Eine persönliche „Abrechnung“

Der Rheingauer Künstler Michael Apitz zeigt ein monumentales Porträt Martin Luthers am 1. September erstmals in einer katholischen Kirche: in Maria Hilf in Mainz-Kostheim

In der Wiesbadener Marktkirche wurde das Luther-Gemälde von Michael Apitz „uraufgeführt“. | Foto: Michael Apitz (c) Kirchenzeitung Glaube und Leben
In der Wiesbadener Marktkirche wurde das Luther-Gemälde von Michael Apitz „uraufgeführt“. | Foto: Michael Apitz
Datum:
Mi. 23. Aug. 2017
Von:
Kirchenzeitung "Glaube und Leben"
Der „junge Reformator, der allein seinem Glauben aus den Worten der Bibel heraus folgt“. In einer Gemeinschaftsaktion in der ökumenischen Nacht der Kirchen Wiesbadens soll das Gemälde aus 95 in Acryl bemalten Holztafeln „neu“ entstehen.

„Meine Absicht war es, den widerständischen Luther zu zeigen, den Mönch, der etwas wagt“, sagt Michael Apitz. Das Reformationsjubiläum war für ihn Anlass zu einer Annäherung an Luther und die evangelischen Wurzeln. Als Kind evangelischer Eltern ist er im Rheingau aufgewachsen, einer Region, die vor 40 Jahren noch stärker katholisch geprägt war als heute. „In der Grundschule waren wir in der Klasse 26 katholische und zwei evangelische Kinder. Mein Empfinden war, dass ich wohl einer religiösen Minderheit angehöre“, ezählt er. „Erst während der Konfirmandenzeit setzte ich mich näher mit meiner Religion auseinander und verstand die territorialen, geschichtlich gewachsenen Unterschiede der Konfessionen besser.“ Das Porträt ist seine persönliche Abrechnung mit Luther. „Einerseits habe ich eine freundschaftliche Beziehung zu ihm, andererseits stoßen mich viele Zitate von ihm ab. Was ich an ihm bewundere, ist, dass er für seine Idee einstand, und dabei wollte er keine blutige Revolution.“

Dennoch führte die Reformation zu Blutvergießen in den Reformations- und Bauernkriegen. Das stellt Apitz durch die Farbe Rot in der rechten Hälfte des Bildes dar. Das Rot könnte außerdem für das Herzblut stehen, mit dem Luther für seinen Glauben eingetreten ist, oder auch für das Blut Chris-ti. Unter allem liegt das Wort, das sich wie ein Geflecht durchs ganze Bild zieht – in Form einer Handschrift Luthers, die auf der hellen linken Seite gut zu erkennen ist. „Das ist eine Original-Abhandlung über Psalmen in lateinischer Sprache, die ich nachgeschrieben habe“, erklärt Apitz.

Sein Ziel, mit dem Projekt zum Nachdenken anzuregen, hatte der Künstler nach der ersten Präsentation erreicht, wie aus dem Feedback deutlich wurde. „Am häufigsten kam die Anmerkung, dass es mir gelungen sei, etwas so Komplexes und Widersprüchliches wie die Person Luthers und die Reformation in ein Gemälde zu bannen und für den Betrachter erfahrbar zu machen.“

Ab 10. September ist das Kunstwerk zwei Wochen in der evangelischen Dreifaltigkeitskirche Worms zu sehen, ab 2. Oktober drei Wochen in der Pauluskirche Darmstadt. Am Reformationstag, dem 31. Oktober, zeigt Michael Apitz seinen Luther in der Paulskirche in Frankfurt. Danach wird „Luther 95“ im Kloster Eberbach ausgestellt. Wo das Gemälde dauerhaft bleibt, ist noch nicht klar.

Von Christa Kaddar

Den ganzen Beitrag mit weiteren Hintergründen lesen Sie in der Print-Ausgabe von "Glaube und Leben" vom 27. August 2017.

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