Virtuelle Ausstellung "Faszination Asien"

Chinesische Pagode - Joan Nieuhof, Het Gezantschap der Neerlandtsche Oost-Indische Compagnie ... Keizer van China Amsterdam 1665 (Martinus-Bibliothek Mainz, 13/1091) (c) Martinus-Bibliothek

Teil 1:

Teil 1 der Ausstellung zeigt Ihnen die Themen:
  • China im Spätmittelalter
  • Marco Polo
  • Jean de Mandeville
  • Veränderungen des Weltbildes im Übergang von Mittelalter zur frühen Neuzeit

China im Spätmittelalter

Mongolen - Joan Nieuhof, Het Gesantschap Der Neerlandtsche Oost-Indische Compagnie ... Keizer van China Amsterdam 1665 (Martinus-Bibliothek Mainz, 13/1091) (c) Martinus-Bibliothek
In der Antike waren Kenntnisse über die Handelsbeziehungen entlang der „Seidenstraße“ mit dem jenseits des bekannten Orients gelegenen Reichs Serica bei den Gelehrten noch vorhanden. Mit dem Untergang der Antike und des Vordringens des Islams im Vorderen Orient brachen die Verbindungen zu China und dem Fernen Osten ab und verschwanden so weitge-hend für einige Jahrhunderte aus dem Weltbild des christlichen Abendlandes

Das Vordringen der Mongolen im 13. Jahrhundert, der Verfall des oströmischen Kaiserreiches und die Expansion der arabisch-islamischen Reiche sorgte u.a. bei der römischen Kurie, für den Wunsch nach einem Bündnis mit den Mongolen. Dazu wurden aber aktuelle Kenntnissen über den Mittleren und Fernen Osten benötigt. 
Als Gesandte des Vatikans reisten daher u.a. die Geistlichen Giovanni del Pina Carpini (1180–1252) und Wilhelm von Rubruk (zw. 1215/20–ca. 1270) als in der Mitte des 13. Jahrhunderts zur Kontaktaufnahme mit dem Großkhan der Mongolen nach Zentralasien. 
Diese Reisen waren nur aufgrund der von den Mongolen geschaffenen Rahmenbedingungen und ihrer Protektion für die willkommen geheißenen Händler und Botschafter möglich. Bis China gelangten die beiden jedoch nicht. Auch ihre Erkenntnisse führten zu keiner Veränderung des mittelalterlichen Weltbilds und der Vorstellungen von der geographischen Lage Chinas.   

Marco Polo

Marco Polo, Buch der Wunder (lat.) Gouda 1483/84 (Martinus-Bibliothek Mainz, Inc 771) (c) Martinus-Bibliothek
Aufgrund von Handelsinteressen folgten die venezianischen Kaufleute Nicolo und Matteo Polo auf einer ersten Reise (1260-1263) den Geistlichen. Auf ihrer zweiten Reise (1271–1295) wurden sie von Marco Polo begleitet.
Die Polos reisten auf den Ost-West gerichteten untereinander verbundenen Handelsstraßen (heute auch als „Seidenstraße(n)“ bezeichnet) von Persien über Afghanistan / Pakistan nach China. 24 Jahre blieben die Polos am Hof des Großkhans in Peking. Diesem diente Marco Polo während dieser Zeit und reiste in dessen Auftrag durch China. Daneben handelten alle Polos mit verschiedenen Waren. Erst 1295 kehrten sie nach Venedig zurück. 
Die mitgebrachten Edelsteine, Gegenstände und Kleidungsstücke, mehr aber noch die erzählten Geschichten faszinierten die Venezianer. 

Marco Polos „Buch der Wunder“
Nach ihrer Rückkehr aus China verfasste Marco Polo ca. 1298 den Bericht über seine Erlebnisse auf der Reise, am Hof des Großkhans und auf den Reisen innerhalb Chinas. Schilderungen über die durch- querten Landschaften mit ihren Städten, Menschen und Waren ergänzten diese Eindrücke.  Zunächst in Französisch verfasst wurde es unter dem Titel „Della maraviglie del mondo“ (oder auch „Il Milione“) berühmt. 

