Schmuckband Kreuzgang

Soziale, nachhaltige Transformation statt Missachtung von Mitbestimmung

Dekanat (c) Bistum Mainz
Dekanat
Datum:
Do. 28. Okt. 2021
Von:
Katholische Betriebsseelsorge Rüsselsheim/Südhessen und Katholisches Dekanat Rüsselsheim

Stellungnahme der katholischen Betriebsseelsorge Rüsselsheim/Südhessen und des Katholischen Dekanats Rüsselsheim zu den aktuellen Entwicklungen bei Opel/Stellantis

Seit Jahren erfährt der Autobauer Opel massive Veränderungen durch die Übernahme anderer Konzerne und ständiger Fusionsprozesse. Die jüngsten Pläne der Ausgliederung des Werkes wie auch die der Verlagerung von Arbeitsplätzen nach Marokko reihen sich ein in vorherige Abbaupläne und Ausgliederungen. Das Ausmaß der unternehmerischen Entscheidungen und das systematische Übergehen des Betriebsrats als Organ der Mitbestimmung erreichen dabei eine neue besorgniserregende Qualität.

Statt eine soziale und nachhaltige Transformation voranzutreiben, entscheidet der Mutterkonzern über alle Köpfe hinweg. Die Auswirkungen der geplanten Maßnahmen auf Belegschaft und Region treffen tausende Beschäftigten wie auch die Stadtgesellschaft und die gesamte Region. Zahlreiche vorausgehende kritische Reaktionen aus Gesellschaft und Politik bestätigen dies.

Als Katholische Betriebsseelsorge und katholische Kirche in der Region nehmen auch wir aus der Perspektive christlicher Sozialethik konstruktiv-kritisch Stellung zu diesen Entwicklungen.

Als Gesellschaft stehen wir vor gigantischen Umbrüchen und in der Verantwortung für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung. Dies erfordert ein hohes Maß an Sensibilität für die persönliche und regionale Situation der Betroffenen und große soziale Verantwortung.

Wir solidarisieren uns mit der Belegschaft und ihrem Betriebsrat in dieser krisenhaften Situation.

Wir kritisieren die Vorgehensweise und den massiven Angriff auf die im Betriebsverfassungsgesetz verankerten Mitbestimmungsrechte.

Wir unterstützen alle arbeitsweltlichen und gewerkschaftlichen Akteur*Innen, die sich der Missachtung grundlegender Arbeitnehmer*innenrechte entgegenstellen und sich für eine soziale, nachhaltige Transformation stark machen.

Der groben Zerschlagung großer und wichtiger Unternehmen wie Opel bedarf es – ähnlich wie jüngst beim Autozulieferer Continental – einer deutlichen gesellschaftlichen und sozial-ethischen Intervention.

Denn: Es geht einerseits um die Beschäftigung von tausenden Menschen mit ihren Familien, andererseits um grundlegende Rechte und demokratische Werte im wirtschaftlichen Kontext. Diese gilt es nicht aufs Spiel zu setzen. Die Einhaltung von Mitbestimmungsrechten ist in Zeiten von großen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbrüchen wichtiger denn je.

Als Betriebsseelsorge und Kirche vor Ort halten wir regen Kontakt zu den Betriebsräten, zur Belegschaft und auch zur Gewerkschaft. Ihnen sprechen wir erneut und wiederholt unsere Solidarität aus und sagen ihnen in der Auseinandersetzung um Beschäftigung und Mitbestimmungsrechte aktive Unterstützung zu.

In gutem und bewährtem Zusammenschluss mit anderen Netzwerkpartnern sehen wir es als unseren Auftrag an, an der Seite der Arbeitnehmer*innen zu stehen und mit den gegebenen Möglichkeiten - auch schlicht als menschliche Begleitung in den Auseinandersetzungen – präsentisch und vor Ort zu unterstützen.

Die Betriebsseelsorge wird selbstverständlich auch am Aktionstag der IG Metall am 29.10. 2021 in Frankfurt teilnehmen und mit den Beschäftigten und der Gewerkschaft auf die Straße gehen!

 

Ingrid Reidt

Betriebsseelsorgerin

Katholische Betriebsseelsorge Südhessen

 

Dekan Karl Zirmer, Pfr. Christof Mulach

Christine Breser, Dr. Andreas Löhr, Markus Schenk

Vorstand des Katholischen Dekanats Rüsselsheim

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