20221020_143744 (c) Markus Dannhäuser

Ständige Diakone besuchten den Hl. Martin

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Datum:
Do. 27. Okt. 2022
Von:
Sigrid Schröder

Das verschwundene Grab

Im Jubiläumsjahr „50 Jahre Ständiger Diakonat im Bistum Mainz“ besuchten 13 Mainzer Diakone mit Pfarrer Markus Warsberg und Schwester Helena Hopf vom Referat „Ständiger Diakonat“, einigen Ehefrauen und einer Promoventin der Hochschule St. Georgen, die Stätten des Hl. Martin in Tours und Poitiers.

Die französische Revolution hatte versucht das Andenken an den Reichsheiligen auszulöschen. Die große Pilgerkirche wurde niedergelegt. Nur zwei Türme blieben stehen. Einer stürzte später ein. Eine Straße und Wohnbebauung sollten den heiligen Ort verschwinden lassen. Einer Privatinitiative war es zu verdanken, dass das Grab gegen Ende des 19. Jahrhundert wiedergefunden wurde und eine kleinere Basilika entstand, die vor 100 Jahren fertiggestellt wurde. Am ursprünglichen Grab mit einem pompösen Grabmal ist etwas zu spüren von der Ausstrahlung des Mannes, der vor 1700 Jahren gelebt hat. An der Grabeskirche leben Benediktinerinnen, deren Chorgebet und Gastfreundschaft das Anliegen des Mönchs und Bischofs aufnehmen.

Marmoutier vor den Toren der Stadt hat nur Ruinen aufzuweisen. Vermutlich ist das der Weg, wenn eine Gemeinschaft immer größer, höher, breiter bauen will. Ganz einfach hat es angefangen. Als Martin 371 Bischof geworden war, suchte er einen Rückzugsort, den er in den Höhlen des Loiretals fand. Martin steht ein für Stille und Gebet mitten in der Hektik heutigen kirchlichen Lebens.

In Poitiers, südlich von Tours, spricht die Grabeskirche des Hl. Hilarius von Poitiers von den langen Wegen, die beide Männer des 3. Jahrhunderts bis zu ihrer Taufe gegangen sind. Beide waren erwachsen, als sie getauft wurden. Hilarius taufte Martin. Ein Baptisterium zeigt, welche Bedeutung die Taufe in diesen Jahrhunderten hatte. In Ligugé haben französische Benediktiner das Klosterleben, das Martin dort initiiert hatte, wieder begonnen. Ironie der Säkularisierung: weil eine Eisenbahnlinie durch das Gelände gebaut wurde, konnte das Bistum im 19. Jahrhundert das Kloster von einem Privatbesitzer erwerben. Die Mönche bauten eine moderne Abteikirche.

Candes ist der Sterbeort des Hl. Martin. 397, mit über 80 Jahren wurde der Bischof zur Streitschlichtung gerufen. In dem kleinen Ort bewahrt die Kirche die Erinnerung an seinen Tod und an den Leichenzug nach Tours, wo St. Martin am 11. November 397 beigesetzt wurde. Der Abschluss der Wallfahrt fügte zusammen, was Martin der heutigen Kirche zu sagen hat. Lange Suche nach der Wahrheit, Sozialpastoral, geprägt von der Mantelteilung, Einsamkeit und Rückzug in das kontemplative Leben, Seelsorge und Zuwendung zu den Menschen bis zum letzten Tag.