Hallo, ich bin Helena Gilbert von der katholischen Kirche.
„Was willst du werden, wenn du groß bist?“. Diese Frage haben wir bestimmt alle schon einmal gehört. Ich habe jetzt eine Antwort gelesen, die ich so aber noch nie gehört habe, und zwar im Buch „Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd“ von Charlie Mackesy.
Es geht um eine Reise dieser Vier und um große Lebensfragen. Eine dieser Fragen stellt der kleine Maulwurf dem Jungen: „Was willst du werden, wenn du groß bist?“ Und der Junge antwortet: „Freundlich“.
Für den Maulwurf scheint dies die normalste Antwort der Welt zu sein, denn er setzt das Gespräch direkt fort. Ohne darüber zu stolpern.
Bei mir blieb diese Szene aber hängen. Ich würde sagen, dass ich mittlerweile schon groß bin. Aber bin ich auch freundlich?
Es gibt ja verschiedene Freundlichkeiten: Die zu mir selbst, zu meiner Umwelt, zu meinem Nächsten. Gerade in meinem Freundes- und Bekanntenkreis erlebe ich zurzeit, dass gerade die Freundlichkeit zu sich selbst oft auf der Strecke bleibt. Beruf, Alltag, Kindererziehung – und dabei allen Ansprüchen gerecht zu werden, ist nicht ohne.
Vielleicht hat der kleine Junge genau dies im Blick gehabt, als er auf die Frage mit „freundlich“ geantwortet hat. Vielleicht hat er sich auch die scheinbar „Großen“ angeschaut und dabei für sich entschieden, dass er es einmal anders machen möchte.
„Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder“, hat Jesus mal gesagt, weil er wusste, Kinder machen vieles instinktiv richtig. Vielleicht nehmen wir uns jetzt im Mai die Kinder mal zum Vorbild? Das wäre es doch, oder? Geben wir uns ein neues, ein freundliches Gesicht. Kann nicht so schwer sein, oder?
Helena Gilbert, katholische Kirche, für Antenne Mainz.