Warum riskieren Menschen ihr Leben?

Warum riskieren Menschen ihr Leben?

26. Dez. 2024

Es gibt Menschen, die sind derart von etwas überzeugt, dass sich dafür auch ihr Leben aufs Spiel setzen. So erging es dem russischen Oppositionellen Alexej Nawalny. Der gläubige Christ hat sich für ein freies Russland eingesetzt. Bis zum Schluss. Pfarrer Hans-Peter Weindorf vergleicht das in seinem Impuls mit dem Heiligen Stephanus, dem die Kirche am 26.12. gedenkt. Auch er war so von der Botschaft Jesu überzeugt, dass er sich sogar steinigen ließ. Was heißt das für uns?

„Kirche“ vom 26.12.2024 ANTENNE MAINZ

Guten Morgen, ich bin Hans-Peter Weindorf, Pfarrer aus Mainz.

Es war wie in einem Film, wenn man dem Helden zurufen möchte: „Tu es nicht!“ Und wenn man doch genau weiß, dass er sich nicht mehr von seinem Vorhaben abbringen lässt.

Die Rede ist von Alexej Nawalny, dem russischen Oppositionspolitiker, der am 16. Februar dieses Jahres in einem russischen Strafgefangenenlager gestorben ist. Im August 2020 wurde Nawalny in Russland Opfer eines Giftanschlages. Nach einer langwierigen Behandlung in einem Berliner Krankenhaus entschloss er sich, nicht im Exil zu bleiben, sondern nach Russland zurückzukehren, um dem skrupellosen Diktator Wladimir Putin die Stirn zu bieten.

Nawalny, ein gläubiger, russisch-orthodoxer Christ, hat sich ein Leben lang für ein freies, demokratisches Russland eingesetz, auch wenn er damit rechnen musste, dass die Herrschenden alles tun würden, um ihn auszuschalten.

Warum tut ein Mensch so etwas und setzt sein Leben aufs Spiel? Vermutlich, weil ihm sein eigenes Leben weniger wert ist als sein Einsatz für die Gerechtigkeit - für eine große Sache. Und für diese Idee war Nawalny bereit unglaublich große Schmerzen auszuhalten und seinen eigenen Tod in Kauf zu nehmen. Alexei Nawalny - ein Märtyrer unserer Zeit!

Warum erzähle ich das heute Morgen - am 2. Weihnachtsfeiertag?

In vielen Kirchen denken Christinnen und Christen heute an den ersten christlichen Märtyrer: den heiligen Stephanus.

Auch er war bereit sein Leben aufs Spiel zu setzen, weil er von Jesus Christus und seiner Lehre so begeistert war, dass er seinen Glauben überall und zu jeder Zeit weitergeben wollte.

Stephanus - ein Märtyrer der frühen Kirche;

Alexej Nawalny - ein Märtyrer unserer Tage!

Von diesen beiden Menschen können wir lernen, was es heißt: „von einer Sache überzeugt zu sein“ und „sich mit Haut und Haar dafür einzusetzen“!

Nein, wir müssen uns nicht dafür steinigen lassen! Dafür fehlen mir ganz sicher der Mut und die Kraft! Aber da und dort Courage und Zivilcourage zeigen, so wie es auch heute immer wieder Menschen tun, die sich für andere einsetzen, denen ein Leben in Freiheit und Sicherheit für alle wichtig ist. Vor solchen Menschen, ob sie nun Alexej oder Stephanus heißen, ziehe ich den Hut und wünsche mir eine kleine Scheibe von ihrer Kraft und von ihrer Überzeugung.

Einen gesegneten 2. Weihnachtsfeiertag. Gesundheit und Wohlergehen und, wenn es nötig ist, die Kraft und den Mut, den Mund aufzumachen.