W a s ich s e h e
Wer wohl die Frau rechts im Relief sein mag? So ganz genau weiß man es nicht. Für mich ist diese Frau am Bildrand möglicherweise Elisabeth. Sie wirkt nachdenklich und in sich gekehrt. Sie hält die rechte Hand an ihren etwas gewölbten Bauch. Sie scheint auch schwanger zu sein. Elisabeth steht etwas am Rande, so wie sie in der Bibel nur eine Nebenrolle zu spielen scheint. Sie wurde, wie Maria, unter sehr seltsamen Umständen schwanger, obwohl die Wechseljahre längst an ihr vorbeigezogen waren. Nach der Erzählung im Lukasevangelium (Lk 1,39) hat sich Maria nach der Ankündigung durch den Engel auf den Weg zu ihrer Verwandten Elisabeth gemacht. Unsere Figur hier erinnert mich an eine Darstellung im Königsportal der Kathedrale in Chartres, die ich hier abgedruckt habe (entnommen aus M.Bangert/ M.Nemann/ M.Teunissen, Marienperspektiven)
M e i n e G E D A N K E N d a z u
Elisabeth und Maria begegnen sich. Maria kommen die Aussagen des Engels, die eben gehört hat, ungeheuerlich vor. Sie hatte nachgefragt und der Engel hatte versucht es ihr zu erklären. Er hat darauf verwiesen, dass Gott auch an ihrer Base Elisabeth gehandelt und gewirkt hat. Elisabeth soll ebenfalls schwanger sein?
Maria hat ihr Ja zu den Worten des Engels gesagt. Doch sie möchte der Wahrheit nachgehen. Also macht sie sich auf den Weg ins Bergland von Judäa, um ihre Verwandte zu treffen. Wir sehen auf dem Bild, wie sich Elisabeth fürsorglich und liebevoll einer zögernden und gedankenverlorenen Maria zuwendet und ihr behutsam Zusage und Unterstützung schenkt. Elisabeth weiß um diese neue, von Gott gewollte Leben in ihr. Beide wissen um ihre schwierige Situation und die Unwägbarkeiten, die auf sie zukommen werden. Sie vertrauen sich gegenseitig ihre schier unglaublichen Erlebnisse an. Die beiden Frauen begegnen sich in Zuneigung, Verständnis und einer gemeinsamen Gewissheit um das Handeln Gottes in ihrem Leben.
Elisabeth bestärkt Maria, und diese bricht in einen wahren Jubelsturm aus:
„Meine Seele preist die Größe des Herrn
und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.
Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut.
Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.
Denn der Mächtige hat Großes an mir getan und sein Name ist heilig.
Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten.“
Wenn jemand mit Gottes Gegenwart, mit Gottes Geist erfüllt wird, bricht sich diese Erfahrung neue Bahn. Gottesnähe und Gottes Liebe werden weitergegeben.
W a s ich m i t n e h m e in den T a g
Unterstützung geben, wo es notwendig ist. Geborgenheit, wo Ängste und Zweifel auftauchen. Zuspruch vermitteln und Zuhören, was jemand zu sagen hat.
Maria und Elisabeth sind auf dem Bild unterschiedlich dargestellt. Die eine mehr als Magd, die andere als Königin. Trotzdem ist da ein gegenseitiges Vertrauen und Miteinander. Trotz aller Unterschiede das Große und Gemeinsame erkennen: Gottes Handeln im Leben des jeweils anderen.
Offen sein für das völlig unerwartete im Leben.
Beide Frauen nehmen ihre neue Situation an und erwarten zuversichtlich, was da noch auf sie zukommen wird. Von einer solchen Zuversicht in Lebensumbrüchen wäre es schön zu kosten.
W a s ….
sehen Sie im Relief und auf dem Bild
was denken Sie
was nehmen Sie mit in diesen Tag