Ein blauer, wolkenloser Himmel, strahlender Sonnenschein und sommerliche Temperaturen. Es war ein herrlicher Spätsommertag, als sich am Samstag (14. September) mehrere hundert Menschen aus dem Kreis Groß-Gerau zur diesjährigen Dekanatswallfahrt des katholischen Dekanates Rüsselsheim in Maria Einsiedel (Gernsheim) unter dem Leitwort „Herr, zeige uns den Weg…“ zusammenfanden.
Von Kelsterbach im Norden bis Gernsheim im Süden waren die Teilnehmer auf unterschiedlichen Wegen in das geistliche Zentrum des Dekanates aufgebrochen. Ob mit dem eigenen PKW, dem Pfarrbus oder einem Reisebus. Ob mit dem Fahrrad oder zu Fuß – alle Wege führten an diesem Tag nach Maria Einsiedel.
Eröffnet wurde die Wallfahrt mit einer Prozession, welche von der Pfarrgruppe Mainspitze vorbereitet wurde, die in diesem Jahr auch die Patenschaft der Wallfahrt übernommen hatte. Gestartet am Wegekreuz und mit Dekan Karl Zirmer an der Spitze führte der Weg die 50 Gläubigen vorbei an der kleinen Lourdeskapelle bis zur Wallfahrtskapelle von Maria Einsiedel, wo es einen gemeinsamen Abschluss mit den Teilnehmern der Marienandacht gab.
Gestärkt vom gemeinsamen Mittagessen im Jugendhaus von Maria Einsiedel konnten die Pilgerinnen und Pilger die weiteren Angebote nutzen. So gab es die Möglichkeit an einem Segnungsgottesdienst oder ein Trostandacht teilzunehmen.
Inzwischen waren auch die Teilnehmer der Radwallfahrt eingetroffen. Organisiert wird diese traditionell von der Betriebsseelsorge des Dekanates. Stolz konnten die Organisatoren einen neuen Teilnehmerrekord vermelden. Unter dem Leitwort: „Herr, zeige uns den Weg … zu den Menschen“, starteten um 09:00 Uhr morgens in Groß-Gerau 38 Radfahrer, darunter fünf Kinder, auf die rund 30 km lange Strecke. An ausgewählten Stationen gab es Impulse zum Thema Sozialpastoral und neuer pastoraler Wege. Um 09:00 Uhr startete auch die elfköpfige Gruppe der Fußwallfahrer in Erfelden auf die 15 km lange Strecke.
Höhepunkt war der Wallfahrtsgottesdienst mit Bischof Peter Kohlgraf aus Mainz an dem rund 500 Gläubige teilnahmen. Christine Breser (Vorsitzende des Dekanatsrates) begrüßte die Anwesenden. Ingrid Reidt (Betriebsseelsorge) berichtete über die Radwallfahrt und auch eine Teilnehmerinn der Fußwallfahrt schilderten ihre Eindrücke. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst vom Christkönigschor Bischofsheim und dem Akkordeonorchester des HHS Bischofsheim unter der Leitung von Stefan Finkenauer. Hauptzelebrant und Prediger war Bischof Kohlgraf, die anwesenden Priester des Dekanates konzelebrierten und Diakon Dr. Joseph Theruvath assistierte. Parallel fand in der Wallfahrtskapelle ein Kinder-Wort-Gottesdienst statt.
„Wir haben den Auftrag, das Evangelium zu leben. Das Evangelium mit unserer Welt, mit den Menschen in Berührung und ins Gespräch zu bringen. Das Evangelium soll so etwas sein wie ein Sauerteig, das mit seiner frohe Botschaft und der Liebe Gottes in unsre Welt hinein kommt. Menschen begeistert – Menschen zum Nachdenken bringt – Menschen zeigt, was im Leben wirklich wichtig ist. Das ist der Kernauftrag der Kirche, auch der Kirche hier im Bistum Mainz, bis heute“, so Bischof Kohlgraf gleich zu Beginn seiner Predigt.
Weiter erinnerte er an die Worte von Papst Franziskus, der in seinem Brief vom 29. Juni 2019 an alle Katholiken in Deutschland, dass man zu häufig über alles Mögliche debattiere aber nicht über den eigentlichen Auftrag. Dieser laute: Wie können wir heute in dieser Gesellschaft und in dieser Welt das Evangelium leben und bezeugen.
„Wie können wir mit den Möglichkeiten und den Mitteln, die wir heute haben, genau diesem Auftrag gerecht werden?“
Durch Worte allein könne dies nicht funktionieren, sondern nur durch Menschen die Teil dieser Gesellschaft sind, in ihr leben und wie Sauerteig wirken. „Das wir…unseren Glauben leben…was uns am Evangelium wichtig ist, was uns begeistert, was uns faszinierend, dass wir das leben und in unserem Umfeld, mit den kleinen Möglichkeiten, die wir haben, versuchen die Schere zwischen Evangelium und der Lebenswirklichkeit immer wieder zu schließen.“ Darum ginge es ihm eigentlich beim Pastoralen Weg im Bistum Mainz – vor allen anderen Diskussionen, betonte der Bischof.
Es gehe beim Pastoralen Weg zunächst um eine Selbstvergewisserung. Was trägt uns? Was ist unser Fundament? Was ist unsere Botschaft? Das seien zunächst die Fragen. Ihm sei dieser geistliche Weg wichtig und er wolle diese Wallfahrt gerne dazu nutzen um dafür zu werben, so Bischof Kohlgraf. „Für mich gehört zu diesem geistlichen Weg, dass wir einen realistischen Blick in unsere Zeit tun…Das Evangelium ist die beste Botschaft, die wir haben um Menschen sensibel zu machen was wir für eine Aufgabe haben…“
„Wenn wir über diese zentralen Themen im Gespräch sind: Was trägt uns? Was motiviert uns? Was glauben wir? Welche Botschaft haben wir? Dann können wir fruchtbar und sinnvoll auch über strukturelle und weitere Fragen sprechen um dann zu sehen: Was brauchen wir? Was haben wir? Um diesen Auftrag zu folgen – in dieser Zeit in die Gott uns gestellt hat“, so der Mainzer Bischof zum Abschluss seiner Predigt.