„Kirche“ vom 09.11.202 | ANTENNE MAINZ
Guten Morgen, ich bin Hans-Peter Weindorf, Pfarrer aus Mainz.
Jetzt ziehen sie wieder durch die Straßen. Kinder mit ihren Laternen und singen dazu die bekannten Lieder von Sankt Martin. Der stammte aus dem heutigen Ungarn, war römischer Soldat und hat, so wird erzählt, an einem winterlichen Tag im heutigen Frankreich seinen Mantel mit einem frierenden Bettler geteilt.
Diese Szene wird nicht nur in den schönen Martinsliedern besungen. Wir finden sie auch auf unzähligen Darstellungen, in Kirchenfenstern und Skulpturen. Martin, hoch zu Ross, mit seinem Mantel und Schwert. Und daneben der arme Mann, dem Martin mit seiner großzügigen Tat das Leben gerettet hat. „Ein Lichtermeer zur Martins Ehr’“
Für den frierenden Bettler ist durch den hilfsbereiten Martin mehr als ein Licht aufgegangen. Und was braucht unsere Welt, unsere Zeit mehr als Menschen, die mit anderen teilen, die an ihrer Not nicht vorübergehen. Ich denke an die vielen Menschen, im Gaza-Streifen und in der Ukraine, im Sudan und im Kongo. Menschen, die zwischen Trümmern und zerbombten Häusern leben müssen und nicht wissen, wie sie die kommenden Wochen und Monate überleben können.
Mit jedem Schritt, mit jeder kleinen Tat, auf andere zu, wird etwas von dem deutlich, was Martin getan hat und was die Kinder mit leuchtenden Augen besingen: Nicht „hoch zu Ross“, sondern Auge in Auge mit unseren Mitmenschen, denen wir Licht ins Dunkel und Hilfe zum Leben bringen. „Ein Lichtermeer, das freut uns sehr!“
Hans-Peter Weindorf, Katholische Kirche für Antenne Mainz.
