In diesen Tagen ging die Meldung durch die Medien, die deutschen Bischöfe hätten vom 16 – 21.November ihren „Ad-limina-Besuch“ absolviert. Es wurde vom Gespräch und von den Besuchen bei den Behörden der Kurie, auch in der deutschen Vatikanischen-Botschaft berichtet. Was aber ist der Ad-limina Besuch überhaupt?
Dieser Rom-Besuch der deutschen Bischöfe geht auf einen sehr alten Brauch, seit dem 4. Jahrhundert zurück. Die Bischöfe werden bis heute (vgl. das Gesetzbuch der Kirche: can. 400,§1) verpflichtet sich in einem festgelegten Abstand, zur Zeit wie schon lange 5 Jahre, nach Rom zu begeben zur Verehrung der Gräber („limina") der Apostel Petrus und Paulus und sich dem Papst zu stellen, um über die Leitung der Diözese dem Nachfolger Petri und auch seinen Mitarbeitern Rechenschaft zu geben. Einige Monate vorher wird ein schriftlicher Bericht nach vorgegebenen Fragen über die Situation des Bistums abgeliefert.
An den Gräbern der Apostelfürsten Petrus und Paulus feiern alle Bischöfe zusammen einen Gottesdienst. Dieser gehört zu den Fundamenten des Rom-Besuchs. Die anderen großen Kirchen können besucht werden. Dies ist ein Zeichen dafür, dass jede Kirche auf dem Fundament der Apostelfürsten Petrus und Paulus begründet ist. Sie haben ja damit selber-wie auch das Bischofsamt - eine apostolische Herkunft und Struktur. Bei der Glaubenskongregation und der Kongregation für die Bischöfe ist für alle ein Besuch geboten. In alle anderen Kongregationen gehen die Bischöfe nach persönlicher Entscheidung. Aber wir sorgen natürlich dafür, dass wir überall Kontakte wahrnehmen. Die Themen werden von uns ausgewählt und nach Rom mitgeteilt.
Jeder Besuch dauert etwa eine Stunde. Bei den großen Behörden, vor allem den pflichtmäßigen Besuchen haben wir uns den Erzbistümern entsprechend in jeweils 3 Gruppen aufgeteilt. Dies gilt auch für den Besuch beim Hl. Vater. Wir waren in 3 Gruppen von jeweils ca. 20 - 25 Bischöfen mit Papst Franziskus zusammen und haben sehr frei, offen und ausgesprochen kollegial-brüderlich Fragen der Weltkirche, wie z.B. Ehe und Familie auf den beiden Bischofssynoden 2014 / 2015, aber auch pastorale und sonstige Probleme im Bereich unserer Bischofskonferenz besprochen. Diese Gespräche waren alle sehr vertrauensvoll, manchmal auch humorvoll. Auf jeden Fall haben sie den Dienst der Bischöfe unterstützt und bestärkt. Man spürte förmlich das Wort Jesu zu Petrus: "Du aber stärke deine Brüder!".
Wir haben auch die deutschen kirchlichen Einrichtungen in Rom besucht und haben uns auch in der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland beim Hl. Stuhl mit der Botschafterin Annette Schavan, ihren Mitarbeitern und dem in Rom befindlichen Kardinälen, Bischöfen, Priestern, Ordensangehörigen und Laien ausgetauscht.
Dieser Rom-Besuch ist an sich nur für die Diözesanbischöfe verpflichtend. Seit langem aber nehmen wir die Weihbischöfe aus unseren Diözesen mit. Früher wurden sie dem Papst wenigstens vorgestellt, heute nehmen sie an den gemeinsamen Beratungen teil.
Im Ursprung ist dieser Rom-Besuch im Kern eine geistlich geprägte Wallfahrt zum Grab der Apostelfürsten und eine Begegnung mit dem Nachfolger Petri. Auch wenn er im Laufe der Zeiten manchmal ein zu rechtliches Profil bekommen hat, so bleiben diese beiden Elemente doch im Zentrum. Sie sind ein wichtiges Element in der Struktur der katholischen Kirche und gehören auch tief zur Spiritualität des bischöflichen Amtes. Dies gilt natürlich noch viel mehr für die oft einsamen Bischöfe in der weiten Weltkirche, die in tiefer Diaspora, in spürbarer Armut und nicht selten auch unter Ver-folgungen leben und leiden. Aber auch uns tut diese dichte Erfahrung alle paar Jahre gut. gerade auch gemeinsam. Dies stärkt auch unseren Zusammenhalt und unsere gemeinsame Verantwortung vom Zentrum her.
(c) Karl Kardinal Lehmann, Bischof von Mainz
Diese monatliche Kolumne von Kardinal Lehmann lesen Sie auch in der gedruckten Ausgabe der Mainzer Kirchenzeitung "Glaube und Leben" vom 6. Dezember 2015
von Karl Kardinal Lehmann, Bischof em. von Mainz
Copyright: Karl Kardinal Lehmann, Mainz