Eine andere Sicht auf den hl. Georg

Datum:
Mi. 13. Apr. 2022
Von:
Monika Steffen

Diese Ikone stellt den hl.Georg als  Drachentöter dar.

Ikonen wollen eine Verbindung schaffen zwischen der sichtbaren Welt und der unsichtbaren, göttlichen Welt.

Diese Ikone will uns - durch ihren dunkelgoldenen Rahmen -  zuallererst zeigen: Wir sind eingebettet in das Göttliche … auch wenn es uns heutzutage manchmal schwerfällt, dieses Eingebettetsein zu spüren …  

 

Der hl. Georg hat den Drachen -  ein Symbol für das Böse -  getötet.

In dieser Ikone sehen wir erstaunlicherweise nichts vom Drachen. Er bleibt unsichtbar: So einfach und so klar, wie das Böse in der mittelalterlichen Kunst dargestellt wurde, ist es, wie wir alle wissen, leider nicht. Selbst unter dem Deckmäntelchen des Guten kann sich manches Böse verbergen.Deshalb brauchen wir gutes Werkzeug.

 

Der heilige Georg bietet als Werkzeug zum Umgang mit dem Bösen seine Lanze an. Die ganz feine schwarze Linie steht dafür.

Es ist die Lanze der Unterscheidung -

zwischen dem Guten, das hilfreich die Entfaltung des Lebens fördert,

und dem, was dem Leben ...schädigend ...entgegentritt.

 

Es ist auch die Lanze der Entscheidung -

für das Gute, für das Lebendige. So eine Lanze braucht jeder Mensch. Sie hilft uns, immer wieder neu zu entscheiden: Was ist jetzt gut, was ist jetzt hilfreich?

 

Rechts oben sehen wir etwas Blaues, das aussieht wie ein Teil eines gerafften Bühnenvorhangs:

Die geöffnete Bühne ist komplett rot.Wir kennen  rot als Farbe des Lebens, des Leidens, der Leidenschaft.

Man könnte sagen: Das ist unsere Bühne des Lebens. Hier stellen wir uns immer wieder neu unserer Aufgabe:  Mensch zu sein  … das Leben in seiner Vielfalt zu fördern und dem Schädigenden entgegenzutreten.

 

Ebenso unsichtbar wie der Drache bleibt für uns die Person des hl. Georgs.

Stattdessen zeigt die Künstlerin an der Stelle, wo sich der Kopf in klassischen Ikonen befinden würde, eine leuchtendgoldene Kugel, die  in den  dunkelgoldenen Rahmen hinein reicht.

Sieht man hier vielleicht die Verbindung zu seiner Kraftquelle?

Es gibt Menschen, die diese Verbindung in einer leuchtenden Art verkörpern und die wir deswegen als Heilige bewundern.

Aber „das wirkliche Gold“, das wirkliche Leuchten können wir nicht bei anderen finden. Vielleicht hat die Künstlerin deshalb die Figur des hl Georgs weggelassen:

Jeder, der sich in seinem ganz normalen Alltag bewusst macht, dass er in seinem tiefsten Inneren gehalten ist, hat Zugang zu diesem Gold.

Das Vertrauen auf ein innerstes Gehaltensein kann helfen, das Heilsame vom Unheilsamen zu unterscheiden und gibt auch die Kraft, danach zu handeln.

Und vor allem: Es hilft auch, wenn uns dies einmal oder öfter nicht gelingt!

 

Der hl. Georg ist einer der 14 Nothelfer. Jeder kann ihn um Kraft für seinen Weg zum Menschsein bitten.