Eine Einladung und ein Auftrag

Eine Einladung und ein Auftrag

29. Mai 2022

In ihrem Radioimpuls für Antenne Mainz greift Pastoralreferentin Claudia Fontana eine Stelle aus der Bibel auf, die am Sonntag zu hören ist. "Wer durstig ist, der komme. Wer will, empfange umsonst das Wasser des Lebens." Durst, das kann so vieles sein, sagt sie. Menschen zum Beispiel, die nach Liebe, Frieden oder Lebensmut dürsten. Was ist lebendiges Wasser, das in so einer Situation hilfreich ist?

 

„Kirche“ vom 29.05.2022|ANTENNE MAINZ

Hallo, ich bin Claudia Fontana von der katholischen Kirche.

Mein Vater ist gerade als Pilger auf dem Jakobsweg unterwegs. Von der rheinhessischen Haustür aus ist er losgelaufen. Jeden Tag will er so 25 Kilometer gehen und irgendwann, in Spanien, in Santiago de Compostela, ankommen. Das war schon lange sein großer Traum. Jetzt ist er im Ruhestand und kann dieser Sehnsucht folgen.

Eine Tagesetappe bin ich letzten Sonntag spontan mitgelaufen. Als wir unsere Wasservorräte aufgebraucht hatten, wurden wir überraschend an einem Haus auf ein Glas Wasser eingeladen und konnten unsere Flaschen wieder umsonst auffüllen.

An diese Situation musste ich denken, als ich heute aus dem Buch der Offenbarung die letzten Verse der Bibel las. Da heißt es: „Wer durstig ist, der komme. Wer will, empfange umsonst das Wasser des Lebens.“

Diese Einladung „Kommt alle, die ihr Durst habt“ steht ganz am Ende eines so dicken Buches, auf der allerletzten Seite. Ich darf umsonst das Wasser des Lebens empfangen und gleichzeitig lese ich auch den Auftrag raus, die Worte „Wer durstig ist, der komme!“ selbst in mein Lebensbuch zu schreiben, sozusagen als Gastgeberin, die nun einlädt.

Durstige Menschen begegnen mir tagtäglich, auch wenn dieser Durst bei jedem etwas anders aussieht:

Durst nach Liebe, da wo die Beziehung vertrocknet ist.

Durst nach innerem Frieden, wo jemand Gewalt erfahren hat.

Durst nach neuem Lebensmut, wo jemand ausgebrannt ist.

Und noch vieles mehr.

Lebendiges Wasser kann dann sein, jemanden mal fest zu umarmen, Schweres gemeinsam im Schweigen auszuhalten oder auch mit Worten einander zu helfen, zu trösten, zu stärken. Ich hoffe darauf, dass, wenn mir Menschen begegnen, die dürsten nach dem Wasser des Lebens, dass ich dann die passenden Worte finde und richtig handele.

So wie ich das selbst auch schon oft erleben durfte bei mir, wenn ich bei anderen das teilen konnte, was mich ganz tief im Inneren bewegt.

Claudia Fontana, katholische Kirche für Antenne Mainz