Hallo, ich bin Michael Tomaszewski, katholischer Pfarrer in Mainz.
In vielen Städten gehen Menschen auf die Straße, um für Demokratie und Menschenwürde und gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren, auch bei uns in Mainz. Sie wollen nicht länger schweigen oder wegschauen.
Christinnen und Christen taten sich mit dem Gedanken an Widerstand oft schwer. Hat Jesus nicht Friedfertigkeit gepredigt? Soll man nicht die andere Wange hinhalten, wenn man auf die eine geschlagen bekommt?
Doch Gott selbst sagt in der Bibel was anderes. Er schickt Propheten wie Moses, Jesaja, Mirjam und viele andere. Sie sollen auftreten gegen alle Ungerechtigkeit, alle Unmenschlichkeit und jede Unterdrückung. Gott selbst ruft auf zum Widerstand.
Auch Jesus hat Unmenschlichkeit angeprangert - überall, wo sie ihm begegnete. Wo Menschen ihrer Würde beraubt wurden, hat Jesus nicht einfach weggeschaut, sondern Stellung bezogen. Und er hat dadurch deutlich gemacht, dass sein Gott, ein Gott ist, der auf der Seite der Schwächeren und der Unterdrückten steht.
Deshalb muss für mich Kirche auch politisch sein. Immer wenn auf Gruppen geschimpft wird und es nicht um den einzelnen Menschen geht, läuft was schief. DIE Flüchtlinge, DIE Juden, DIE Muslime, DIE Ausländer, DIE und DIE Gruppe.
Nicht wegschauen oder weghören, wenn jemand gemobbt oder ausgegrenzt wird, wenn jemand seine Würde abgesprochen wird. Nicht tatenlos zuzusehen, wie Gewalt gegen Menschen auch unter uns erneut um sich greift.
Die Demos, wie gestern wieder in Mainz, zeigen: Viele wollen das so nicht mehr hinnehmen. Gott sei dank!
Pfarrer Michael Tomaszewski, katholische Kirche für Antenne Mainz.