Die Tage des Dekanates Rüsselsheim, wie auch die Tage der übrigen Dekanate im Bistum, sind gezählt. In einer Woche ist es so weit: die Dekanate werden aufgelöst. Das erfüllt mich und viele, die mit dem Dekanat, seinen Strukturen und seinen verschiedenen Lebensäußerungen vertraut sind, mit Wehmut. Gerade in den letzten Wochen und Monate, als es immer deutlicher wurde, dass das Ende der Dekanatsstrukturen unaufhaltsam näherkommt, wurde uns immer mehr bewusst, wie wertvoll und kostbar die Beziehungen sind, die rund um das Dekanat entstanden sind.
Ich erwähne hier nur einige Begegnungsformate und Veranstaltungen, die zur Entstehung von intensiveren Beziehungen geführt haben: die regelmäßigen Treffen des Dekanatsratsvorstandes und des Dekanatsteams und die damit verbundenen Klausurtage; die Dienstgespräche der Caritasleitung und der Dekanatsleitung; die Begegnungstage der hauptamtlichen MitarbeiterInnen der Caritas und Pastoral; die Dekanatskonferenzen und die Recollectiones der Hauptamtlichen; die Dekanatsratssitzungen, in denen Hauptamtliche und Ehrenamtliche zusammenwirkten; der Dekanatsausflug der Hauptamtlichen; die regelmäßigen Treffen der Pfarrsekretärinnen; das Große Konveniat der Geistlichen; die Dekanatsseniorentage und nicht zuletzt die Dekanatswallfahrt, die einzige regelmäßige Begegnungsplattform auf Dekanatsebene. Die Aufzählung ist nicht vollständig. Aber sie zeigt, dass die Dekanatsebene vielfältige Begegnungen ermöglichte, die den Beteiligten wichtig waren. Und es hat uns gutgetan, immer wieder über den eigenen Kirchturm hinauszublicken und mit anderen in Austausch zu kommen. Deshalb ist es verständlich, dass in letzter Zeit bei verschiedenen Gelegenheiten immer wieder unter den Beteiligten der Wunsch geäußert wurde: „Können wir dieses Treffen oder jene Veranstaltung nicht weiterführen, auch wenn es das Dekanat nicht mehr gibt?“ Für mich sind solche Äußerungen Zeichen dafür, dass das Dekanat für viele Akteure in unseren Gemeinden eine wichtige Funktion hatte und seine Auflösung die Frage aufwirft, wie kann das, was wir durch das Dekanat und seine Strukturen als wertvoll und wichtig erlebt haben, erhalten und hinübergerettet werden in die nun entstehenden neuen Strukturen in den Pastoralräumen und Regionen.
In unserem Pastoralen Konzept, in dem die Ergebnisse der I. Phase des Pastoralen Weges zusammengefasst sind, haben wir festgehalten: „Wir nehmen wahr, dass Beziehungen wichtiger sind als Strukturen.“ (Seite 25). Ein wichtiger Satz, der mir hilft mit den anstehenden Veränderungen konstruktiv umzugehen und die damit verbundenen Herausforderungen bewusst anzunehmen. Und wichtig erscheint mir in dem Zusammenhang die Erkenntnis, dass gewachsene Beziehungen bestehen bleiben können, selbst wenn sich Strukturen verändern. In den neuen Strukturen kommt es auch darauf an, dass Beziehungen geknüpft werden und Netzwerke entstehen. Ja der Pastoralraum bzw. die künftige Pfarrei ist selber als ein Netzwerk von verschiedenen Gemeinden und Kirchorte konzipiert. Vieles von, was bisher das Dekanat geleistet hat, wird jetzt von den Pastoralräumen übernommen. Welche Bedeutung die Region dabei haben wird, wird sich vermutlich erst nach und nach herauskristallisieren.
Im Pastoralkonzept (Seite 20) haben wir die Schaffung von kirchlichen Strukturen auf Kreisebene angeregt. Das Bistum hat diesen Vorschlag wohlwollend aufgenommen und wir haben bereits den ersten Schritt getan, um dieses Vorhaben umzusetzen. Es wurde zu diesem Zweck eine Funktionsadresse eingerichtet: „katholisch.kreisGG@bistum-maniz.de“ Weitere Schritte der Umsetzung folgen nach der Bildung der Pastoralraumkonferenzen. Welche Kontakte und Begegnungen über die einzelnen Pastoralräume hinaus noch notwendig und möglich sind, das wird sich noch zeigen müssen.
Es ist mir noch ein wichtiges Anliegen, ein herzliches Dankeschön auszusprechen den vielen Menschen, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten in unterschiedlichster Weise ehrenamtlich und hauptamtlich im Dekanat gewirkt haben. Sie haben ihre Gaben und Fähigkeiten eingesetzt und mit viel Herzblut gearbeitet. Es ist dabei vieles entstanden, was das Ende des Dekanates überdauern wird. Nehmen wir nicht nur unser Pastoralkonzept, sondern auch die vielen guten Erfahrungen, die wir in diesem Dekanat gemacht haben, mit in unseren Alltag und in die neuen Pastoralräume.
„Die Sache Jesu braucht (auch weiterhin) Begeisterte!“ Ich bin überzeugt, die christliche Botschaft wird heute mehr denn je benötigt. Machen Sie deshalb weiterhin mit! Es lohnt sich! Das Bild der Emmausjünger, die miteinander unterwegs sind und zu denen ein unsichtbarer Begleiter hinzustößt (Plakat der I. Phase des Pastoralen Weges) soll uns weiterhin begleiten und die darin enthaltene Botschaft ermutigen: Gemeinsam sind wir unterwegs und in unserer Mitte ist der Herr. Er geht alle Wege mit, auch in die neuen Pastoralräume. Strukturen verändern sich! Die Gemeinschaft mit Christus und untereinander aber bleibt uns erhalten! Deshalb dürfen wir bei allen Schwierigkeiten und Probleme, mit denen wir konfrontiert werden, unseren Weg voll Zuversicht weitergehen. Dazu wünsche ich uns allen Alles Gute und Gottes Segen,
Ihr (noch) Dekan Karl Zirmer