Hallo, ich bin Melissa Krost von der katholischen Kirche.
Seid ihr eher Team „Planlos geht der Plan los“ oder Team „der Plan ist in Stein gemeißelt“? Bei mir war tatsächlich lang so, dass alles wohlüberlegt und gut durchgeplant war. Nicht nur für heute, auch für die Woche und sogar den nächsten Urlaub.
Wenn ich in der Bibel lese: „Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie.“ (Mt 6,26) Bei solchen Bibelzitaten haben sich bei mir alle Haare aufgestellt. Also wirklich! Man muss doch planen und strukturiert durch das Leben gehen!
Vor ein paar Jahren bin ich den Jakobsweg gelaufen. Mit Wanderführer in der Hand und im Kopf die Wegabschnitte. Weit kam ich nicht. Denn schon bald stellte ich fest, dass es große Abweichungen zwischen meinen Plänen und der Realität gibt.
Aber ich konnte mich einlassen, erst im Laufe des Tages eine Unterkunft zu organisieren. Manchmal probierte ich mein Glück auch spontan. Denn viele andere Pilgernde erzählten mir, ich solle Vertrauen haben, der Jakobsweg sorgt für einen. Bei der vorletzten Etappe ist es dann passiert: ich habe keine Unterkunft gefunden. Bis Santiago de Compostela war alles ausgebucht. Das bedeutete aus 20 Kilometer wurden 46. Ich war so sauer auf mich und mein gerade gewachsenes Gottvertrauen! Doch dann passierte ein kleines Wunder und meine App zeigte ein freies Zimmer an. Es war unglaublich, an diesem späten Abend, nach fast 50 Kilometern, in Santiago anzukommen.
Wenn ich heute auf diese Zeit zurückblicke, freue ich mich über das Abenteuer, dass mir Gott geschenkt hat. Auch wenn ich echt am Limit war, stimmt es, was die anderen Pilgernden immer gesagt haben: Gott lässt dich nicht im Stich. Dass er es dir einfach macht, davon war nie die Rede.
Melissa Krost, katholische Kirche für Antenne Mainz.