„Wir geben nicht auf“

Die Frauenkommission im Bistum Mainz, Stand März 2023: (von links) Ursula Büsch, Kerstin Pulm, Anne-Kathrin Lamke, Ina May, Schwester Mrija Hope Nuculaj, Renate Götz, Laura Hölz, Geschäftsführerin Janina Adler, Helena Arnold und Christine Maurer. Online zugeschaltet sind: (von links) Nicola Diefenbach, Antonia Papenfuhs und Renate Flath (c) Ina May
Die Frauenkommission im Bistum Mainz, Stand März 2023: (von links) Ursula Büsch, Kerstin Pulm, Anne-Kathrin Lamke, Ina May, Schwester Mrija Hope Nuculaj, Renate Götz, Laura Hölz, Geschäftsführerin Janina Adler, Helena Arnold und Christine Maurer. Online zugeschaltet sind: (von links) Nicola Diefenbach, Antonia Papenfuhs und Renate Flath
Datum:
2. Mai 2023
Von:
Anja Weiffen

Sie sind von Frauen gewählt und setzen sich für Geschlechtergerechtigkeit ein: Die zwölf Mitglieder der ersten Frauenkommission im Bistum Mainz haben Pionierarbeit geleistet. Am 8. Juli werden ihre Nachfolgerinnen gewählt.

Die drei Frauen nicken. Ob sie wieder kandidieren wollen? Ja, das können sich Renate Götz, Ina May und Renate Flath gut vorstellen. Sie sprechen mit „Glaube und Leben“ über die Bilanz der ersten Frauenkommission im Bistum Mainz. Für sie und die neun weiteren Mitglieder der Frauenkommission brechen die letzten zwei Monate ihrer Amtszeit an. Am 8. Juli wird die nächste Frauenkommission gewählt. Für viele der aktuellen Mitglieder kommt eine erneute Kandidatur in Frage. Das spricht für diese Premiere im Bistum. Die erste Frauenkommission musste die Grundlagen schaffen – sprich die Statuten – für die Arbeit nachkommender Kommissionen. Aber die Frauen wollten auch inhaltlich weiterkommen, betonen sie.

Renate Flath, Ina May und Renate Götz erleben in der Frauenkommission eine aktive Atmosphäre. „Wir sind eine sehr motivierte Gruppe“, betont Ina May, Lehrerin, wohnhaft in Darmstadt. Sie findet: „Wir haben zwar auch unterschiedliche Ansichten, aber eine sehr wertschätzende Kommunikation untereinander.“ Renate Flath aus Heppenheim schaut zufrieden auf die Arbeit zurück: „Ich bin stolz darauf, wie gut wir das in den zwei Jahren, trotz Corona, hinbekommen haben. Wir machen das ja alle ehrenamtlich. Auch berufstätige Frauen und Frauen mit Kindern arbeiten mit hohem Engagement mit. Das hat mich erstaunt und ermutigt.“ Renate Götz aus Ingelheim, die im November 2021 in die Kommission nachgerückt ist, fand schnell in das Gremium hinein. „Das Wichtigste ist Vertrauen.“ Das führt sie unter anderem auf häufigere, dafür kürzere Treffen zurück, zum Beispiel mithilfe von Online-Konferenzen. „So entsteht ein guter Kontakt.“

Diese erste zweijährige Amtszeit sollte die Arbeit der Frauenkommission anschieben. „Wir sind froh, dass sie in den Statuten nun auf vier Jahre festgelegt ist. Zwei Jahre sind einfach zu kurz“, sagt Renate Götz, die Erfahrung aus anderen Gremien wie dem Katholikenrat mitbringt. Als weiterer Erfolg wird verbucht, dass den Statuten gemäß ein Mitglied der Frauenkommission an den Sitzungen des Diözesanpastoralrats teilnimmt. Aktuell ist das Christine Maurer. Auch in den jeweiligen Pastoralraumkonferenzen sind die zwölf Frauenkommissionsmitglieder qua Amt vertreten. „Auf Initiative der Frauenkommission“, darauf verweist Renate Götz. Die Pastoralraumkonferenzen gibt es allerdings nur übergangsweise, bis die neuen Pfarreien entstehen. Wie es dann mit der Beteiligung der Frauenkommissionsmitglieder in den neuen Strukturen weitergeht, ist noch unklar. „Das wäre ein Thema für die nächste Amtszeit“, schlagen die drei Frauen vor.

