Historische Bilder von Friedrich Maurer, die dieser ab dem Jahr 1907 teilweise bis nach dem Ersten Weltkrieg unter anderem im Bereich Weschnitz, Ober-Ostern (Alme) sowie Hammelbach und Fürth aufnahm, legen ein beredtes Zeugnis davon ab, mit welchen Erschwernissen sich die Menschen in diesem Teil des Odenwalds früher herumschlagen mussten.
Historiker Dr. Manfred Göbel hat 160 von 724 Fotos in einem Buch gebündelt, das er am 22. März in der Bücherscheune in Fürth, Erbacher Straße 7, vorstellt. Überliefert sind 62 Bilder aus Ober-Ostern/Alme, 53 aus Weschnitz sowie 27 aus Hammelbach und 24 aus Fürth einschließlich der heutigen Ortsteile. Ein Foto von Ellenbach aus dem Jahr 1908 zeigt etwa den Ortseingang von Fürth her. Es war das Titelbild auf dem von Maurer 1914 veröffentlichten Bildband. Es ist laut Göbel nicht zu belegen, wie oft Maurer in Fürth war.
Gesichert ist jedoch sein mehrmaliger Besuch im „Erbacher Hof“ in Weschnitz. Dort entstand auch eine Gaststättenszene. Fotos aus Weschnitz nach dem Ersten Weltkrieg zeigen, dass Friedrich Maurer mehrmals dort war und die Kontakte über längere Zeit hielt. Der Odenwaldklub dürfte dem Fotografen aus Darmstadt viele (private) Türen geöffnet haben, schätzt Göbel. So ist bekannt, dass Leonhard Müller (Besitzer des Erbacher Hofs) ebenfalls OWK-Mitglied war. Für den Historiker ist allerdings nicht klar, ob es im Gesamtwerk ebenfalls diesen Schwerpunkt gab. Dieser lässt sich nur aus den drei erhaltenen Fotoalben herauslesen. Alle anderen Bilder Maurers verbrannten gegen Ende des Zweiten Weltkriegs bei einem Feuer in Darmstadt.
Doch was erhalten ist, lässt die heutigen Betrachter tief ins damalige Leben eintauchen. Bei der Feldarbeit zwischen Fürth und Weschnitz wird 1907 eine Kaffeepause eingelegt. Oder Nagelschmied Regner aus Fürth mit Rauschebart, Nickelbrille und Pfeife in der Hand: Nur zwei der alten Bilder, die einen seltenen und wertvollen Einblick in den Alltag der Menschen vor mehr als 100 Jahren eröffnen.
„Landschaftsmotive gibt es aus dieser Zeit genug“, erläutert der Historiker. Das Faszinierende an Maurers Motiven ist der Alltag. Vor mehr als 100 Jahren war in bestimmten Ecken des Odenwalds „ein Fotograf eine Sensation“, betont er. Eine Kuh wird beschlagen, ein Schmied steht am Amboss, eine alte Frau schält Kartoffeln: „Für solche Bilder gaben die Fotografen damals kein Geld aus“, schildert Göbel. Maurer dagegen „zeigt das Leben, wie es wirklich ist“. Er glorifiziert nicht „die gute alte Zeit“, sondern im Blick auf die damaligen Wohnverhältnisse „wird die Mühsal des Lebens deutlich“. Dazu kommen Fotostrecken von alten Handwerksberufen wie Sattelbinder, Sieb-, Pumpen- oder Schachtelmacher und Nagelschmied, die Göbel als „kostbar“ bezeichnet. Manche waren auch regional verdichtet. In Weschnitz dominierte etwa die Landwirtschaft. tom