Gott lässt sich überall finden

Gott lässt sich überall finden

21. Aug. 2022

Bei Exerzitien in Berlin hat Pastoralreferentin Claudia Fontana erlebt: Gott ist überall zu finden, auch und besonders auf den Straßen. Der Ruf vor dem Evangelium in den heutigen Sonntagsgottesdiensten: "Ich bin der Weg" erinnert sie an ihre Erfahrungen von damals. Es ging darum, ohne Bewertung unterwegs zu sein. Langsamer zu gehen als gewöhnlich, zu staunen, respektvoll zu schauen und zu hören. Und sich auch auf ungewohnte Lebenswelten einzulassen. Oft auf Menschen am Rande der Gesellschaft.

„Kirche“ vom 21.08.2022 ANTENNE MAINZ

Hallo, ich bin Claudia Fontana von der katholischen Kirche.

Jetzt im Sommer bin ich viel draußen unterwegs, auf ganz unterschiedlichsten Wegen. Manche Wege sind mir sehr vertraut, wie hier in Mainz. Andere gehe ich zum ersten Mal, gerade dann, wenn wir in den Ferien neue Orte entdecken.

Aber egal, ob es neue oder mir bekannte Wege sind, eins haben sie gemeinsam: Hier gibt es keine Türen, die ich zumachen könnte, hier treffe ich auf Menschen, die ich mir nicht ausgesucht habe. Und es kann passieren, dass ich plötzlich vor etwas Neuem und Fremden stehe. Das kann Unsicherheit und Angst auslösen, aber auch Neugierde und Freude.

Jesus selbst lebt auf der Straße. Er sagt einmal: „Die Füchse haben ihre Höhlen, die Vögel ihre Nester, ich aber habe keinen Ort, wo ich mein Haupt hinlegen kann.“ (Mt 8,20) Und er sagt sogar von sich selbst: „Ich bin der Weg – die Straße – und die Wahrheit und das Leben.“ (Joh 14,6) So ist es in katholischen Gottesdiensten heute zu hören.

Er will damit sagen: Ich bin überall zu finden. Dieses Jesuswort „Ich bin der Weg!“ ist mir besonders wichtig geworden, seit einem Kurs, den ich mal Berlin machen konnte. Der Kurs nannte sich „Exerzitien auf der Straße“. Damit gemeint sind geistliche Übungen auf der Straße. Geschlafen wurde in einer Notunterkunft für Menschen ohne Wohnsitz. Und wir hatten täglich 7 Stunden unverplante Zeit auf den Straßen von Berlin.

Es ging darum, ohne Bewertung und ohne Vorurteile unterwegs zu sein. Langsamer zu gehen als gewöhnlich, zu staunen, respektvoll zu schauen und zu hören. Und sich auch auf ungewohnte Lebenswelten einzulassen. Oft auf Menschen am Rande der Gesellschaft.

In den Zeiten auf der Straße durfte ich erfahren, dass Gott überall ist. Auch wenn ich manchmal das Gefühl habe, dass er sich versteckt und ich den Kontakt zu ihm verliere. Dabei wartet er wahrscheinlich nur darauf, wieder neu von mir gefunden zu werden.

Probiert es doch mal aus. Ich wünsche euch viel Freude beim Entdecken der Nähe Gottes mitten auf den Straßen von Mainz. Oder wo wir sonst noch so unterwegs sein werdet in diesem Sommer!

Claudia Fontana, katholische Kirche für Antenne Mainz