Ein Psalterium enthält das alttestamentliche Buch der 150 Psalmen für den Gottesdienst, besonders des Stundengebetes in Klöstern und Stiften, umrahmt mit Antiphonen, Cantica, Hymnen und Orationen.
Diese Prachthandschriften dienten und dienen der spirituellen Repräsentanz des Wortes Gottes in der ihm gebührenden künstlerischen Gestalt.
Eine der mittelalterlichen liturgischen Handschriften im Bestand der Martinus-Bibliothek ist das "Psalterium aus St. Peter vor Mainz" (Hs 11), die auf das zweite Drittel des 12. Jahrhunderts datiert wird.
Die Abbildung zeigt die Seite mit dem Beginn (Vers 2) des Psalms 81 "Exsultate Deo".
Eine Handschriftenseite setzt sich im allgemeinen aus folgenden Teilen zusammen:
1. Initiale
2. Text
3. Überschrift
4. Verzierungen
5. Rand
Alle Bestandteile bilden eine harmonische Einheit und sind auch in Farbe und Größe aufeinander abgestimmt.
Meist besteht nur die Anfangsseite aus allen Teilen. Der größte Teil der Handschriften ist einfacher gestaltet und besteht nur aus Text und Rand. Einzelne zum Teil ganzseitige Zierseiten ergänzen die Handschrift.
Die Abbildung zeigt die erste Seite mit dem Beginn des Psalms 1 "Beatus vir".
Als Initiale bezeichnet man einen besonders hervorgehobenen Anfangsbuchstaben.
Die Initiale dient zur optischen Orientierung im Gesamttext, da z.B. die Anfänge von Abschnitten und Kapiteln durch Initialen gekennzeichnet wurden.
Ursprünglich hob man die Initialen nur durch ihre Farbe, Größe bzw. ihren Hintergrund hervor. Im Früh- und Hochmittelalter ergänzte man die Buchstaben durch geometrische, tierische (zoomorphe) und pflanzliche (florale Ornamente. Beispiele dafür zeigen die irisch-angelsächsische und die karolingisch-ottonische Buchmalerei.
Ein späteres Beispiel zeigt) auch der Psalter aus St. Peter in Mainz.
Im späten Mittelalter enthalten Initialen auch Personen und Szenen aus Bibel und Heiligenleben.
Im Mittelalter wurde der Text eines Buches durch wiederholtes Abschreiben vervielfältigt. Dies geschah in den Schreibstuben der Klöster, den sogenannten Skriptorien; im späten Mittelalter gab es dann auch weltliche Schreiber und Schreibstuben.
Dort wurden die Texte diktiert bzw. abgeschrieben. Hör- und Abschreibfehler waren sehr häufig; ein Corrector kontrollierte die Texte und beseitigte die Fehler. Im Rahmen der wissenschaftlichen Textkritik arbeiten heute die Wissenschaftler daran, aus den verschiedenen Überlieferungen eine möglichst ursprüngliche Textform zu bilden.
Als Beschreibstoffe dienten Pergament (gegerbte Tierhaut) und später auch Papier. Zur Blatteinteilung zog der Schreiber dünne Linien, die man auch heute noch in den Handschriften erkennen kann.
Nach der Seiteneinteilung konnte der Schreiber mit der Arbeit beginnen. Der laufende Text wurde ohne die farbigen Initialen geschrieben, wobei die Schreiber die Initiale oft schon klein in Schwarz für den Rubrikator (lat. rubrum = rot) eintrugen. Bei sehr umfangreichen Texten wurde die Arbeit unter mehreren Schreibern aufgeteilt.
Geschrieben wurde mit Vogelfedern, meistens Gänsefedern. Für den normalen Text benutzte man u.a. Rußtusche, für Texte, Textteile bzw. Initialen in prachtvolleren Handschriften verwendete man farbige bzw. Gold-Tinten.
Im Laufe der Jahrhunderte wurden viele verschiedene Schriftarten verwendet.
Am bekanntesten sind:
Da das Chorgebet gesungen wurde, bringen viele Psalterien Notenbeispiele. Der Psalter von St. Peter zeichnet sich durch zahlreiche Seiten mit Neumen (mittelalterliche Notenzeichen, Vorläufer der späteren Notenschrift) aus.
Verknüpfung verschiedener digitaler Daten (https://mewe.bistum-mainz.de/martinus/psalm001.html):