Schmuckband Kreuzgang

Gedanken zum Palmsonntag

Liebe Gemeinde, liebe Schwestern und Brüder,

Palmsonntag (c) M. Berker
Palmsonntag
Datum:
Sa. 4. Apr. 2020
Von:
Pfarrer Martin Berker

So kurz vor Ostern gilt es die Gefühle zu ordnen. Die Kirche lädt uns in besonderer Weise dazu, am heutigen Palmsonntag, ein.

Wenn wir heute miteinander Gottesdienst feiern würden, würden wir zu Beginn den Einzug in Jerusalem hören und später noch die Passion. Die Verkündigung schlägt damit den Bogen vom Einzug Jesu in die Heilige Stadt zu seinem Kreuzestod vor den Toren Jerusalems.

In beiden biblischen Szenen, die sich um Jerusalem drehen, reagiert die Menge von der Straße auf Jesus mit großer Emotionalität. Erst heißt es noch euphorisch: „Hosanna dem Sohn Davids! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn.“ Nicht viel später ist die Stimmung umgeschlagen. Hasserfüllt riefen die Menschen: „Ans Kreuz mit ihm!“

In der Menge fanden sich einige wenige Anhänger Jesu. Aber da waren auch einige Feinde, die wir ebenso in der Minderheit glauben dürfen. Die meisten Menschen kannten Jesus nicht. Sie wussten gar nicht, worum es eigentlich geht. Sie schrien einfach mit, sobald sich die jeweiligen Wortführer hervortaten. Zu Beginn der Karwoche muss ich erst einmal meine Gefühle ordnen.

 

Gebet

Großer Gott, wir feiern in dieser Heiligen Woche den Höhepunkt des Kirchenjahres. Lass uns still und nachdenklich werden und unsere Verbindung zu Christus stärken, der uns in Tod und Auferstehung den Weg vorausgegangen ist, und der mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit. Amen.

 


Mt 21, 1-11
Aus dem Matthäusevangelium

 

Als sie sich Jerusalem näherten und nach Betfage am Ölberg kamen, schickte Jesus zwei Jünger aus und sagte zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor euch liegt; dort werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Fohlen bei ihr. Bindet sie los und bringt sie zu mir! Und wenn euch jemand zur Rede stellt, dann sagt: Der Herr braucht sie, er lässt sie aber bald zurückbringen. Das ist geschehen, damit sich erfüllte, was durch den Propheten gesagt worden ist:

Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist sanftmütig und er reitet auf einer Eselin und auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers.

Die Jünger gingen und taten, wie Jesus ihnen aufgetragen hatte. Sie brachten die Eselin und das Fohlen, legten ihre Kleider auf sie und er setzte sich darauf. Viele Menschen breiteten ihre Kleider auf dem Weg aus, andere schnitten Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Die Leute aber, die vor ihm hergingen und die ihm nachfolgten, riefen:
Hosanna dem Sohn Davids! / Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn. / Hosanna in der Höhe!


Als er in Jerusalem einzog, erbebte die ganze Stadt und man fragte: Wer ist dieser? Die Leute sagten: Das ist der Prophet Jesus von Nazaret in Galiläa.

 

Gedanken zum Evangelium in 100 Sekunden

 

Stimmungs- und Meinungsmache hat es wohl immer schon gegeben. Da wird Lob zum Tadel, Freude zum Hass, Verehrung zu Verachtung. Das Volk war in sich gespalten. Es ist nicht die Pluralität, die fruchtbare Verschiedenheit, die das Bild bestimmt. Es ist die Polarität, die Gegensätzlichkeit, die Uneinigkeit und die damit verbundene Auseinandersetzung, die in jenen Tagen Jerusalem bestimmt haben. – So war es nicht nur damals! So ist es vielfach bis heute! Die Menschen in Jerusalem sind ein Bild für die ganze Menschheit. Die Heilige Stadt spiegelt die menschliche Zerrissenheit.

 

Der Palmsonntag konfrontiert uns mit dieser Realität, die auch unser Leben berührt. Es geht zunächst darum, sich zu positionieren. Wir erleben uns als Gläubige nicht selten selbst zwiespältig, hin- und hergeworfen zwischen dem, was „man“ heute ebenso denkt und tut und dem, was der Glaube gebietet. Und wir erleben diese Zerrissenheit bis hinein in die Kirche.

