In jeder StadtPost Neu-Isenburg gibt es ein „Wort der Woche". Pfarrerinnen, Pfarrer und Vertreter der Kirchengemeinden aus Neu-Isenburg teilen ihre Gedanken zur Jahreszeit, zu Entwicklungen in unserer Gesellschaft oder zu Dingen, die sie aus christlicher Sicht bewerten, mit.
„Zwischen den Jahren“
Was machen Sie „zwischen den Jahren“? Ausruhen von den Weihnachtsfeiertagen, die Silvesterparty vorbereiten, Urlaub oder die stille Zeit im Büro genießen? Dabei könnte die erste Frage lauten: Was ist überhaupt die Zeit zwischen den Jahren? Denn kalendarisch geht ein Jahr in das andere über, und es gibt de facto keine Zeit „dazwischen“. Dennoch weiß jeder, was gemeint ist, wenn man von den Tagen „zwischen den Jahren“ spricht.
Was fangen wir mit diesen Tagen an? Viele Bräuche und Aberglaube ranken sich um diese Zeit. Für mich sind es Tage, um persönlichen Rückschau und Ausblick zu halten.
Im Licht des Sterns von Bethlehem betrachte ich die vergangenen 365 Tage und denke darüber nach, was gut war, was gelungen ist und was noch zu Ende gebracht werden muss. Ich entdecke die schönen Momente des vergangenen Jahres und lege sie zu den übrigen Weihnachtsgeschenken. Ich halte die schmerzlichen Erfahrungen – das, was noch nicht heil ist – dem Kind in der Krippe hin, damit das Jesuskind sie heilt. Für mich ist es eine Zeit mich bei Menschen zu melden, die in der letzten Zeit zu kurz gekommen sind.
Das Gute wie das Schlechte lasse ich im alten Jahr zurück. Wer das vergangene Jahr mit den liebenden Augen Gottes angeschaut hat, der hat den Blick frei für das, was kommen will. Eine Erfahrung der letzten Jahre von mir.
Die schönen und ermutigenden Erfahrungen der vergangenen zwölf Monate können zugleich Antrieb sein für das kommende Jahr. So frage ich mich, was im neuen Jahr Raum bekommen soll – andere Prioritäten im Leben, neue Erfahrungen und Verhaltensweisen vielleicht.
Einst fürchteten sich die Menschen „zwischen den Jahren“ vor bösen Geistern. Sie räucherten in Haus und Stall, um Segen zu erbitten für das neue Jahr. Heute wissen wir, dass die Tage um den Jahreswechsel nicht begleitet oder überschattet sind von bösen Geistern, Werwölfen und anderen Ungestalten, sondern von einem Gott, der seine unendliche Liebe zu den Menschen zeigt, indem er Kind wird in der Krippe.
Deshalb bin ich gewiss, dass Gott mir und uns auch im neuen Jahr durch alle Höhen und Tiefen begleiten wird.
Pfarrer Martin Berker, St. Josef, Neu-Isenburg