Als Schlüsselthemen für die weitere Arbeit nennen die Kommissionsmitglieder den Pastoralen Weg und die Verkündigung. „In beiden Feldern wollen wir die Präsenz von Frauen fördern. Überall fehlt die weibliche Perspektive“, betont Renate Flath, die als Pastoralreferentin für die Kirche tätig ist und sich in der Frauenkommission ehrenamtlich engagiert. Renate Götz, ausgebildete Diplom-Verwaltungswirtin, erläutert: „Wir ermutigen Frauen, sich beim Pastoralen Weg auch in den Projektgruppen mit den ,hard facts‘, Immobilien/Gebäude, Finanzen und Verwaltung, zu engagieren.“ Weitere Ergebnisse der ersten Frauenkommission kündigen Flath, Götz und May noch für die aktuelle Amtszeit an: Zu geschlechtergerechter Sprache wird gerade ein Dokument vorbereitet. Ebenso ein Empfehlungsschreiben an Bischof Peter Kohlgraf zu Frauen in der Verkündigung. Zu letzterem Thema hatte die Kommission eine Umfrage in den Pfarreien durchgeführt.

Gespräche mit Bischof als wertschätzend erlebt

Nachgefragt, welches Selbstverständnis die Frauenkommission prägt, etwa im Vergleich zur Reformbewegung Maria 2.0, die klare Forderungen stellt, antwortet Ina May: „Wir sind eine bischöfliche Kommission. Die Frauenkommission, in ihrer jetzigen Konstellation, ist auf Dialog aus. Verletzungen stehen nicht im Vordergrund, daher können wir freier agieren. Die Gespräche mit dem Bischof erleben wir als sehr wertschätzend, von beiden Seiten.“ Aber sie sagt auch: In Sachen Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche will die Kommission den Druck aufrechterhalten. „Wir geben nicht auf, wir lassen uns durch Rückschläge nicht demotivieren.“ Renate Flath hebt ein theologisches Grundanliegen der Mitglieder hervor: „Wir haben eine Leidenschaft für das Evangelium, und das muss unter die Leute. So wie bei den ersten Frauen an Jesu Grab.“

Wahl am 8. Juli

Am Samstag, den 8. Juli 2023 findet von 14 bis 18 Uhr online die zweite Frauenversammlung im Bistum Mainz statt. Gesprochen wird über die bisherigen Themen der Frauenkommission und über die Themen, die noch offen sind. Bischof Peter Kohlgraf und die Bevollmächtigte des Generalvikars, Stephanie Rieth, werden bei der Versammlung dabei sein. Ziel der Beratungen ist die Wahl von zwölf Frauen, die die zweite Frauenkommission im Bistum stellen. Eingeladen sind Frauen allen Alters und aller Orientierungen, Frauen aus allen Bereichen von Gesellschaft und Kirche. Die einzige Voraussetzung: Teilnehmerinnen und Kandidatinnen müssen mindestens 16 Jahre alt sein und im Bistum Mainz wohnen. Anmeldeschluss für Kandidatur und Teilnahme ist der 10. Juni 2023. Anmeldung auf www.bistummainz. de/frauenkommission oder per E-Mail: frauenkommission@bistum-mainz.de

Ein Gremium zur Beratung

Die Frauenkommission berät die Bistumsleitung (Ordinarius, Mitglieder der Dezernentenkonferenz) und den Diözesan-Pastoralrat. Auftrag der Kommission ist, zu reflektieren und Schritte auszuarbeiten, wie sich die Beteiligung von Frauen und Geschlechtergerechtigkeit auf allen Ebenen im Bistum und in den Strukturen fördern und umsetzen lässt. 2020 hatte Bischof Peter Kohlgraf auf Empfehlung des Diözesan- Pastoralrats und auf Initiative der Verbände kfd und KDFB eine Frauenkommission eingesetzt. Gewählt wurde die Kommission bei der ersten Frauenversammlung am 19. Juni 2021. Im November 2021 übernahm Janina Adler die Geschäftsführung. Inhaltlich hat sich die Kommission mit Vernetzung, Sprache, Verkündigung, Pastoraler Weg, Leitung, Schutzraum und „Sternenkindern“ beschäftigt. Am 13. Januar organsierte der Arbeitskreis Verkündigung eine Gespräch mit dem Bischof und mit zu einem Weiheamt berufenen Frauen. 14 Mal (Stand März 2023) tagte die Kommission in der Großgruppe. (red)

Mehr Infos, die Statuten und ein Statement zur Missbrauchsstudie auf: www.bistummainz. de/frauenkommission 

Diesen Artikel und noch viel mehr lesen Sie in der neuesten Ausgabe von Glaube und Leben vom 30. April 2023. Gibt's was Neues bei Ihnen, lassen Sie es uns wissen! Anruf - 06131/28755-0 - oder E-Mail: info@kirchenzeitung.de

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