Marco Polo und Jean (Johannes) de Mandeville

Jean (Johannes) de Mandeville, Itinerarium Gouda 1484 (Martinus-Bibliothek Mainz, Inc 773) (c) Martinus-Bibliothek
Rezeption und Auswirkungen des Reiseberichts von Marco Polo auf das abendländische Chinabild:
  • Das Bild Marco Polos als Entdecker Chinas entstand durch die Erzählung seiner Reiseerlebnisse. 
  • Die Ergänzung seines Berichtes durch spätere Autoren und Kopisten mit  mythische Sagen  und Legenden sollten die Glaubwürdigkeit des Erzählers verstärken, die Phantasie der Menschen und das Bedürfnis nach exotischen Geschichten befriedigen. 
  • Der Erfolg von Marco Polos „Buch der Wunder“ sowie des Bericht des Mönches Ordovico da Pordenone (zw. 1265-1285/86-1331) dienten als Grundlage für fiktive Reiseberichte in den fernen Osten. 
 
Jean (Johannes) de Mandeville: Reisen
In dem fiktiven Reisebericht Jean (Johannes) de Mandevilles 1368 griff dieser auf die Themen Marco Polos und Ordovico de Pordenones von der Größe und der Pracht Chinas zurück. 
Außerdem transportierte er das Bild der Europa überlegenen chinesischen  Kultur weiter, so dass China und dessen Zivilisation zum Synonym für das legendäre „Goldland“ am Rande der Welt wurde. So wurde der geographische Horizont der Europäer nach Osten hin erweitert.

 

Die Inkunabeln Inc 771 und Inc 773 der Martinus-Bibliothek:
Die Inkunabeln Inc 771 Marco Polo und Inc 773 Johannes de Mandeville sind in einem Band zusammengebunden worden. Dadurch wurden eine authentische und eine fiktive Reisebeschreibung Chinas physisch verbunden. 

 

Marco Polo und Jean (Johannes) de Mandeville

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Veränderungen des Weltbildes im Übergang vom Mittelalter zur frühen Neuzeit

Erste gedruckte Weltkarte -  Rudimentum Novitiorum 1475 (Martinus-Bibliothek Mainz, Inc 102) (c) Martinus-Bibliothek
Weltbilder sind kulturabhängige und historisch bedingte Deutungen von Welt. Beispielsweise zeigen sich diese in Visualisierungen von geographischen Karten als Bilder interpretierter Wirklichkeit. Insbesondere betrifft dies Weltkarten.

Beim Übergang vom Mittelalter zur frühen Neuzeit im 15. und 16. Jahrhundert beeinflussten und veränderten verschiedene Entwicklungen das bisherige Weltbild und somit auch die Kartenbilder der Erde: 
  • Zum einen erweiterten die europäischen Entdeckungsfahrten ab dem ausgehenden 15. Jahrhundert das Wissen um die physische Gestalt der Erde. Beeinflusst wurden die Entdecker, wie z.B. Christoph Kolumbus, durch Marco Polos Beschreibung  von China, da sich die Wahrnehmung seiner Beschreibung vom literarisch-wundersamen zum sachlich-geographischen wandelte und die präziseren Informationen so für Herr-schende, Händler und Abenteurer interessant wurden.
  • Zum anderen veränderte die Wiederentdeckung der antiken Kartographie von Ptolemaeus mit einem Koordinatensystem aus Längen- und Breitengraden Anfang des 15. Jahrhunderts die kartographische Erfassung der Welt.

Trotz dieser empirischen und theoretischen Kenntnisse war der Wandel der traditionellen Weltbildes ein langwieriger Prozess, der regional unterschiedlich erfolgte. Die erste gedruckte Weltkarte (Mappa mundi) in „Rudimentum Novitiorum“, die Brandis 1475 in Lübeck herstellte, zeigt, dass diese traditionellen Weltbilder im 15. und 16. Jahrhundert nicht abrupt abgelöst wurden, sondern dem spätantik-frühmittelalterlichen T-O-Schema des Isidor von Sevilla folgten: Asien nimmt die obere Hälfte ein, Europa das linke und Afrika das rechte untere Viertel.  

Veränderung des Weltbildes im Übergang von Mittelalter zur frühen Neuzeit

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