 

Ich frage mich, ob das vielleicht so sein muss. Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht, damals wie heute ist die Erfahrung der Spaltung die Situation, in die hinein Gott sich offenbart. Spaltung ist der Ausgangspunkt, der durch Leiden, Kreuz und Auferstehung zur Einheit mit Gott führen soll.

 

Die angebrochene Karwoche fordert mich auf, meine religiösen Gefühle zu ordnen.

 

Lied:                   280, 1-3

 

Fürbitten

 

Heute begleiten wir Jesus bei seinem Einzug in Jerusalem, er kommt in Demut auf einem ausgeliehenen Esel. Wir erinnern uns an sein Leiden und Sterben und verbinden uns mit allen Menschen, die heute unter Angst und Krankheit und Tod leiden. Für sie und auch für uns wollen wir beten:

 

  • Für die Menschen, die an Covid-19 erkrankt sind
    und überall auf der Welt um ihr Leben kämpfen.

 

Du Gott des Lebens, höre uns.

 

  • Wir sind dankbar und beten für Ärztinnen und Ärzte, für die Pflegekräfte und anderen Helferinnen und Helfer, die bis an ihre Grenzen gehen, um Menschen zu heilen und zu schützen.

 

  • Für alle, die sich um Angehörige sorgen, denen sie jetzt nicht nahe sein dürfen, um sie am Lebensende und beim Sterben zu begleiten.

 

  • Für die Verantwortlichen in Politik und Wissenschaft,
    die immer wieder neu zwischen dem Schutz des Lebens
    und dem Fortbestand von Wirtschaft und Kultur abwägen müssen.

 

  • Für alle, die nach konstruktiven und menschlichen Lösungen
    für die Flüchtlinge auf den griechischen Inseln suchen.

 

  • Wir beten für alle Gläubigen, die Halt und Orientierung suchen
    und die Kar- und Ostertage außerhalb der vertrauten Kirchenräume verbringen.

 

Gütiger Gott, dein Sohn Jesus Christus ist als Friedenskönig in Jerusalem eingezogen und unschuldig den Weg des Leidens bis zum Tod am Kreuz gegangen. Wir danken dir für seinen Tod und seine Auferstehung; sie lässt uns hoffen, dass das Leben siegt – hier und jetzt und bis in alle Ewigkeit. Amen.

 

Vater unser …

 

Wort auf den Weg

Einzug in Jerusalem

Mit dem heutigen Palmsonntag

treten wir ein in das Geschehen

der Hl. Woche mit all dem, was sich

damals in Jerusalem ereignet hat.

 

Eine ungeheure Spannung und

Tragik liegt über den Situationen

und Stationen, zu denen uns das

Leiden Jesu herausfordert, um

mit ihm zu gehen und ihm zu folgen.

 

So führt dieser Weg auch für uns

von den heutigen Jubelrufen des „Hosanna"

bis zum „Kreuzige ihn", von der

innigen Tischgemeinschaft der besten

Freunde bis in die äußerste Einsamkeit.

 

Es ist der Weg des Kreuzes und dessen,

der mit seinem Kreuz unser aller Kreuze

angenommen und getragen hat, um

mit uns zu gehen, bei uns zu bleiben,

wenn alle anderen längst gegangen sind.

 

Feiern wir heute den Auftakt und die

Einzustimmung auf das Geheimnis

unserer Erlösung im Leiden,

in der Schmach und Torheit

des Scheiterns!

(Paul Weismantel)

Segen

Der Herr sei mit Euch.

Und mit Deinem Geiste.

Es segne Euch und alle die zu Euch gehören der gütige und barmherzige Gott.

Der Vater + und der Sohn und der Heilige Geist.

Amen.

 

Lied:                   801, 1+4+7

 

 

Palmzweige können ab 10.30 Uhr in der Kirche abgeholt werden.

Palmsonntag in St. Josef (c) D. Thiel
Palmsonntag 2020 (c) D. Thiel