Aus diesem Blickwinkel stehen die Luther-Büsten, Skulpturen immer zwischen den mittelalterlichen Reliefs. Mit Luther stehen womöglich auch wir immer dazwischen, oder auch daneben. Es kündigt sich etwas an. Es wird etwas verheißen. Noch bevor wir geboren sind, werden wir erwartet von der Welt. Freudig, hoffnungsvoll, mit Bangem Blick, mit Sorgen, voller Erwartung, mit Sehnsucht. Wir stehen neben und vor der Geburt, egal unter welchen Umständen, Zeiten und Gesellschaften wir in dieses Leben treten. Menschen begleiten uns und werden Teil unseres Lebens. Menschen, die es gut mit uns meinen und solche - das nächste Relief kündigt es an -, die ein böses Spiel mit uns vorhaben. Gleich wie: Wir stehen zwischen der Hoffnung des Lebens und dem unausweichlichen Tod. Doch dieser Luther steht wieder dazwischen, da im nächsten Bild die Auferstehung aus dem Grab zu sehen ist. Und wieder steht er dazwischen, weil er Teil eines großen und verworrenen Geflechts von Geschlechtern, Namen und Geschichten wird. Ja, er hat sie - und wir alle sind dabei - diese Geschichte zu prägen. Letztlich stehen wir mit dem Ritter vor der Frage, vor wem wir das Knie beugen, vor wem wir unseren Helm abnehmen und vor wem wir die Hände falten.
Man kann es auch umgekehrt sehen:
Mit den einzelnen Reliefs bricht immer wieder Christus in unser Leben ein. Mit seinem Wort, mit seiner Geburt - im Leben, im Sterben, in der Auferstehung. Er durchbricht unsere Lebenslinie, drängt sich dazwischen und fragt uns an