Hallo, ich bin Claudia Fontana von der katholischen Kirche.
Morgen ist der 11.11. Für die Meenzer ein ganz besonderer Tag, und zwar in doppelter Weise: Denn zum einen wird um 11 Uhr 11 auf dem Schillerplatz die Fassenacht feierlich eröffnet. Und zum anderen ist es der Gedenktag des Heiligen Martin. Unzählige Kirchen, Schulen, Einrichtungen tragen seinen Namen, der Mainzer Dom auch. Sankt Martin ist wohl einer der beliebtesten und bekanntesten Heiligen überhaupt.
Die Szene, in der er seinen Mantel mit dem armen, frierenden Mann teilt, ist bekannt und so steht Martin für das Herzstück des Christentums: für die Nächstenliebe.
Martin ist achtsam und wachsam für das, was um ihn herum passiert. Er sieht die Not des Obdachlosen, schaut nicht weg, lässt sich berühren und hilft. In der darauffolgenden Nacht träumt Martin von dieser Begegnung: Im Traum sieht er Jesus mit seinem halben Mantel. Das erinnert an eine Stelle im Matthäusevangelium, in der Jesus sagt: „Ich war nackt, und du hast mich bekleidet. Denn alles, was Du für einen meiner geringsten Brüder getan hast, das hast du für mich getan.“
Manchmal habe ich ehrlich gesagt ein bisschen Sorge, bei der Frage, wie solidarisch wir miteinander umgehen. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen Ländern dieser Welt beobachten wir rechte, undemokratische und menschenverachtende Gesinnungen. Schwerter werden nicht zum Teilen gebraucht, sondern die Waffenindustrie erlebt eine neue Hochkonjunktur. Wo führt das noch alles hin?
Umso kräftiger und lauter müssen wir uns all dem entgegenstellen. Die Martinsumzüge sind hierfür ein wunderbares Zeichen. Kinder bringen mit ihren Laternen Licht in die Dunkelheit und singen Lieder von Martin, der den Mut hatte, seine Waffen niederzulegen und der Gewalt den Rücken zu kehren.
Übrigens: der großen Martinsfigur auf dem Mainzer Dom wurde in diesem Jahr der Kopf abgenommen, da er porös und rissig geworden war. Martin bekam ein wunderschönes neues Haupt, das in vielen Arbeitsstunden liebevoll gemeißelt wurde. Für mich steckt darin auch noch eine tiefere Botschaft: Nächstenliebe und Solidarität sind keine Selbstläufer, auch sie können porös und rissig werden. Und: manchmal braucht es eben einen frischen Martinskopf, der jetzt mit neuen Augen auf uns Meenzer runterschaut und uns daran erinnert, was wir alles Gutes teilen können.
Claudia Fontana, katholische Kirche für Antenne Mainz.