Theologie, in: Zeitschrift für Katholische Theologie 126 (2004) 3-15 (Lit.); dazu auch G. Schneider, Auf dem Fundament von Dogma und Geschichte. Der pastoraltheologische Entwurf von Franz Xaver Arnold, Ostfildern 2009, 150-168.
Dazu immer noch N. Schwerdtfeger, Gnade und Welt. Zum Grundgefüge von Karl Rahners Theorie der „anonymen Christen", Freiburg i. Br. 1982.
Freiburg i. Br. 1972.
Vgl. die gesammelten Texte in „Einheit in Vielfalt" (= SW 27), Freiburg i. Br. 2002.
Dazu wenig bekannte Zeugnisse in „Verantwortung der Theologie. Im Dialog mit Naturwissenschaften und Gesellschaftstheorie" (= SW 15), Freiburg i. Br. 2001.
Zu dem gesamten Komplex vgl. D. Ziebritzki, „Legitime Heilswege" (= Innsbrucker theologische Studien 61), Innsbruck 2002.
Zu diesem konkreten Kirchenbild und den Auseinandersetzungen vgl. jetzt U. Bentz, Jetzt ist noch Kirche (vgl. Anm. 3).
Vgl. K. Lehmann, Karl Rahner und die Kirche, in: Ders. (Hg.), Vor dem Geheimnis Gottes den Menschen verstehen (Anm. 5), 120-135; ders., Das gelebte Zeugnis: Karl Rahner, in: Dein Reich komme. 89. Deutscher Katholikentag Aachen 10.-14. September 1986. Dokumentation Teil I, Paderborn 1987, 832-842.
A. Görres, Wer ist Karl Rahner für mich?, Antwort eines Psychotherapeuten, in: P. Imhof/H. Biallowons, Karl Rahner. Bilder eines Lebens, Freiburg i. Br., Zürich 1985, 80.
Vgl. dazu in Ansätzen K. Lehmann, Karl Rahner und die Kirche, in: ders. (Hg.), Vor dem Geheimnis Gottes den Menschen verstehen. Karl Rahner zum 80. Geburtstag, 2. Aufl., München 1984, 120-135; ders., Karl Rahner als Interpret des Katholischen, in: zur debatte: Themen der Katholischen Akademie in Bayern 34 (2004), Heft 3, 1-4 (verkürzter Text, der gesamte Text wird noch veröffentlicht).
Von Anfang an habe ich auf die Gnadenerfahrung als innere Mitte der Theologie Karl Rahners aufmerksam gemacht, vgl. K. Lehmann, Karl Rahner, in: Bilanz der Theologie im 20. Jahrhundert. Bahnbrechende Theologen, hrsg. von H. Vorgrimler/R. Vander Gucht, Freiburg i. Br. 1970, 143-181, bes. 166 f. (Lit.). Vgl. dazu auch Karl Rahner: Ein Portrait, in: Rechenschaft des Glaubens. Karl Rahner-Lesebuch, hrsg. von K. Lehmann/A. Raffelt, Zürich/Freiburg i. Br. 1979 u.ö., 13-53. Aktualisierte Sonderausgabe: Freiburg i. Br. 2004, 13-56. - Dieses Verständnis Karl Rahners ist oft aufgenommen, aber nur gelegentlich fortgeführt worden. Deshalb ist im Zug des Erscheinens der Sämtlichen Werke eine baldige Publikation der bisher nicht veröffentlichten Vorlesung Karl Rahners über die Gnade wünschenswert und geradezu dringlich für ein weiteres vertieftes Verständnis Karl Rahners.
Vgl. nun die Darstellungen von U. Bentz, Jetzt ist noch Kirche, 15 ff., 299 ff., 511 ff.
von Karl Kardinal Lehmann, Bischof em. von Mainz
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