Hallo, ich bin Lukas Walther von der katholischen Kirche.
Fronleichnam - das Fest heute – ist ein Fest, das vor allem draußen auf der Straße stattfindet und auch dort gefeiert wird. Fröhlich, bunt, ausgelassen. Und genau deshalb muss ich heute besonders an die Menschen denken, die im Gefängnis sind. Für sie ist Fronleichnam kein buntes Fest, das draußen auf der Straße stattfindet. Ich feiere aktuell regelmäßig Gottesdienste in einem Gefängnis. Mit einer meiner ersten Gedanken, als ich mich darauf vorbereitet habe war: Was haben diese Personen getan, um hier zu landen? Soll ich das im Gottesdienst ansprechen?
Ich habe diese Gedanken verworfen. Zum einen, weil es nicht zu mir passt, Moralpredigten zu halten; zum anderen sind diese Menschen tagtäglich damit konfrontiert. Gottesdienst bedeutet im Gefängnis Frei-Zeit. Es ist eine der wenigen Gelegenheiten, wo die Gefangenen aus der Zelle kommen. Ansonsten ist der Alltag recht öde, sodass dieser Ausbruch aus der gewohnten Zeit willkommen ist.
Es ist aber auch die Zeit, positiv in die Zukunft zu blicken. Ich erlebe viele Menschen, denen es wichtig ist, etwas aus dem Glauben zu ziehen; sich zu rehabilitieren, angenommen zu werden.
Im Gottesdienst ist das der Fall: Wir werden von Gott, von Jesus selbst angenommen. Wir bringen uns selbst mit, so wie wir sind, was uns belastet.
Sich gegenseitig Annehmen, zu hören, teilen, was uns belastet, das endet nicht mit und nach dem Gottesdienst. Es ist etwas, das auch danach noch trägt, und das ich aus dem Gefängnis mit nach draußen nehme. Diese Erfahrung hilft mir, dem Fest Fronleichnam etwas näher zu kommen. Denn Fronleichnam will daran erinnern, dass wir das, was wir im Gottesdienst feiern, mit hinausnehmen in unser Leben.
Lukas Walther, katholische Kirche für Antenne Mainz.