MARIA EINSIEDEL:
Sie kamen am Samstag (10. September) auf unterschiedlichen Wegen nach Maria Einsiedel, die rund 150 Teilnehmer des Wallfahrtsgottesdienstes in der Pilgerhalle des Wallfahrtsortes. Von Kelsterbach im Norden bis Gernsheim im Süden waren die Menschen aufgebrochen. Mit dem Auto, mit Pfarrbussen, mit einem großen Reisebus und mit dem Fahrrad.
Bereits gegen 09:00 Uhr startete die kleine wetterfeste Gruppe der Radwallfahrer, insgesamt 13 Personen, in St. Walburga (Groß-Gerau). Unter dem Leitwort: „Nehmt ihnen nicht das letzte Hemd“, standen besonders die Arbeits- und Lebensbedingungen osteuropäischer Wanderarbeiter im Fokus. Auf einem Feld nahm man die Situation landwirtschaftlicher Beschäftigter aus Osteuropa in den Blick und vor dem Verteilzentrum eines großen Onlinehändler informierten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die Arbeitsverhältnisse der dort Beschäftigten. Thema: Ausgeliefert! – Der Preis von Internetbestellung. Lieferdienste – prekär auf ganzer Strecke.
In Maria Einsiedel begann der Tag um 11:00 Uhr mit dem Pilgerweg, der am Wegekreuz startete und von der Pfarrgruppe Groß-Gerau / Büttelborn mit Pfarrer Respondek vorbereitet wurde. Singend und betend führte der ca. 1km lange Weg vom Kreuz über die Lourdeskapelle bis zur Pilgerkapelle von Maria Einsiedel. Dort traf man mit den Teilnehmenden der Marienandacht zu einem gemeinsamen Abschluss zusammen. Die Andacht wurde gestaltet von Pfarrer Wunderle aus Gernsheim.
Danach hatten die Anwesenden die Möglichkeit zur Mittagspause. Hier war auch in diesem Jahr Selbstversorgung angesagt, denn das Jugendhaus hatte im Vorfeld bereits darauf hingewiesen, dass es den Pilgern aus organisatorischen Gründen kein Mittagessen anbieten könne. Eine Ankündigung, die bei vielen Pilgern Unverständnis auslöste.
Um 13:00 Uhr fand in der Pilgerhalle eine Trostandacht mit Dr. Peter A. Schult statt. Zeitgleich konnten Menschen in der Pilgerkapelle einen persönlichen Segen durch Pfarrer Mulach empfangen oder bei Bedarf auch ein seelsorgerisches Gespräch führen.
Höhepunkt der Wallfahrt war der Wallfahrtsgottesdienst, der aufgrund des Wetters in der Pilgerhalle gefeiert wurde. Hauptzelebrant war der ehemalige Dekan des seit 31.Juli 2022 nicht mehr existierenden Dekanates Rüsselsheim, Pfarrer Karl Zirmer (Mainspitze). Die Wallfahrt und auch der Wallfahrtsgottesdienst standen unter dem Leitwort: „Ist mir mein Hemd näher als mein Nächster?“
Zu Beginn berichtete Irmgard Jahn für die Teilnehmenden der Radwallfahrt, deren Thema ja traditionell eng mit dem Thema der Wallfahrt verbunden ist. Die Organisator/innen hatten für die Zwischenstationen wieder einige markante Punkte herausgesucht, die zur Thematik passten.
Pfarrer Respondek verkündete das Evangelium und im Mittelpunkt der Dialogpredigt von Pfarrer Zirmer und Ingrid Reidt (Betriebsseelsorge) standen Impulse für eine solidarische Kirche des Teilens. Bereits seit vielen Jahren beschäftigte das Thema Sozialpastoral die Verantwortlichen des Dekanates. Von diesen Erkenntnissen werden auch die neuen Pastoralräume profitieren. Ingrid Reidt präsentierte ein "letztes Hemd" und Pfarrer Zimer stellte mit einem Taufkleid dann auch noch den Bezug zur zweiten Lesung aus dem Galaterbrief her. Dort heißt es: "Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid,
habt Christus angezogen." GAL 3, 27
Die Dialogpredigt endete mit einem von Ingrid Reidt und Pfarrer Zirmer verfassten Gebet. Dieses finden Sie in voller Länge am Ende des Artikels - auch als Douwnload.
Am Ende des Gottesdienstes wurde nicht nur den Musikern gedankt, sondern auch dem langjährigen Gernsheimer Gemeindereferenten, Markus Kiefer, der nun in die Klinikseelsorge nach Darmstadt wechselt. Markus Kiefer war, als Nachfolger von Dr. David Hüser, seit Sommer 2021, für die Koordinierung des Prozesses des Pastoralen Weges im Dekanat zuständig.
Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von Stefan Finkenauer (Mainspitze) und seiner Familie sowie einer kleinen Schola. Der Gottesdienst endete dann mit dem von Pfarrer Clemens Wunderle (Gernsheim) vor kurzem verfassten und komponierten Wallfahrtslied.
Nach dem Gottesdienst hatte die Pfarrgruppe Groß-Gerau / Büttelborn, die in diesem Jahr die "Patenschaft" übernommen hatte, die Anwesenden noch zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Auch dieser Erlös kommt dem SOS-Urkaine-Projekt zugute. Bei blauem Himmel und Sonnenschein nutzten viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch die Möglichkeit zu Gespräch und Austausch. Dabei waren alle der Meinung, dass die Wallfahrt auch im nächsten Jahr wieder stattfinden sollte.
Liebender Gott,
wir haben uns – im wahren Sinn des Wortes -
von deiner Stimme anziehen lassen,
in der Taufe, die uns eint und uns offen macht
für unsere Schwestern und Brüder –
Nachbarn und Fremde – in dieser Welt.
Wir dürfen uns beschenkt wissen von Deiner Liebe,
die uns umhüllt wie ein sanfte Kleid,
das wärmt und schützt,
das unsere Bedürfnisse stillt und uns ermutigt,
selbst auf andere Menschen liebend zuzugehen.
Du führst uns als Deine Kinder zusammen
und stellst uns in den Dienst Deiner Welt als solidarische Kirche, die teilt:
Hier vor Ort, in den Pastoralräumen und Kirchorten, im Kreis, weltweit.
Mache uns mündig und stark, dass wir helfen, wo Not ist
und dass wir unsere Stimme erheben, wo Unrecht geschieht.
Dass wir teilen, was wir haben,
dass wir offenherzig und fröhlich aufeinander zugehen,
und im Nächsten Dich sehen,
wissend, dass wir selbst bedürftig sind.
Amen.
(Ingrid Reidt/Karl Zirmer,Wallfahrt Maria Einsiedel 2022)