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Ruhe-und-Gebet-im-Kloster

Stundengebet (Tageszeitenliturgie)

Die Mahnung des Apostels Paulus "Betet ohne Unterlass" (1 Thess 5,17) folgten die Gemeinden schon seit dem ersten Jahrhundert. Sie versammelten sich zum täglichen Gebet (vgl. Apg. 2,46), vor allem am Morgen und Abend. Aus dieser Gebetsgemeinschaft der ersten Christen entwickelte sich das Stundengebet (Tageszeitengebet), das in Klöstern und geistlichen Gemeinschaften besonders gepflegt wird.

Die Stundengebete haben einen festen Aufbau entwickelt mit Psalmen, Hymnen und Schriftlesungen. Es gibt die Tageszeitengebete mit der Laudes (Morgenlob) und Vesper (Abendgebet). Zur Nachtruhe wird die Komplet, das Nachtgebet, gesprochen. Außerdem gibt es noch im Laufe des Tages weitere Gebetszeiten: Terz, Sext, Non und Lesehore.

Das mehrmalige Beten am Tag, als Vorstufe zum heutigen Stundengebet, kam bereits bei den ersten Christen auf, die sich an jüdischen Tradition orientierten. Im Judentum wurde sieben-, beziehungsweise dreimal am Tag gebetet und schon dort wurde dem Abendgebet (Maariw) eine wichtige Rolle beigemessen. Von den Juden übernahmen die Christen außerdem den Brauch bei solchen Gebetszeiten Psalmen zu beten und weiteten diesen weiter aus.

Stundengebet: Vesper

Entstehung und Bedeutung

Unter der »Vesper« (vom Lateinischen »vespera«: Abend) wird das kirchliche Abendlob verstanden. Die Vesper ist jenes Gebet, das nach Abschluss der Arbeit des Tages verrichtet wird.

Als Abendgebet ist sie sowohl in der katholischen Kirche, der altkatholischen, der anglikanischen und der evangelisch-lutherischen Kirchen bekannt. In der katholischen Kirche bildet die Vesper einen Teil des Stundengebets, zu dessen Verrichtung alle Klerikern verpflichtet sind. Auch wird die Vesper von vielen Laien gebetet. Sie gehört zu den großen Horen (auch Abendhore genannt) und wird hierbei als einer der beiden Angelpunkte der Tagzeitenliturgie gesehen (neben der Laudes als Morgenlob).

Aufbau der Vesper (Abendgebet)

  • Einzug
  • Eröffnung
    V: O Gott, komm mir zu Hilfe.
    R: Herr, eile mir zu helfen.
    Ehre sei dem Vater ... (Gloria Patri)
  • Hymnus
  • 2 Psalmen und 1 Canticum (jeweils eingerahmt von einer Antiphon; Psalmen und Canticum enden jeweils mit dem Gloria Patri)
  • Lesung und Responsorium
  • Homilie (fakultativ)
  • Magnificat (von Antiphon umrahmt)
  • Fürbitten
  • Vater unser
  • Schlussoration
  • Entlassung: Wird die Vesper von einem Priester oder ein Diakon geleitet, so erteilen diese den Schlusssegen. Sofern ein Laie der Feier vorsteht oder als Einzelner betet, so lautet die Schlussformel wie folgt:
    V: Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
    R: Amen.
  • Auszug

Jeden Sonntag: Vesper in der St. Bonifatiuskirche

Jeden Sonntag beten wir in Gießen mit der Vesper das Abendgebet der Kirche als Teil des sogenannten „Stundengebets“ bzw. der „Tagzeitenliturgie“. Das ist eine Tradition, die wir einerseits unseren Ordensschwestern verdanken, denn in Klöstern und Ordensgemeinschaften nimmt das Stundengebet einen wichtigen Raum ein mit bis zu sieben Gebetszeiten am Tag.

Andererseits folgt diese Traditi- on dem ausdrücklichen Rat und Wunsch des II. Vatikanischen Konzils, dass die Hauptzeiten des kirchlichen Stundengebets nach Möglichkeit zumindest an den Sonn- und Feiertagen auch in den Kirchengemeinden gefei- ert werden sollen.

Das Wort „Vesper“ leitet sich ab von der „hora vespera“, dem la- teinischen  Begriff  für  Abendstunde. Die Vesper ist eine überwiegend gesungene Litur- gie mit dem Hauptelement der Psalmen, poetisch gesungenen Gebeten aus dem Alten Testament, in denen nahezu alle elementaren Emotionen und Erfahrungen des Menschseins thematisiert werden.

 

Herzliche Einladung zur Vesper

Sonntags, 18:00 Uhr, in St. Bonifatius

die aktuellen Zeiten finden Sie unter: Gottesdienstordnung

So beten Juden und Christen seit 3000 Jahren mit den Worten der Psalmen, die auch Jesus selbst gebetet hat.

Im Juni gestalteten der Kammerchor von St. Bonifatius und der Jugendchor der Ev. Johanneskirche je eine Vesper in musikalisch besonders ausgestalteter Form mit.

Ich bin sehr dankbar, dass ein engagierter Kreis von Kantorinnen und Kantoren, Vorbeterinnen und Vorbetern sowie Organistinnen und Organisten, unter Federführung von Regionalkantor Michael Gilles, die Feier der Sonntagsvesper und ihre liturgischen Dienste in großer Treue wahrnimmt. So laden wir Sie herzlich zur Vesper als meditati- ven Ausklang der Woche am Sonntagabend ein!

Erik Wehner Pfarrer