Polizisten brauchen mentale Stärke

Sabine Christe-Philippi (c) privat
Sabine Christe-Philippi
Datum:
29. Juli 2020
Von:
Anruferin: Barbara Faustmann

Bei den Krawallen am Frankfurter Opernplatz, in Darmstadt und Kassel ging der Mob massiv gegen Polizeieinsatzkräfte vor. Über die Lage spricht Sabine Christe-Philippi (53). Sie ist als katholische Polizeiseelsorgerin zuständig für die Polizeipräsidien Frankfurt und Westhessen.

Polizeibeamte sind darin ausgebildet, in schwierigen Situationen handlungsfähig zu bleiben

Wie ist die Stimmung unter den Polizisten?

Die Stimmung ist gut. Nach den Eindrücken von Stuttgart und angesichts der auch in Frankfurt stattfindenden Zusammenkünfte vieler Menschen rechnete die Polizei damit, dass Vergleichbares auch hier passieren könnte. Polizeibeamte sind darin ausgebildet, in schwierigen Situationen handlungsfähig zu bleiben. Sie sind mental vorbereitet. Gefahrenabwehr ist ihre Aufgabe. Das, was sich am Opernplatz in Frankfurt ereignete, Solidarisierung gegen Polizeikräfte und gewaltvolle Angriffe mit Flaschenwürfen, das ist ein schon seit einiger Zeit feststellbares Phänomen. Frauen und Männer in Uniform benötigen mentale Stärke und eine klare Differenzierung zwischen dem, was sie in Uniform repräsentieren, nämlich die staatliche Gewalt, und der eigenen Person. Dann kann es gelingen, Haltung zu bewahren und sich auch von solchen Anfeindungen nicht erschüttern zu lassen.

Wie werden Polizisten seelsorglich betreut?

Wir als Polizeiseelsorger sind externe Kooperationspartner der Polizei, die den Männern und Frauen im Polizeidienst unterstützend zur Verfügung stehen. Wie sie seelsorglich begleitet werden, das hängt vom konkreten Fall ab und von den sich stellenden Herausforderungen. Mal begleiten wir Einsätze und sind mit den Polizisten gemeinsam unterwegs und damit ansprechbar, dies auch als Zeichen der Solidarität. Seelsorge im engen Sinne geschieht in einem geschützten Raum, mit Einzelpersonen, die sich bei uns melden, auch mit (Dienst-)Gruppen, für die wir als Gesprächspartner angefragt werden oder uns proaktiv zur Verfügung stellen.

Ist die Gewalt gegen Beamte ein gesellschafts-politisches Problem, gerade auch in der Zeit der Pandemie?

Die Polizei verkörpert für die Menschen sichtbar und greifbar die Staatsgewalt. So wie es in der akuten Corona-Krise festzustellen war, verleihen Menschen ihrem Unmut dort Ausdruck, wo sie eine Gelegenheit hierzu finden. Das sind zum Beispiel Polizeibeamte, die für die Einhaltung der Corona-Regeln zu sorgen haben.

Diesen Bericht und noch viel mehr lesen Sie in der neuesten Ausgabe von Glaube und Leben vom 2.August 2020. Gibt's was Neues bei Ihnen, lassen Sie es uns wissen! Anruf - 06131/28755-0 - oder E-Mail: info@kirchenzeitung.de

Interview zum gleichen Thema bei domradio.de