Briefwahl – das Mittel der Wahl

Pfarrgemeinderatswahl im Bistum Mainz (c) Angelika Franz
Pfarrgemeinderatswahl im Bistum Mainz
Datum:
Di. 26. März 2024
Von:
Matthias Makowski

Die meisten Gemeinden im Bistum Mainz haben für die Pfarrgemeinderatswahl (PGR-Wahl) am 16. und 17. März auf Briefwahl gesetzt, um eine hohe Wahlbeteiligung zu erreichen. Die Erfahrung zeigt, dass durch dieses Angebot mehr Personen in der Pfarrei ihr Kreuz setzen und den PGR mitwählen. Aber gibt es Möglichkeiten, auch eine Urnenwahl so attraktiv zu gestalten, dass sie die Katholikinnen und Katholiken der Gemeinde zusammenbringt? Denn die Wahl an der Urne hat einen entscheidenden Vorteil: Die Gemeinde kommt zusammen. Das Beispiel aus den Pfarreien Herbstein und Eichenrod zeigt, dass es klappt, wenn das ehrenamtliche Engagement stimmt.

Kaffee, Kuchen, Betreuung für die Kleinen und hohes Interesse der Kandidatinnen und Kandidaten, dazu ein engagierter Wahlvorstand – mehr braucht es nicht, um eine erfolgreiche Urnenwahl zu gestalten. So geschehen in Herbstein und Eichenrod. Pfarrer Martin Kleespies erklärt die Entscheidung für eine Urnenwahl folgendermaßen: „Es geht auch darum, dass Ressourcen gespart werden müssen. Ökologisch gesehen macht es keinen Sinn, dass an alle die Wahlunterlagen versendet werden. Hier entstehen durch das Porto Kosten und durch das verwendete Papier entsteht zusätzlicher Müll.“ In der heutigen Zeit ein nachvollziehbares Argument.

„Alle haben mitgemacht, die Firmlinge haben die Kinderbetreuung übernommen. Sie durften zum Teil schon selbst wählen. Wahlberechtigt sind Gemeindemitglieder, die am Wahltag das 16. Lebensjahr vollendet haben. So konnten die Eltern nach der Wahl noch ein Stück Kuchen essen und Kaffee trinken“, erklärt Angelika Franz, pastorale Mitarbeiterin. Die Kuchen wurden von fleißigen Gemeindemitgliedern gebacken. „Wir haben so viele Kuchen angeboten bekommen, dass wir gar nicht alle annehmen konnten“, erzählt Frau Franz und man merkt, dass sie sich freut, dass es viele aktive Menschen in der Gemeinde gibt. Kaffee und Kuchen waren kostenlos, wer wollte, konnte eine Spende geben. Der Helferkreis und Wahlvorstand sorgten dafür, dass ausreichend Kaffee gekocht und im Anschluss aufgeräumt wurde. 10 Kandidatinnen und Kandidaten, die Lust haben, sich zu engagieren, haben ordentlich Werbung gemacht und Freundinnen und Freunde mit zur Urne gebracht. Von Jung bis Alt waren alle in der Gemeinde in die Urnenwahl involviert.

Pfarrer Kleespies erklärt sich die Beteiligung und das große Interesse so: „Bei uns haben zuletzt leider die Pfarrfeste nicht mehr so regelmäßig stattgefunden, weil es früher auch an Ehrenamtlichen fehlte, die sich einbringen wollten und konnten. Da war diese Einladung genau richtig, um auch das Gemeindeleben spürbar zu machen.“ Neben Kaffee und Kuchen gab es auch für die Kleinen ein Angebot. Vor Ort konnten Kerzen gestaltet und Palmstöcke gebastelt werden. Mit Blick auf das nahende Osterfest eine sinnvolle Bastelarbeit, die auch zeitnah genutzt werden kann. Und natürlich gab es auch für die Kleinsten ein Stück Kuchen.

Einen großen Vorteil in der Abstimmung an der Urne sehen Pfr. Kleespies und Frau Franz darin, dass diejenigen kommen, die wirklich Interesse an der Gemeinde und dem Gemeindeleben haben – während bei einer Briefwahl auch Leute, die kein Interesse haben und womöglich auch keine Kandidatinnen und Kandidaten für den PGR kennen, einfach ihre Kreuze setzen, weil die Unterlagen jetzt da sind. Herbstein hat es vorgemacht: gelebte Gemeinde ist möglich. Kirche erreicht die Gläubigen, wenn gemeinsam auf ein Ziel hingearbeitet wird. Und in Herbstein steht außer Frage: „Bei der nächsten PGR-Wahl werden wir ein ähnliches Angebot schaffen und wieder auf Urnenwahl setzen.“ Nicht zuletzt aufgrund der Rückmeldung vieler Gemeindemitglieder, dass dringender Wiederholungsbedarf besteht. Auch in Eichenrod, wo das zweitbeste Ergebnis bei der Urnenwahl erreicht wurde, stehen die Zeichen gut, dass um die nächste PGR-Wahl ein Event entsteht. Angelika Franz verriet uns nämlich noch, dass die Eichenroder sicher sind, dass die Beteiligung noch besser gewesen wäre, wenn im Anschluss an die Wahl ein leckeres Stück Kuchen und ein guter Kaffee gelockt hätten.