Funken werden Flammenzungen

Im November des letzten Jahres trafen sich das erste Mal knapp 45 Jugendliche, welche sich mit ihrem Glauben und ihrer eigenen Lebensplanung auseinandersetzen wollten. Damals sah man schon viele Funken in den Augen der Firmlinge, die einerseits von Neugier, andererseits von Unsicherheit geprägt waren. Nicht nur durch das, was sie nun ein halbes Jahr begleiten wird, sondern auch durch die vielen unbekannten Gesichter, in die sie im Franziskussaal von St. Walburga blickten. Wie viel Mut dieser Schritt bedeutete, zeigte zudem die Besonderheit unter dem Eindruck der Corona-Pandemie.

Noch im Jahr 2021 startend unter Maskenpflicht, Teilnehmerbegrenzung und Testpflicht bzw. Impfnachweisen, wurden wir im Januar jäh mit den steigenden Fallzahlen konfrontiert. Daher wurde unser monatlicher Treff kurzfristig in eine Rallye umgeplant. Die Firmlinge lernten dort unsere Pfarrkirche St. Walburga neu kennen und haben neben den Sakramenten auch wichtige Orte der heiligen Messe kennengelernt. Doch standen viele Themen viel stärker im Fokus der Vorbereitung: Sich selbst in der heutigen Welt verorten, mit den eigenen Glaubensvorstellungen auseinandersetzen und die eigene Verantwortung in einer Gemeinde erfahren. Schon in den Gesprächen und Gestaltungen wurde dabei erfahrbar, dass der Heilige Geist in diesen heranreifenden Erwachsenen wirkte. So wie bereits Augustinus über den Heiligen Geist als das Band der Liebe sprach, war zu spüren wie sich Bänder zwischen den Firmlingen und auch zu unserem Heiligen Vater zu weben begannen.

Diese Bänder wurden von November bis Juni immer stärker und so begaben sich am Pfingstsamstag insgesamt 41 Firmlinge in zwei Gottesdiensten bei sonnigen Wetter nach Groß-Gerau, um das Sakrament der Firmung zu empfangen. Empfangen wurden sie dabei nicht nur von gutem Wetter, sondern auch Pfarrer Msgr. Joachim Respondek, Pfarrer i.R. Norbert Kissel, Domkapitular Dr. Peter Hilger und den begleitenden Katecheten und Katechetinnen. Unter der musikalischen Ausgestaltung der Musikband Flapp durften wir einen besinnlichen und erweckenden Gottesdienst erleben, der spürbar machte, dass etwas ganz Besonderes während des Gottesdienstes geschah. Als die Bewerber und Bewerberinnen in den vorderen Kirchbänken mit ihren Paten und Patinnen Platz nahmen, sah man noch bei einigen die Nervosität an. Als dann die Firmlinge selbst formulierte Kyrierufe vortrugen und später vom Firmspender zu ihrem Glauben befragt wurden, war von der Nervosität kaum noch etwas zu spüren.

Nach dem Glaubensbekenntnis kam dann der große Moment, die Nervosität schien wie weggeblasen: Aus den jungen Christen, in denen im November Funken glommen, wirkte nun der Heilige Geist und kam auf sie herab wie Flammenzungen aus der biblischen Erzählung. Spürbar war dieses Wirken als die zu Firmenden ihren Namen mit Kraft und ohne Zögern dem Firmspendern mitteilten, damit Domkapitular Hilger ihnen persönlich das Sakrament der Firmung spenden konnte. Er salbte sie mit Chrisamöl und besiegelte sie durch den Heiligen Geist, was die Gefirmten mit einem überzeugten Amen bestätigten. Unter Mitwirkung des Heiligen Geistes wurde dann der Gottesdienst feierlich fortgesetzt bis wir zum Schluss gemeinsam das Lied „Unterwegs in eine neue Welt“ sangen.

Auf dem Kirchplatz wurden die jungen gefirmten Erwachsenen direkt von ihrer Familie und ihren Freunden empfangen und ihnen zu ihrer Firmung gratuliert. Viele Fotografien begleiteten die Gratulationen bis sich die Familien auf den Weg in ihre neue Welt machten.

Und für diesen Weg möchte ich allen jungen Erwachsenen, die diesen Weg mit uns gegangen sind, Gottes Segen wünschen, so dass das Band der Liebe zwischen ihnen und Gott immer stärker geknüpft wird und der Heilige Geist in ihnen wirke. Sei es im Kleinen, wenn sie ihre Eltern im Alltag unterstützen oder ein offenes Ohr für die Probleme ihrer Freunde haben. Sei es in der Gemeinde, wenn sie beim Pfarrfest helfen oder sie sich dazu entschließen, ihren Glauben als Katechet oder Katechetin weiterzugeben. Oder sei es auch im ganz Großen, wenn sie sich in ihrem Glauben dazu entschließen, die Welt zu einem Ort zu machen, in welchem der Heilige Geist alle Menschen miteinander verbindet.

Florian Sommer (Katechet des Firmkurses)