Wort des Dankes bei der Verleihung der Wilhelm Leuschner-Medaille

am 30.11.2016 im Schloss Wiesbaden-Biebrich

Datum:
Mittwoch, 30. November 2016

am 30.11.2016 im Schloss Wiesbaden-Biebrich

Verehrter Herr Ministerpräsident

mit den Mitgliedern der Landesregierung, den Damen und Herren Abgeordneten!

Sehr geehrte Trägerinnen und Träger der Wilhelm Leuschner-Medaille!

Verehrte Gäste! Liebe Damen und Herren!

Mein kurzes Wort darf ich mit einem ganz herzlichen Dank für die soeben erfolgte Verleihung der Wilhelm Leuschner-Medaille beginnen, zunächst an Sie Herr Ministerpräsident Volker Bouffier, vor allem auch für Ihre Würdigung. Ich danke Ihnen allen, dass Sie die Einladung zu diesem festlichen Anlass angenommen haben und darf allen Damen und Herren danken, die im Namen der Hessischen Staatskanzlei diese festliche Veranstaltung ausgerichtet haben, stellvertretend dem Chef des Protokolls, Herrn Ministerialdirigenten Dieter Beine.

Ich habe mich sehr gefreut und darf meinen Dank für die Anerkennung meines Dienstes für die Demokratie und das Gespräch zwischen Staat und Kirche kurz begründen. Ich bedanke mich in den Tagen, an denen wir den 70. Geburtstag unserer Verfassung begehen. Am 20. Todestag von Wilhelm Leuschner (29.09.1964) hat der damalige Hessische Ministerpräsident Georg August Zinn die erste Medaille, dieser höchsten Auszeichnung des Landes Hessen, verliehen. Ich freue mich, dass ich inmitten vieler Damen und Herren, die früher Trägerinnen und Träger dieser Auszeichnung geworden sind, diese Wilhelm Leuschner-Medaille entgegennehmen darf.

Der Holzbildhauer, Innenminister und Gewerkschaftler Wilhelm Leuschner – ja und noch mehr, das war dieser Mann aus dem Volk in einem - ist uns allen ein Vorbild. Ihn und seine Familie kannte ich nicht persönlich. Aber als Junge hatte ich Kenntnis von Männern, die mir bis heute viel sagen: Generalfeldmarschall Erwin Rommel, von Hitler zum Selbstmord gezwungen, lebte in der Nähe meiner Heimat und war uns Kindern bekannt; das Schloss Wilflingen in unserem Nachbardorf gehörte der Familie von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, dem Mann des 20. Juli 1944; der Widerstandskämpfer Dr. Reinhold Frank, Rechtsanwalt aus Karlsruhe, war der Vater eines Studienfreundes; Pater Alfred Delp (aus Lampertheim) und Dietrich Bonhoeffer, beide Blutzeugen aus unseren Kirchen, begleiten mich bis heute durch ihre Person und durch ihre uns erhaltenen Schriften und Zeugnisse. Später ermutigte mich das tapfere Leben und Sterben von Wilhelm Leuschner, vor allem durch die Biographie von Axel Ulrich. Über den Priester aus meiner Heimatdiözese Freiburg, Max Josef Metzger, veröffentlichte ich gerade eine kleine Skizze seiner Persönlichkeit. Sie alle gehören zu meinem Leben, in fast allen Fällen sogar zu meiner Jugendzeit.

Ich denke aber auch bei der Gelegenheit dieser Auszeichnung dem Land Hessen, dem ich seit 1983 in besonderer Weise verbunden bin. Weit über zwei Drittel der katholischen Christen im Bistum Mainz, für die ich 33 Jahre Bischof sein durfte, leben in Hessen. Ich lernte Land und Leute schätzen und nicht selten lieben. Dies gilt besonders auch für die wirtschaftlichen und sozialen, die kulturellen und wissenschaftlichen Beiträge von vielen Frauen und Männern.

Dies gilt aber auch für die Politik und die politisch engagierten Hessen. Gerade im Miteinander und Gegenüber von Rheinland-Pfalz und Hessen, Mainz (wo ich insgesamt die Hälfte meines Lebens verbringen darf) und Wiesbaden – Frankfurt, lernte ich die verschiedenen politischen Landschaften in unseren Bundesländern kennen. In beiden Ländern gab es viele Besuche, Begegnungen und Beratungen. Ich durfte eindrucksvolle Vertreter des politischen Lebens, Frauen und Männer, - auch fast aller Religionen – kennenlernen und mit ihnen zusammenarbeiten.

Ich möchte mich bedanken für die Art und Weise des Umgangs miteinander im politischen Geschäft und zumal mit den Kirchen und Religionen. Es gibt in diesem Land klare Konturen der einzelnen Parteien und der verantwortlichen Persönlichkeiten, auch gelegentlichen Streit und – gar nicht so selten – ein erstaunliches, geradezu friedliches Miteinander. Dies ist gewiss nicht alle Tage so. Aber ich meine darin doch etwas von den bleibenden Errungenschaften der Widerstandskämpfer für uns und – wie es schon in der Gründungsurkunde des Preises heißt – vom „Geist Wilhelm Leuschners“ zu erkennen. 

In diesem Sinne danke ich nochmals besonders Ihnen, verehrter Herr Ministerpräsident, für die Verleihung und wünsche Ihnen und uns allen im Land zum 70. Verfassungstag und nicht zuletzt zum Beginn des Advents in Gottes Segen für Sie alle, Land und Leute, alles Gute!

 

 (c) Karl Kardinal Lehmann, Bischof em. von Mainz

von Karl Kardinal Lehmann, Bischof em. von Mainz

Copyright: Karl Kardinal Lehmann, Mainz