Am Mittwoch (14. Juli) veröffentlichte die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) die Eckdaten des kirchlichen Lebens in Deutschland für das Jahr 2020. Während aufgrund der Corona-Pandemie die Werte in einigen Bereichen stark gesunken sind, blieb die Zahl der Austritte erwartungsgemäß hoch.
Die Statistik des Jahres 2020 ist erheblich von den Auswirkungen der Corona-Pandemie geprägt, da diese sich vielfach auf das kirchliche Leben ausgewirkt hat. Durch die notwendigen Schutz- und Hygienemaßnahmen konnten Gottesdienste längst nicht so gefeiert und religiöse Angebote wahrgenommen werden, wie in früheren Jahren. Das wirkt sich entsprechend auf die Zahlen aus. Hinzu kommen Strukturveränderungen in den (Erz-)Bistümern.
Der Gottesdienstbesuch ist – gerade coronabedingt – in 2020 mit 5,9 Prozent stark zurückgegangen (2019: 9,1 Prozent). Die Zahlen beim Sakramentenempfang sind ebenfalls ein Abbild der Corona-Pandemie und längerer innerkirchlicher und demographischer Veränderungen.
In einer Pressemeldung zur Statistik 2020 erklärt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing: „Wir stehen in einem weiteren Jahr der Corona-Pandemie. Vieles hat sich im gesellschaftlichen und kirchlichen Leben verändert. Durch die weltweiten Impfungen kommt die berechtigte Hoffnung auf, die Pandemie zu überwinden. Wenn wir heute die Statistik des Jahres 2020 vorlegen, dann sind diese Zahlen ein drastisches Spiegelbild dessen, wie sich die Corona-Pandemie auf das Leben in unseren Gemeinden auswirkt. Was musste nicht alles verschoben werden: Taufen, Erstkommunionfeiern, Firmungen und Hochzeiten. Aber sie haben dennoch stattgefunden, wie die Statistik zeigt. Die Kirche war auch in der Pandemie gerade an den Wegmarken im persönlichen Leben für viele Menschen präsent.
Gleichzeitig erleben wir in der Kirche eine tiefgreifende Erschütterung. Das zeigt sich auch in der Statistik der Kirchenaustritte, die ich als schmerzlich für unsere Gemeinschaft empfinde. Viele haben das Vertrauen verloren und möchten mit dem Kirchenaustritt ein Zeichen setzen. Wir nehmen das sehr ernst und müssen uns dieser Situation offen und ehrlich stellen und Antworten auf die Fragen geben, die an uns gerichtet werden. Dazu gehört an allererster Stelle die gründliche Aufarbeitung der Fälle sexuellen Missbrauchs. Und dazu gehört die Frage nach Macht und Gewaltenteilung in der Kirche. Ich wünsche mir sehr, dass der Synodale Weg seinen Beitrag dazu leisten kann, neues Vertrauen aufzubauen..."
Deutschland | 2018 | 2019 | 2020 |
Katholiken | 23.002.178 | 22.600.371 | 22.193.347 |
Quote | 27,70% | 27,20% | 26,70% |
Pfarreien | 10.045 | 9.936 | 9.858 |
Gottesdienstteilnehmer | 2.133.000 | 2.065.000 | 1.302.000 |
Quote | 9,30% | 9,10% | 5,90% |
Eintritte | 2.442 | 2.330 | 1.578 |
Wiederaufnahme | 6.303 | 5.339 | 4.358 |
Austritte | 216.078 | 272.771 | 221.390 |
Taufen | 167.787 | 159.043 | 104.610 |
Erstkommunion | 171.336 | 166.481 | 139.752 |
Firmungen | 132.941 | 123.253 | 75.387 |
Trauungen | 42.789 | 38.537 | 11.018 |
Bestattungen | 243.705 | 233.937 | 236.546 |
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf bewertet in seiner Stellungnahme die statistischen Zahlen für das Jahr 2020 im Bistum Mainz wie folgt: „Aufgrund der Corona-Pandemie haben die nun vorliegenden Eckdaten des kirchlichen Lebens natürlich nicht die gleiche Aussagekraft wie in früheren Jahren. Im vergangenen Jahr mussten wir über viele Wochen die Kirchen geschlossen halten und bis heute feiern wir unsere Gottesdienste mit großen Einschränkungen gerade bei der Zahl der Teilnehmer... Zu bedenken ist allerdings auch, dass es gerade im Bereich der digitalen Gottesdienstangebote im vergangenen Jahr eine große Kreativität mit einem vielfältigen Angebot gegeben hat, dessen Nutzung in den vorliegenden Zahlen überhaupt nicht erfasst ist.
Auffällig sind ebenso die zahlenmäßigen Rückgänge bei Taufen, Erstkommunionfeiern, Firmungen und Eheschließungen: Diese Sakramente sind nicht nur Zeichen der Nähe Gottes zu den Menschen, sondern eben auch Anlass für Familienfeste. Corona hat hier zu unzähligen Absagen und Verschiebungen geführt, die sich natürlich in den Zahlen niederschlagen. Was die Austritte in unserem Bistum angeht, bin ich froh, dass wir einen leichten Rückgang verzeichnen können. Gleichwohl wird die Kirche auch in den kommenden Jahren kleiner werden..
Dennoch lehne ich es ab, den Tod der Kirche zu prognostizieren. Der Blick in die Geschichte macht gelassen, denn der Kirche wurde bereits öfter der Tod vorhergesagt. Ich bin schließlich nicht Bischof, um die Kirche abzuwickeln, sondern ich bin Bischof, um an den lebendigen Gott zu erinnern, der auch heute in der Kirche lebt und wirkt. Deswegen arbeiten wir im Rahmen des Pastoralen Weges im Bistum Mainz an zeitgemäßen Formen für den Wandel unserer Kirche. Und wir machen das im Wissen darum, dass Gott treu ist und diesen Weg mit uns geht, auch wenn wir jetzt noch nicht wissen, welche Form Kirche in Zukunft haben wird..."
Bistum Mainz | 2018 | 2019 | 2020 |
Katholiken | 718.715 | 702.439 | 686.705 |
Pfarreien | 303 | 303 | 303 |
Gottesdienstteilnehmer | 59.714 | 58.809 | 35.000 |
Quote | 8,30% | 8,40% | 5,10% |
Eintritte | 87 | 101 | 75 |
Wiederaufnahme | 252 | 206 | 168 |
Austritte | 8.431 | 9.936 | 8.461 |
Taufen | 4.643 | 4.477 | 2.049 |
Erstkommunion | 5.167 | 4.850 | 3.920 |
Firmungen | 3.746 | 3.720 | 1.697 |
Trauungen | 1.247 | 1.072 | 289 |
Bestattungen | 7.593 | 7.183 | 7.131 |