Seit mindestens 300 Jahren ziehen Pilger von Wickstadt nach Sternbach – heute auf einer asphaltierten Straße – ursprünglich auf einem Feldweg durch die Wiesen und dann während vieler Jahrzehnte auf nicht befestigten Waldwegen.
Die Pfarrer-Sahm-Stiftung hatte zum Tag des offenen Denkmals in die Wickstädter Kirche St. Nikolaus zu einem Vortrag über die "Fußfälle" eingeladen. Referent war Claus Pfeiffer aus Niddatal-Bönstadt.
"Fußfälle" sind Kreuzwegstationen aus rotem Sandstein und bestanden aus Bildreliefs mit Szenen aus dem Leidensweg Jesu Christi. Sie waren jeweils über einem Sockel mit Inschriften angebracht, meist ein Bibeltext zur jeweiligen Kreuzwegsszene sowie die Namen der Stifter und ihre Herkunftsorte.
Es gab sieben Kreuzwegstationen, die in den Jahren 1725-1727 gestiftet und errichtet worden waren. Sie standen entlang eines direkten Weges von Wickstadt nach Sternbach. Die Gläubigen verrichteten daran vorbeiziehend ihre Gebete. Damit verbunden ist immer auch das Gedenken an den Leidensweg Jesu Christi auf der Via Doloroa in Jerusalem vom Palast des Pontius Pilatus zur Hinrichtungsstätte auf Golgota.
Im 19. Jahrhundert wurde dieser Weg in die benachbarten Wiesen und Ackerflächen einbezogen und die Fußfälle mussten abgebaut werden. Die meisten dieser Denkmäler sind erhalten geblieben, aber keines der Ober- und Unterteile hat heute noch die ursprüngliche Zusammengehörigkeit. Auch sind die Steine an den verschiedensten Orten aufgestellt. --- Der Referent hat die ursprünglichen Zusammengehörigkeit fotografisch wieder hergestellt und den jeweils heutigen Verbleib herausgestellt.
Pfeiffer ging auch auf die Geschichte von Sternbach und Wickstadt ein, wie aus dem Hauptdorf Sternbach mit dem Filialort Wickstadt im Lauf der Jahrhunderte der Hauptort Wickstadt mit der Filiale Sternbach wurde. In dieser Entwicklung sei letzten Endes auch die Entstehung der heutigen Wallfahrt zu suchen. Sie habe sich daraus entwickelt, dass die Wickstädter Bewohner über einhundertfünfzig Jahre – es war u.a. in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges – ihre sonntäglichen Gottesdienste in der seit der Mitte des 16. Jahrhunderts allein im Wald, entfernt liegenden Sternbacher Kirche besuchten.
Nach Erbauung der Wickstädter Kirche Anfang des 18. Jahrhunderts entwickelte sich die Kreuzwegs-Wallfahrt auf dem alten Kirchgangs-Weg. Nach dem erzwungenen Abbau der Stationen wandelte sich der Wallfahrtsgedanke zu einer Marienwallfahrt. Im Vortrag wurde auch deutlich, dass die Sternbachwallfahrt auch heute noch jedes Jahr viele tausend Menschen anzieht.
Am Schluss seines Vortrags konnte Pfeiffer mitteilen, dass er von der Sparkasse Oberhessen eine Spende für die Pfarrer-Sahm-Stiftung erhalten hatte. Er übergab sie an Herrn Pfarrer Andreas Heger, da Herr Marco Schneider, Vertriebsdirektor der Sparkasse, aus Termingründen verhindert war. Heger bedankte sich im Namen der Stiftung, die bekanntlich vor einem Jahr gegründet worden war, um den Erhalt der Kirchen in Sternbach und Wickstadt sowie das Wallfahrtswesen der Gemeinde zu sichern.