„Drinnen“ und „draußen“

Den „Tag der Gefangenen“ nehmen Christen in Butzbach ernst. Regelmäßig feiern sie an dem Tag in der JVA Butzbach Gottesdienst mit Insassen, ihren Angehörigen und Bediensteten.

Gemeindemitglieder aus St. Gottfried gingen in die JVA Butzbach, um mit den Gefangenen den Sonntagsgottesdienst am „Tag der Gefangenen“ zu feiern. | Foto: Andrea Kipp (c) Kirchenzeitung Glaube und Leben
Gemeindemitglieder aus St. Gottfried gingen in die JVA Butzbach, um mit den Gefangenen den Sonntagsgottesdienst am „Tag der Gefangenen“ zu feiern. | Foto: Andrea Kipp
Datum:
Mi. 19. Juli 2017
Von:
Kirchenzeitung "Glaube und Leben"
Das Ritual ist Ausdruck christlicher Nächstenliebe.

Verrückt mag in den Augen mancher Außenstehenden der Gottesdienst im Butzbacher Gefängnis gewesen sein. Wieder einmal gingen Mitglieder der Gemeinde Sankt Gottfried in Butzbach in die Justizvollzugsanstalt (JVA), um dort mit den Gefangenen die Sonntagsmesse zu feiern. Und verrückt mutete manchen auch das Evangelium am „Tag der Gefangenen“ an.

In „bunter Reihe“ – so die Formulierung von Gefängnispfarrer Pater Georg Menke – saßen 21 Besucher und etwa 50 Gefangene im Gottesdienstraum der JVA, die Insassen in rot, der JVA-Chor mit seinem Leiter Stefan Worlitsch in gelb, dazwischen die Besucher von „draußen“. Auch wenn der „Tag der Gefangenen“ von Papst Johannes Paul II. im Jahr 2000 für die ganze Kirche ins Leben gerufen wurde, wird er heute nicht mehr überall begangen. In Butzbach, wo es zwischen den Katholiken „drinnen“ und „draußen“ immer wieder Kontakte gibt, wird er seither regelmäßig mit dem gemeinsamen Gottesdienst gefeiert. Hier wird eben nicht nur für die Gefangenen, ihre Angehörigen und die Bediensteten der Gefängnisse gebetet, sondern auch mit ihnen. Damit wird die Schuld keinesfalls vergessen. Aber es gilt das, was in einem Lieblingslied der Gefangenen gesungen wurde: „Du nimmst alle Schuld von mir und verwirfst mich nie.“ Das, so erzählen manche von ihnen, sei eine wichtige Basis für ihren Neuanfang.

Dass weder der gemeinsame Gottesdienst in der JVA noch das Evangelium verrückt ist, sondern Gott eine andere Sichtweise hat als die Menschen, das machte der Zelebrant des Gottesdienstes, Pater Helmut Schlegel von den Franziskanern aus Hofheim, in seiner Predigt deutlich. Wenn Jesus seinen Vater rühme, weil er den Glauben den Unmündigen offenbart hat, nicht aber den Weisen und Klugen, und wenn er auffordere, sein Joch auf sich zu nehmen und es als leicht bezeichne, dann widerspreche dies heutigen Maßstäben. Das Gesetz des Lebens scheine zu sein, dass man stark sein und sich durchsetzen müsse. Und doch hätten manche scheinbar starke Menschen in der Geschichte später ein schlechtes Ansehen gehabt, Jesus aber heute noch immer rund eine Milliarde Anhänger und ein hohes Ansehen.

Von Andrea Kipp

Den ganzen Beitrag mit weiteren Hintergründen lesen Sie in der Print-Ausgabe von "Glaube und Leben" vom 23. Juli 2017.

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