In jeder StadtPost Neu-Isenburg gibt es ein „Wort der Woche". Pfarrerinnen, Pfarrer und Vertreter der Kirchengemeinden aus Neu-Isenburg teilen ihre Gedanken zur Jahreszeit, zu Entwicklungen in unserer Gesellschaft oder zu Dingen, die sie aus christlicher Sicht bewerten, mit.
Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen. (Matthäus 5,9)
Seit mehr als zwei Jahren stehen die Themen Krieg und Frieden, militärische Einsätze oder Gewaltverzicht auf der Tagesordnung. Durch den Konflikt zwischen der Ukraine und Russland haben die sich viele Jahre positiv entwickelnden Beziehungen zwischen der Europäischen Union und Russland in einem Maße abgekühlt, dass nicht wenige einen neuen Kalten Krieg befürchten. Im Nahen Osten hat die Terrororganisation Hamas bei einem mit äußerster Brutalität durchgeführten Angriff Tausende Israelis getötet und Hunderte verschleppt – seitdem tobt nicht nur im Gazastreifen ein furchtbarer Krieg.
Angesichts dieser beiden Konfliktherde rückt die militärische Option wieder in den Vordergrund; Waffenlieferungen finden statt, eine Ausweitung militärischer Einsätze ist nicht ausgeschlossen. Mich treibt die Wut um, wenn ich sehe, welches Leid Unschuldigen angetan wird. Auch verbal wird aufgerüstet, die Tonlage untereinander verschärft sich.
Dennoch bin ich dankbar für alle, die trotz vieler Rückschläge und gebrochener Vereinbarungen den diplomatischen Weg mühselig weitergehen, die jede Gelegenheit zum Gespräch nutzen und mäßigend wirken wollen. Und ich bin dankbar für die, die in ihren Versuchen nicht
müde werden, die Gewaltspirale zu durchbrechen. Man mag vielen von ihnen Naivität vorwerfen. Ich glaube, wir brauchen diese Stimmen – vielleicht zurzeit nur als mahnende Stimmen im Hinterkopf, als Erinnerung daran, dass es immer wieder einen Weg aus der Gewaltspirale geben muss – und als Erinnerung an Jesus Christus, der vor nahezu 2.000 Jahren die Friedensstifter seligpries und auf einem Esel in Jerusalem einritt, sanftmütig, friedfertig. Als viele seinen Aufruf zum gewaltsamen Aufstand gegen die Römer erwarteten, setzte er Zeichen des Friedens und stand dafür ein. Das sollten wir alle nicht vergessen.
Pfarrer Martin Berker, St. Josef, Neu-Isenburg