Mentorin der Mädchen

Missio-Gast aus Kenia unterwegs in den Bistümern Fulda, Limburg und Mainz: Paula Kidakwa (rechts), hier mit der Mainzer Missio-Referentin Dr. Eva Baillie am „Drei-Mädchen-Brunnen“ an der Maria Ward-Schule in Mainz. (c) Kirchenzeitung/ Anja Weiffen
Missio-Gast aus Kenia unterwegs in den Bistümern Fulda, Limburg und Mainz: Paula Kidakwa (rechts), hier mit der Mainzer Missio-Referentin Dr. Eva Baillie am „Drei-Mädchen-Brunnen“ an der Maria Ward-Schule in Mainz.
Datum:
20. Okt. 2022
Von:
Anja Weiffen/ Kirchenzeitung

Paula Kidakwa kümmert sich im größten Slum von Nairobi um Mädchen und
leitet eine Wohngemeinschaft. Als Missio-Gast berichtet die Laienmissionarin
von den Nöten junger Menschen und was Kirche in Kenia bedeutet.

Die Arbeit im Slum hat mich gelehrt, was es heißt, Christin zu sein.

Armut hat viele Gesichter. Junge Frauen in Kenia kennen sie zum Beispiel unter dem Begriff „Period Poverty“ (Periodenarmut). Vielen fehlt das Geld, um sich Menstruationsartikel zu kaufen. Mädchen gehen aus Scham nicht zur Schule, wenn sie ihre Periode haben. „Sie müssen sich entscheiden, ob sie Maismehl kaufen, um etwas zu essen zu haben, oder ob sie das Geld für Binden ausgeben“, schildert Paula Kidakwa die Situation von jungen Frauen. In Kibera, im größten Slum von Kenias Hauptstadt Nairobi, engagiert sich die 37-Jährige als Laienmissionarin und leitet eine Wohngemeinschaft für Mädchen. Paula Kidakwa ist so etwas wie eine Mentorin für die 19- bis 21-jährigen Frauen. Aktuell leben dort fünf. Jungen Leuten fehlt es an Information und Führung.
Als Missio-Gast besucht Paula in diesen Wochen Schulen und Einrichtungen in den Diözesen Fulda, Mainz und Limburg. In Mainz ist unter anderem ein Treffen im Bischöflichen Ordinariat mit jungen Leuten aus der Region geplant. An diesem Tag begleitet sie Pater Serge Patrick, der dem Orden der Assumptionisten angehört. Er ist ebenfalls als Missio-Gast unterwegs und genau wie Paula in der Jugendpastoral in Nairobi tätig. Kenia ist ein junges Land, aber es fehlt oft an Bildungsmöglichkeiten für die jungen Leute. Paula Kidakwa berichtet, dass aus dem traditionell geprägten und von Dürre heimgesuchten Norden des Landes viele junge Menschen nach Nairobi gehen. Meist  werden Mädchen von ihren Familien früh verheiratet. Die Aussicht, in Nairobi eine Schule zu besuchen oder zu studieren, befreit sie von diesem Los. Doch in den Slums laufen sie Gefahr, unter die Räder zu kommen, beeinflusst von Gangs und Drogen. Beim Gespräch im Bischöflichen Ordinariat lauschen die Zuhörenden gebannt Paulas Bericht aus Kibera. Mobiltelefone etwa gelten dort als Statussymbole.
„Um ein Handy zu ergattern, tun manche alles, verkaufen sogar ihren Körper.“ Sie will Mädchen durch ihr kirchliches Engagement Halt und Orientierung geben, aus ihrem christlichen Glauben heraus. Paula betont: „Was jungen Menschen in Kenia fehlt, sind Information und Führung.“ Sie selbst hat früher bei einer Bank als Geschäftsstellenleiterin gearbeitet. „Aber der 9-bis-17-Uhr- Job hat mich nicht ausgefüllt“, sagt sie. Zurzeit absolviert sie ein Masterstudium im Fach Entwicklungsstudien, auch in Theologie will sie sich weiterbilden.
Die Katholikin war zwei Jahre bei den Jesuiten tätig. Nun hat sie sich bei den Yarumal Missionaries neben ihrem Studium ehrenamtlich als Laienmissionarin verpflichtet.
Zusammen mit 20 anderen Laienmissionaren in ihrem Stadtteil unterstützt sie den Orden in der Jugend- und Sozialpastoral. Kirche, das sei in Kenia zugleich Ambulanz und Anlaufstelle für Familien, um Hilfe für ihre Kinder oder um einen Job zu bekommen, erläutert Paula. Über die jungen Frauen in ihrer Wohngemeinschaft, die alle in eine Hauswirtschaftsschule gehen, sagt sie: „Wenn sie eine Arbeitsstelle bekommen, ist das ein Erfolg für uns, und wenn sie Probleme haben, sind wir für sie da.“ Mädchen zu fördern, das heißt für sie im christlichen Sinn der Gemeinschaft zu dienen. So nah an den Herausforderungen von Menschen zu sein, empfindet Paula als Reichtum, dafür möchte sie etwas zurückgeben. „Die Arbeit im Slum hat mich gelehrt, was es heißt, Christin zu sein.“

Diesen Artikel und noch viel mehr lesen Sie in der neuesten Ausgabe von Glaube und Leben vom 23. Oktober 2022. Gibt's was Neues bei Ihnen, lassen Sie es uns wissen! Anruf - 06131/28755-0 - oder E-Mail: info@kirchenzeitung.de

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