Hallo, ich bin Claudia Fontana von der katholischen Kirche.
„Weine kännt ich, weine!“ Das ist so ein typischer Satz eines Mainzer Comedians. Dem kann ich mich im Moment nur zu gut anschließen. Der schreckliche Krieg in so unmittelbarer Nähe macht mir echt Sorgen, macht mich fassungslos und tieftraurig.
Kindheitserinnerungen an Familienfeste werden wach, bei denen es irgendwann mucksmäuschenstill wurde. Das waren die seltenen Momente, in denen meine Großeltern über das sprachen, was sie im Zweiten Weltkrieg erlebt hatten.
Am Abend brauchte meine aufgewühlte Kinderseele dann oft noch lange, bis sie zur Ruhe kam. Und manchmal verfolgten mich die Erzählungen bis in meine Träume hinein: Von unsagbarem Leid und sinnloser Gewalt.
Letzte Woche wurde eins unserer Kinder nachts wach und weinte. „Mama, ich habe von Bomben geträumt, die alles zerstören.“ Als ich Kind war, hat mich getröstet, dass das mit dem Krieg Gott sei Dank längst vorbei war. Mein Trost von damals gilt plötzlich nicht mehr.
Aber was können wir tun, damit die Angst und Sorge nicht überhandnehmen? In den ersten Tagen habe ich versucht, so gut es ging, das Thema Krieg von den Kindern fernzuhalten. Dennoch kommen sie ja mit dem Thema immer wieder in Berührung: in der Grundschule, durch Nachrichten, wenn Erwachsene und Freunde darüber sprechen.
„Mama, was ist eigentlich Krieg?“ – „Warum haben die Streit?“ und: „Wird das wieder gut?“ Das waren dann so fragen, die kamen. Mittlerweile reden wir immer wieder über solche Dinge und über das, was Angst macht. Denn mir ist klargeworden, dass ein Totschweigen noch viel mehr Unsicherheit und Sorge hervorruft.
Außerdem versuche ich, den Mädels in besonderer Weise Geborgenheit und Sicherheit zu vermitteln. Manchmal auch einfach nur durch eine extra Portion Kuscheln.
Und um aus der Hilflosigkeit herauszukommen, werden wir aktiv: basteln und malen Friedenstauben, die nun am Fenster hängen, zünden Kerzen an und beten gemeinsam um Frieden.
Heute am 5. Fastensonntag wird im in katholischen Gottesdiensten der Psalm 126 gelesen. Da ist auch die Rede von einem Traum, aber keinem Albtraum, sondern einem schönen Traum! Und es wird die Bitte nach einer Wende in einer schwierigen Zeit laut. Es heißt da: „Wenn Gott unsere Not wendet und wieder Glück und Frieden bringt, dann wird das sein, wie in einem Traum. Dann werden wir wieder lachen können und unsere Traurigkeit wird sich in Freude wandeln.“
Auch wenn ich jetzt noch keine Wende sehe oder vielleicht auch gerade weil ich derzeit noch keinen Ausweg sehe, mache ich diesen Psalm heute zu meinem Gebet: „Wende doch Herr unsere Not!“. Davon träume ich! Darauf hoffe ich! Und darum bitte ich!
Claudia Fontana, Katholische Kirche für Antenne Mainz.