Hallo, ich bin Helena Gilbert von der katholischen Kirche.
Letzte Woche war es wieder soweit: Nach einer intensiven Fortbildung hielt ich ein Zertifikat in den Händen. Geschafft, bestanden, gut gemacht. Dein Aufwand hat sich gelohnt.
Wie oft hielt ich schon so ein Schreiben in den Händen? Wahrscheinlich schon als Kind. War das erste Zertifikat meine Fahrradführerscheinprüfung? Oder das Seepferdchen? An die jährlichen Urkunden zu den Bundesjugendspielen kann ich mich auch noch gut erinnern. Bis heute kamen noch weitere Urkunden, Zertifikate und Abschlüsse dazu. Auszeichnungen scheinen irgendwie von Bedeutung zu sein.
Heute feiern Katholikinnen und Katholiken das Fest Allerheiligen. Da geht es um Menschen, die in ihrem Leben oder darüber hinaus mehr als die bestandene Bescheinigung für die Bundesjugendspiele erhalten haben. Irgendwann wurde ihnen das Zertifikat verliehen: Heilig.
Heilig? Was soll das eigentlich sein? Ich muss zugeben, dass ich lange Zeit damit nicht viel anfangen konnte. Es wirkte auf mich abgehoben, realitätsfern und auch verkitscht. Heute kann ich mit einem anderen Blick darauf schauen. Mit dem Zertifikat „Heilig“ werden Menschen ausgezeichnet, die nicht für ihre großen sportlichen oder universitären Leistungen ausgezeichnet werden. Sondern, ob sie durch ihr Leben einen Unterschied gemacht haben. Also irgendwie mehr Licht als Schatten hinterlassen haben. Die „Heiliges“ in dieses scheinbar so alltägliche Leben hineingetragen haben.
Damit kann ich dann sehr viel anfangen. Und wünsche mir, dass es doch noch mehr von diesen Auszeichnungen geben würde. Denn eigentlich gilt: Wir alle sind zur Heiligkeit berufen. Das ist unsere Aufgabe. So einfach und schwierig zugleich.
Helena Gilbert, katholische Kirche, für Antenne Mainz.