Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,
der Glanz der Heiligen Nacht und dieser Festtage prägt unser Gefühl und bewegt unsere Herzen, weil Gott in der Gestalt eines Kindes Mensch geworden ist.
Gott hat uns in seinem Sohn eine neue und unantastbare Würde geschenkt, in der wir unser Menschsein entfalten und leben können. Seit Weihnachten weicht Gott nicht mehr von unserer Seite und wir dürfen gewiss sein, dass er alle Tage bis zum Ende unseres irdischen Lebens und dieser Welt bei uns bleibt. Das ist sein Geschenk an uns!
Als Kirche vor Ort beschäftigt uns der Synodale Weg sowie der Pastorale Weg in unserem Bistum.
Für mich, in dieser Zeit der Veränderungen, in der wir uns von manchen altbekannten Formen der Pastoral und der Gemeindeleitung verabschieden und neue schaffen werden, ist der Apostel Paulus ein gutes Beispiel und große Stütze: all das, was und wie er in den vielen Gemeinden, die sehr verschieden und auch durch eigene spezifische Probleme bewegt waren, gewirkt hat sowie die Zusage Gottes „meine Gnade genügt dir, denn sie erweist ihre Kraft in der Schwachheit" (2 Kor 12, 9), die nicht nur ihm, sondern auch jedem und jeder von uns gilt. Täglich erleben wir menschliche Schwächen, die eigenen und die der anderen. Wir sehen sehr oft eine leidende Menschheit und nicht selten auch eine menschlich ratlose Kirche, und fühlen uns dabei zu schwach die Probleme zuerst anzugehen und im zweiten Schritt diese zu lösen.
In den letzten Jahren sind sehr viele Fragen aufgeworfen worden, Reformen werden weiter diskutiert und nur schleppend oder gar nicht umgesetzt. Aus diesen Gründen sind sehr viele Gläubige ratlos und verunsichert. Der Glaube und die religiösen Bräuche des Christentums, leider, verdunsten mehr und mehr, werden an den Rand getrieben und wir verbergen uns lieber hinter endlosen Diskussionen, anstatt von Gott zu sprechen und unseren Glauben noch mehr missionarisch zu leben.
Ja, Gottes Gnade allein genügt uns, wenn wir bereit sind, sie an uns wirken zu lassen. Ganz konkret wird sie uns in den Sakramenten zugeteilt. In diesen Zeichen des Heils, erblicken wir in unserem Glauben Gottes Handeln und entdecken Gottes Gnade an uns. Dieses Geschenk der Gnade, die
Gottesliebe, die bleibende Zuwendung und Barmherzigkeit Gottes zu uns Menschen ist seit der ersten Weihnacht für alle Menschen unwiderruflich geworden und dabei ohne Verfallsdatum, immer neu und frisch. Wenn wir noch einmal in dieses zu Ende gehende Jahr hineinschauen, dann entdecken wir in allen unseren Lebenslagen doch das Wirken Gottes. Wenn wir uns in den leidvollen Momenten dieser Gnade nicht immer gewiss sind und sie doch eher in den guten Tagen erkennen, so ist es dennoch eine Wirklichkeit, dass Gott auch dann und dort handelt, wo wir Menschen ihn scheinbar nicht erfahren oder entdecken.
Anlässlich des zu Ende gehenden Jahres 2021, möchte ich mich recht herzlich bedanken bei allen Ehren- und Hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, allen Beterinnen und Betern, für die tägliche Unterstützung meiner pastoralen und administrativen Aufgaben in Büttelborn und in Groß-Gerau. Vergelt's Gott!
Liebe Schwestern und Brüder, trotz allem was Euch beschäftigt und manchmal auch beunruhigt, freut Euch, lasst Euch erneuern und vollenden, lasst Euch ermahnen, seid eines Sinnes und lebt in Frieden! Dann wird der Gott der Liebe und des Friedens mit Euch sein (vgl. 2 Kor 13, 11-12).
Ich wünsche Euch/Ihnen ein gesegnetes und glückliches Neues Jahr 2022!
Joachim Respondek, Pfarrer
Weihnachtsbrief von Pfarrer Respondek an St. Nikolaus von der Flüe Büttelborn