Ein Hausherr nimmt Abschied

Als Domdekan ist Heinz Heckwolf 18 Jahre lang Vorsitzender des Domkapitels und Hausherr des Mainzer Doms gewesen. (c) Anja Weiffen/ Kirchenzeitung
Als Domdekan ist Heinz Heckwolf 18 Jahre lang Vorsitzender des Domkapitels und Hausherr des Mainzer Doms gewesen.
Datum:
27. Okt. 2021
Von:
Anja Weiffen/ Kirchenzeitung

Hat ein Domdekan einen liebsten Platz im Dom? Auf die Frage antwortet Heinz Heckwolf (79) diplomatisch. In der Mainzer Kathedrale erzählt in der Kirchenzeitung er von seinem bevorstehenden Ruhestand und von einem schmerzlichen Moment.

An diesem Tag ist es laut, fast ungemütlich im Mainzer Dom. Handwerker bauen gerade an der neuen Orgel. Die Bänke im Mittelschiff sind wegen Corona abgesperrt. In einer Seitenkapelle findet sich ein ruhiger Platz für ein Gespräch mit Domdekan Heinz Heckwolf.

Wie sieht es aus mit Ihrem Lieblingsplatz im Dom? Als Sie 2009 zur 1000-Jahr-Feier des Mainzer Doms danach gefragt wurden, hatten Sie noch keinen.

Einen Lieblingsplatz im Dom habe ich nicht, diese Frage wird mir ja oft gestellt. Aber ich habe schon seit vielen Jahren eine Lieblingszeit, und das ist der frühe Morgen, besonders, wenn der Dom ganz still ist, die Sonne durch die Fenster scheint und das Licht auch noch bunte Farben auf die Pfeiler wirft. Das ist ein schöner Rahmen für eine Besinnung, für ein persönliches Gebet und für die Feier des Gottesdienstes. Das schätze ich sehr.
Durch Corona war das alles nicht mehr möglich, ich konnte allein in den Dom gehen, aber der Dom war auch zeitweise geschlossen. Es ist natürlich schöner, wenn eine Gemeinde da ist.

Das heißt, die Corona-Zeit war für Sie eine sorgenvolle Zeit?

Ja, aufgrund der Pandemie mussten ja viele Hygiene-Maßnahmen beachtet und umgesetzt werden und auch die Frage, inwieweit man Gottesdienste feiern darf und unter welchen Bedingungen, musste beantwortet werden. Eine ganz schmerzliche Erfahrung war für mich das Weihnachtsfest im letzten Jahr. Wir hatten hier extra Bänke aufgestellt, zusätzliche Plätze geschaffen, es waren schon Monitore angeschlossen, damit auch in den letzten Winkeln noch Menschen die Gottesdienste mitfeiern konnten, die Christmette und den Gottesdienst am ersten Feiertag. Dann musste kurz vorher, weil die Verordnungen wieder strenger wurden, vielen Menschen, die sich für die Gottesdienste schon angemeldet hatten, wieder abgesagt werden. Das war natürlich ein schwerer Eingriff. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich das mal machen muss, Menschen zu sagen: Bitte kommen Sie nicht. Aber es war leider so.

Was hat Ihnen denn in Ihrer Amtszeit am meisten Freude bereitet?

Das Schönste, das waren für mich die Gottesdienste, die Mitwirkung der Chöre und der Orgel und die Beteiligung sehr vieler Gläubiger, besonders an den hohen Feiertagen.
Für mich war ein sehr wichtiges Anliegen die Sorge, dass der Dom erhalten bleibt, also die systematische Renovierung durchzuführen, die wir vor vielen Jahren beschlossen haben. Dann musste der tausendjährige Dom mit Errungenschaften der Neuzeit konfrontiert werden, er bekam Internetanschluss. Jetzt haben wir in der Planung – die Leitungen liegen schon –, Gottesdienste und anderes zu streamen. Es wurde eine neue Audio- und Videoanlage eingebaut. Die Heizung musste erneuert werden.

Wird man Sie weiterhin im Dom sehen?

Ich habe schon vor, so lange ich das noch kann, mich in die Liste einzutragen und hier Gottesdienste zu feiern. Ich habe auch noch ein paar Aufgaben im Bistum, zum Beispiel Firmungen in diesem und im nächsten Jahr.

Mit 79 Jahren gehen Sie in einem höheren Alter in den Ruhestand als viele andere Priester. Sind Sie jetzt erleichtert? Oder hätten Sie noch weiter im Amt bleiben wollen?

Es gibt natürlich Dinge, die man gern macht und die einem leicht fallen, und es gibt Dinge, die einem schwerer fallen. Insofern ist das zweigeteilt. Ich bin froh, dass ich manches nicht mehr machen muss. Anderes hätte ich vielleicht gern noch getan, aber es ist gut, wenn man dann mal sagt: So, ich ziehe einen Schlussstrich, jetzt geht das Staffelholz weiter und ein anderer kümmert sich darum.

Haben Sie Pläne für Ihre Ruhestandszeit?

Ich lasse alles auf mich zukommen.

Haben Sie ein Hobby?

Ich werde wahrscheinlich sehr viel in der Natur sein, ich kann mir auch vorstellen, dass ich mich nochmal mit Patrologie, mit den Kirchenvätern, beschäftige, aber konkrete Pläne habe ich nicht, ich lasse das einfach mal auf mich zukommen.

Was wünschen Sie Ihrem Nachfolger? Was steht im Dom an?

Mein Nachfolger wird eigene Akzente setzen. Sicherlich wird auch er dafür sorgen, dass die Gottesdienste weiter gut gefeiert werden. Man merkt, dass jetzt wieder mehr Menschen kommen. Ich hoffe, dass auch wieder das Chorgebet, das Stundengebet, aufgenommen wird, das haben wir ja bisher nicht tun können, weil nicht gesungen werden darf.Auch die Sanierung muss ja weitergeführt werden. Ich wünsche ihm, dass er viel Freude hat an allen Aufgaben rund um den Dom.

Was werden Sie am meisten vermissen?

Die Zusammenarbeit mit Menschen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das sein wird, weil ich jeden Tag viele getroffen habe, bei vielen Begegnungen.

Wie fühlen Sie sich in Bezug auf den Tag der „Staffelübergabe“?

Ich gehe da mit einem positiven, guten Gefühl hin, und wie man das bei einer Staffelübergabe so macht, man reicht den Stab einfach weiter, und ich blicke zufrieden auf die Strecken, die ich zurückgelegt habe.
Interview: Anja Weiffen

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