Hallo, ich bin Claudia Fontana von der katholischen Kirche und begleite in Mainz das Christliche Orientierungsjahr.
Da leben junge Leute für ein Jahr in einer WG zusammenleben. Sie machen einen Freiwilligendienst und gehen der Frage nach, wo es mit ihrem Leben mal hingehen soll. Jetzt in der Karwoche waren wir da in der Mainzer Innenstadt unterwegs. Wir haben die letzten Stationen von Jesu Leben mit Orten verknüpft, die uns vertraut und bekannt sind.
Auf einem Schulhof ging’s los. Lästern, jemanden auslachen, Mobbing, waren hier Thema. Auch Jesus wird auf seinem letzten Lebensweg aufs Schlimmste gemobbt und verspottet. Wie gehen wir mit so etwas um? Wenn über andere gelästert wird? Machen wir mit? Oder geben wir kontra?
Auf dem Bischofsplatz halten wir an einer Statue. Es ist Bischof Ketteler. Es wirkt so, als ob er in sich zusammengesunken ist, niedergedrückt, belastet. Hier hören wir, wie Jesus das Kreuz auf seine Schultern gelegt bekommt. Später bricht er mehrere Male unter dieser großen Last zusammen. Auch mir geht es manchmal so, dass mir meine Fragen und Sorgen wie eine schwere Last auf dem Rücken liegen.
Der Marktplatz stand für den Ort der Begegnungen. Die engsten Freunde von Jesus sind ja abgehauen, wo es schwer wird. Im Leid, im Schmerz. Aber es gibt auch Menschen, die jetzt da sind: seine Mutter, Simon von Zyrene und Veronika. Sie bleiben, helfen, leiden mit. Menschen, die wahrnehmen, was jemand gerade wirklich braucht, können ein echter Segen sein. Von solchen besonderen Menschen haben wir uns dann erzählt.
Bei der Station an der Jesus ans Kreuz genagelt wird, stehen wir vorm städtischen Altersheim. Wir denken an Menschen, die in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind.
Die Ruine von St. Christoph erinnert uns als Mahnmal an die Opfer und Zerstörung im 2. Weltkrieg. An diesem Ort spüren wir noch einmal ganz bewusst wieviel Leid, Gewalt und sinnloses Sterben jeder Krieg mit sich bringt. Auch heute noch wie in der Ukraine.
Es ist die Station: Jesus stirbt am Kreuz.
Ratlos und verzweifelt wird der Leichnam Jesu dann in ein Grab gelegt. Leben, leiden, sterben, Tod und Grab. Endet alles im Dunkel?
Unser Kreuzweg hatte noch eine letzte Station: Es ist die vom leeren Grab.
Es ist die Station der Hoffnung, bei der wir einander Kerzenlicht weitergegeben haben, weil wir die leise Ahnung haben: Am Ende wartet Licht und neues Leben.
Heute am Karfreitag bietet die Cityseelsorge Mainz so etwas Ähnliches an, wie wir das beim WG Abend gemacht haben: „Durchquerte Wege. Der Botschaft vom Kreuz an verschiedenen Stationen in Mainz begegnen.“ Um 12 Uhr geht’s los. Treffpunkt: Fichteplatz.
Einen gesegneten Karfreitag wünsche ich.
Claudia Fontana, katholische Kirche für Antenne Mainz.