ST. WALBURGA GROSS-GERAU
Am Sonntag, 11. Dezember 2022 wurde im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes unsere Gemeindereferentin Frau Irmgard Jahn verabschiedet. Zelebranten waren neben Pfarrer Respondek auch Pfarrer im Ruhestand Norbert Kissel sowie die beiden Diakone Günter Seemann und Dr. Joseph Theruvath. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von Tobias Sattler.
Die Kirche feiert am 3. Advent den Sonntag „Gaudete – freuet euch“. Darauf nahm Pfarrer Respondek in seiner Begrüßungsansprache Bezug: „Wir freuen uns und danken Gott, dass Irmgard Jahn nie die Hände in den Schoß gelegt hat, sie hat selbst gehandelt und andere dazu motiviert mitzuhandeln.“ Er begrüßte als Gäste Frau Monika Stübinger, die im Bistum Mainz leitende Diözesanreferentin für die Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten ist, Herrn Jörg Ebermann, den Koordinator des Pastoralraumes Groß-Gerau Mitte, die Betriebs-seelsorgerin Ingrid Reidt und den ehemaligen Betriebsseelsorger Bruno Schumann, sowie die Vertreterinnen und Vertreter der Initiativen „Urlaub ohne Koffer“ und „Kompass“.
Auf Wunsch von Irmgard Jahn hielt unser Pfarrer im Ruhestand Norbert Kissel die Predigt. Er verknüpfte Aussagen des heutigen Evangeliums (Mt 11,2-11) mit der Tätigkeit von Irmgard Jahn. Auf die Frage der Johannesjünger antwortet Jesus: „Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht“ (Mt 11,4). Dies erinnerte Pfarrer Kissel an den Beginn des Dienstes von Irmgard Jahn in Groß-Gerau. Auch er hatte sie aufgefordert in die Stadt zu gehen und genau hinzuschauen. Dabei sah sie die schlimme Situation, in der sich ausgebeutete osteuropäische Leiharbeiter befanden. Hier habe sie die Stimme eines Rufers in der Wüste übernommen. Mit bewundernswerter Hartnäckigkeit rief sie ein Netzwerk ins Leben, um die Lage dieser Menschen zu verbessern. Ihr Engagement fand unter anderem Anerkennung durch die Verleihung des Come-Together-Preises. Da immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft in prekären Verhältnissen leben, kam ihr die Idee das Projekt „Urlaub ohne Koffer“ in Groß-Gerau durchzuführen.
Am Ende des Gottesdienstes war Zeit eingeplant, um Grußworte zu sprechen.
Frau Stübinger stellte die beruflichen Stationen von Irmgard Jahn dar: 1983 – 1986 Studium in Mainz, danach Gemeindeassistentin in Worms, 1987 von Bischof Lehmann mit dem pastoralen Dienst beauftragt und Verleihung der Missio canonica. Als Gemeindereferentin war sie dann für die Christliche Arbeiterjugend (CAJ) tätig. Nach einer mehrjährigen Auszeit begann sie am 1.1.2005 ihren Dienst als Gemeindereferentin in St. Walburga, später kam noch der Dienst in St. Nikolaus von der Flüe in Büttelborn dazu. Gleichzeitig studierte sie Heil- und Sonderpädagogik an der Goethe-Universität in Frankfurt und schloss 2008 das Studium erfolgreich als Diplom-Pädagogin ab. In den Mittelpunkt ihrer Tätigkeiten stellte sie das diakonische Handeln. Dabei begegnete sie stets den Menschen auf Augenhöhe. Für ihr Projekt „Urlaub ohne Koffer“ erhielt sie den Ketteler Preis. Zum Schluss überreichte Frau Stübinger die Urkunde von Bischof Kohlgraf.
Im Namen unserer Gemeinde sprach unsere Pfarrgemeinderatsvorsitzende Sylvia Voigt herzliche Dankesworte. Sie las eine Geschichte vor, in der eine ältere Frau bei ihrer ersten Flugreise Schwierigkeiten hatte im Flughafen des Urlaubsortes ihren Koffer zu bekommen. Nach der Geschichte erfolgte die treffende Bemerkung: „Irmgard, das kann dir nicht passieren. Du machst nämlich immer Urlaub ohne Koffer.“ Neben diesem Projekt erwähnte Sylvia Voigt noch die anderen sozialen Aktivitäten. Im Namen der Gemeinde überreichte sie einen Koffer, jedoch keinen Koffer für den Urlaub sondern einen Koffer, in dem viele nützliche Sachen für den Garten enthalten sind.
Der Pfarrgemeinderatsvorsitzende von St. Nikolaus von der Flüe, Markus Schenk, betonte in seiner Dankesansprache, dass Irmgard Jahn stets auf Missstände aufmerksam gemacht hat. Er erinnerte auch daran, dass Irmgard Jahn die Radwallfahrt im Rahmen der Dekanatswallfahrt nach Maria Einsiedel organisierte und leitete.
Herr Bruno Schumacher, Betriebsseelsorger im Ruhestand, erinnerte an die gemeinsame Zeit bei der CAJ. Im Ketteler-Cardijn-Werk in Griesheim hat Irmgard Jahn Langzeitarbeitslose betreut. Dabei war, so Bruno Schumacher, sie immer zehn Schritte voraus, sie hat gehandelt, als andere noch am Überlegen waren. Auch als der Generalvikar noch nicht so weit war, hat Irmgard Jahn bereits Sozialpastoral betrieben.
Ingrid Reidt, Betriebsseelsorgerin für Südhessen, zeigte eine bunte Kerze, die für Irmgards Arbeitsbiografie und ihre Weitsicht steht. „Die Kerze brennt für das, wofür du gebrannt hast.“
Im Namen der Gruppe Kompass und im Namen der Aktion „Urlaub ohne Koffer“ bedankte sich Sonja Lang für die vielfältigen Hilfen, die Irmgard Jahn gewährt hat. „Irmgard hinterlässt eine Lücke, die wir nicht schließen können.“
Irmgard Jahn bedankte sich am Schluss für alle guten Wünsche, Geschenke, die gemeinsam gegangenen Schritte und dafür, dass das Bistum Mainz die Sozialpastoral in den Mittelpunkt stellt. Sie bittet Gott, alles zu ergänzen, was noch fehlt.
Im Anschluss fand ein gut besuchter Sektempfang im Pfarrgemeindezentrum statt, an dem viele Menschen, die in der Sozialpastoral unseres ehemaligen Dekanates engagiert sind, teilnahmen. Auch Vertreter nichtkirchlicher Organisationen (z.B. DGB) waren anwesend.